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Komplettes Interview mit Rick Sternbach, Teil 3

 
Donnerstag, 13. Dezember 2001 - 20:00 Uhr

Im Folgenden finden Sie Teil 3 des kompletten Interviews mit Rick Sternbach, welches der Webmaster Bernd Schneider von der Site "Ex Astris Scientia" mit ihm führte. Rick Sternbach war Illustrator bei "Das nächste Jahrhundert", "Deep Space Nine" und "Voyager". Er entwurf u.a. das Design der Raumschiffe "Enterprise-D" und "Voyager". Zur Zeit arbeitet er an "Star Trek X: Nemesis".

EAS: Was für andere Projekte verfolgen Sie zur Zeit? Was für Pläne haben Sie für die Zukunft?

RS: "Wir werden die erste Einheit am neuen Spielfilm ca. bis März abgeschlossen haben, danach werde ich nach jeder freien Stelle für einen Sciencefiction-Illustrator Ausschau halten, die es gibt, und in den freien Stunden arbeite ich an astronomischen Kunst- und Weltraum-Ausbildungs-Produkten, die mit dem Mars und interplanetaren Flügen zu tun haben."

EAS: In gewisser Hinsicht ist Ihr Beruf (Scifi-Kunst) etwas, was andere Leute als Hobby haben, während was sie in ihrer Freizeit tun, sehr "seriös" erscheint. Zumindest in meinem Fall ist das genau anders herum (Ich bin im richtigen Leben Ingenieur). Wünschen Sie sich manchmal, dass Sie als Ingenieur arbeiten würden, um wirklich das zu bauen, was Sie als Idee im Kopf haben?

RS: "Ich dachte wirklich, dass ich als Luftfahrt-Ingenieur enden würde, als ich 1969 auf das College wechselte. Mittelmäßige Noten und das Ende des Apollo-Programms sorgten dafür, dass ich in die Kunstwelt überwechselte. Ich habe mit Wissenschaftlern und Ingenieuren an realen Projekten gearbeitet. Ich weiß immer noch nicht, ob ich mich als Zugehöriger zu dem einen oder anderen Lager zählen soll, da ich sowohl Scifi als auch den wahren Weltraum mag. Sicher, ich habe die letzten 14 Jahre in der SF/Fantasy/Medien-Welt verbracht, aber ich habe immer Kontakt mit Leuten von "JPL", "KSC", "Ames" usw. aufrecht gehalten."

EAS: Verglichen mit den 60'er Jahren scheint das reale Raumfahrt-Programm seinen Reiz für die Öffentlichkeit verloren zu haben. Was würden Sie gerne tun, um den alten Geist wiederzubeleben (abgesehen vom Start einer bemannten Mission zum Mars, was auf alle Fälle das Interesse erneuern würde)?

RS: "Ich würde die NASA bitten, ihre PR/PAO-Bemühungen etwas höher zu schrauben, um das Interesse der Leute zu wecken, selbst in einer Welt, wo es zahlreiche Ablenkungen wie Kino, CDs brennen und Chatten im Internet gibt. Ganz ernsthaft hat die NASA noch nie die besten Ergebnisse erzielt, wenn es um das Erlangen der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit ging. Obwohl ich sagen muss, dass es viele engagierte Raumfahrt-Pädagogen gibt, die mit Kindern und Eltern arbeiten, um den Geist dieses Abenteuers aufrecht zu erhalten. Ich versuche meine Kinder zu begeistern, so dass sie wenigstens über den Weltraum nachdenken, auch wenn sie vielleicht einen ganz anderen Weg einschlagen werden als ich. Wenn Sie begeistert sind und ihnen etwas aufregendes und interessantes zeigen, denken diese zweimal darüber nach, bevor sie zu dem zurückzukehren, was sie eben gerade getan haben."

EAS: Die offensichtlichste Frage: "Enterprise"? Was denken Sie über die Handlung? Den Fortbestand?

RS: "Ich denke, dass die Handlung sehr großes Potential ausweist, obwohl ich persönlich, wie am Anfang des Jahres erwähnt, die Geschichte noch mindestens 50 Jahre früher angesetzt hätte. Ganz einfach, um dem Zuschauer einen höheren Geschmack über die Schwierigkeiten des interstellaren Fluges zu geben und dem Zusammentreffen mit Aliens aus nahen Sonnensystemen.

So wie es ist, hat sich die Technologie (und das Technobabble) schneller entwickelt zu dem Standard, den wir in "Das nächste Jahrhundert" und "Voyager" sehen. Damit müssen die Produzenten leben.

Ich denke, sie hätten klüger mit der Terminologie und dem Vorhandensein (oder Fehlen) von Hardware sein können. Geschwindigkeit und Entfernungen machen keinen Sinn mehr, was sehr unglücklich ist, wenn man bedenkt, dass die Leute des Teams und auch von Außen, Archers Universum ganz schnell in ein wissenschaftlich vollkommen unsiniges Universum verwandeln können. Ein wenig Biegen der Regeln ist für die Dramatik ganz ok, aber wenn Qo'nos nur noch 1.5 Lichtjahre von der Erde entfernt ist, fühle ich mich ein wenig im Stich gelassen.

Die Geschichten bis jetzt klingen alle ein wenig vertraut. Ist "Star Trek" weniger wert als literarische Sciencefiction? Vielleicht war es das immer, aber ich hatte für einige Zeit gedacht, dass zumindest der Versuch unternommen wird, das Medien-Gegenstück von Autoren wie Ted Sturgeon, Anne McCaffery, Poul Anderson, Fred Pohl, Robert Heinlein, Ursula LeGuin, Larry Niven und Joe Haldeman zu sein. Viele von ihnen kenne ich als Freunde und habe sie gelesen oder jahrelang für sie illustriert."


EAS: Es scheint, als wollten Braga und Berman soviel wie möglich behalten, was man gleich als "Star Trek" identifizieren kann. Leider scheint das die Wiederverwertung von Handlungsfäden und wenig Änderungen in der Erzählmethodik zu beinhalten. Haben Sie einen Rat für die Autoren oder so gar eine Drehbuch-Idee?

RS: "Das liegt nicht in meinem Verantwortungs-Bereich, sicher, habe ich jede Menge Ideen, einige, die sogar gute "Enterprise"-Episoden abgeben würden, aber letztendlich müssen die Autoren und Produzenten entscheiden, wie hart sie arbeiten wollen, um Folgen wie "Terra Nova" davon abzuhalten, "Voyager"s "Friendship One" zu kopieren. Sie müssen ihre Gründe haben, warum sie das tun, was sie tun. Im Moment entzieht sich mir jener Grund, besonders da ich weiß, dass es in der geschriebenen Scifi sehr viele Quellen der Inspiration gibt, die ausgezeichnete "Enterprise"-Folgen hergeben würden."

Teil 4 erscheint Morgen. Dann erzählt Rick Sternbach, was er am Design der "Enterprise NX-1" besser machen würde. (Redakteur: Lin Xiang)

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