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"Nachgehakt & Hinterhergefragt", Teil 5: von einem der auszog, das Fernsehen zu lehren

 
Dienstag, 15. Januar 2002 - 18:42 Uhr

Leo Kirch ist ohne Frage das, was man allgemein einen Tycoon nennt: Er steht im Machtzentrum eines Mediengiganten, der weitreichenden Einfluss in der Gesellschaft hat. Zu seinem Imperium gehören Sat.1, Pro7, Kabel1, zahlreiche Ballungsraumfernseh- und Hörfunksender wie TVM und TVB. Er hat Einfluss auf wichtige Printmedien, er kassiert bei den größten TV-Vermarktungsgesellschaften mit, steht in dem Ruf, den größten deutschen Filmpool sein Eigen nennen zu dürfen und in seiner Medienschmiede ist der erste deutsche Pay-TV-Sender entstanden. So gesehen, müsste Leo Kirch ein glücklicher Mensch und wir ihm unendlich dankbar für sein Lebenswerk sein.

Doch mit der Dankbarkeit ist das so eine Sache. Dankbar ist der Mensch in der Regel nur dann, wenn er aus *seiner* Sicht etwas Wertvolles erhalten hat. Und da kommen wir bei Herrn Kirch ins Grübeln. Als ST-Fans huldigen wir "unseren" "Star Trek"-Sender Sat.1 und seit Montag Kabel1. Aber was ist mit Premiere World (PW)? Sicher, Herr Kirch hat es wirklich gut mit uns gemeint, als er "Star Trek" zu seinem Abo-Fernsehen holte. Er dachte nur an unser Wohl und wollte uns einen unbeschwerten weil werbefreien Fernsehgenuss bescheren. Und? - Wie danken wir es ihm? Indem wir, die potentiellen Abonnenten, sein Angebot nicht annehmen und uns dem Bezahlfernsehen verweigern, so dass sein Projekt jetzt vor einem Desaster steht, wenn auch nicht zum ersten Mal.

Wie die Deutsche Presseagentur dpa jetzt meldete, hat die Kirch-Gruppe im vergangenen Jahr trotz groß angelegter Werbekampagnen nur wenig neue Kunden für ihren verlustreichen Bezahlsender PW gewonnen. Die Zahl der Abonnements ist um fünf Prozent auf rund 2,4 Millionen gestiegen. Der Sender liege damit unter den Planungen, hieß es bei Premiere. Mehr als ein Drittel der Kunden, die sich Ende 2000 für ein besonderes Weihnachtsangebot entschieden hätten, seien im Laufe des vergangenen Jahres wieder abgesprungen, räumte Premiere ein. Im Weihnachtsgeschäft 2001 seien 40 000 Neukunden weniger gewonnen worden als im Vorjahreszeitraum. Durch das enttäuschende Ergebnis bei der Abonnentenzahl bleibt der drohende Ausstieg von Rupert Murdoch bei Premiere akut. Er hat die Option, seine Investitionen für seinen rund 22-prozentigen Anteil an Premiere in Höhe von rund 1,5 Milliarden Euro zurückzufordern, wenn der Sender seine Ziele nicht erreicht.

Na da dürfen wir doch gespannt sein, ob Herr Kirch diese Forderung, falls nötig, aus seiner Portokasse bezahlt (schließlich ist er ja Multimilliardär), mit seinem australo-amerikanischen Duzfreund Murdoch einen neuen Deal aushandelt oder dieses Projekt endlich aufgibt und das Feld jemand anderem überlässt, der mehr vom Markt, unseren Bedürfnissen und vom Fernsehmachen versteht. (Redakteur: Dirk Kreß)

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