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US-Quoten von "Enterprise": eine gute und schlechte Nachricht

 
Donnerstag, 17. Oktober 2002 - 21:46 Uhr

Wie hat sich "Enterprise" diese Woche in den US-Quoten geschlagen? Lesen Sie eine gute und eine schlechte Nachricht.

  
Die gute Nachricht:

Fangen wir mit der guten Nachricht an - die finalen Quoten zu der Episode "Dead Stop" sind erschienen. Diese zeigten, was das Overnight-Rating der Episode bestätigt haben: die höchsten Quoten seit der Februar-Episode "Shadows Of P'Jem". "Dead Stop" konnte 5,4 Millionen Zuschauer fesseln und erlangte ein Final-Rating von 3.5 bei 6% Marktanteil.

Damit landete die Serie im Vergleich zu anderen Fantasy/Sciencefiction-Serien auf einem guten vierten Platz. Interessant ist, dass die US-Serie "Alias" wieder an Zuschauerschaft einbüßt und 300.000 Zuschauer auch diese Woche verliert, während die Superman-Serie "Smallville" auf dem Sender WB erfolgreicher denn je unterwegs ist.

Hier ein Vergleich:

Platzierung - Serie (Sender) - Final-Rating/Marktanteil (Zuschauerzahl)

01. Alias (ABC) - 5.8 bei 9% Marktanteil (9,4 Millionen)
02. Smallville (WB) - 4.8 bei 7% Marktanteil (8,8 Millionen)
03. Birds of Prey (WB) - 4.7 bei 7% Marktanteil (7,6 Millionen)
04. Enterprise (UPN) - 3.5 bei 6% Marktanteil (5,4 Millionen)
05. Charmed (WB) - 3.1 bei 5% Marktanteil (5,0 Millionen)
06. Buffy (UPN) - 3.0 bei 5% Marktanteil (4,9 Millionen)
07. Angel (WB) - 2.5 bei 4% Marktanteil (4,2 Millionen)
08. The Twilight Zone (UPN) - 2.6 bei 4% Marktanteil (3,8 Millionen)
09. Push, Nevada (ABC) - 2.6 bei 4% Marktanteil (3,6 Millionen)
10. Haunted (UPN) - 1.4 bei 2% Marktanteil (2,5 Millionen)

Kommentar:

Es ist für den Sender UPN dieses Jahr schon ein Desaster, außer "Enterprise" hat der Sender praktisch keine einzige Serie vorzuweisen, die quotenmäßig auch nur annähernd an die Erfolgsserien des Erzrivalen WB herankommt. "Smallville" und die neugestartete Serie "Birds Of Prey" sind extrem gut unterwegs und ein Ende ist nicht in Hinsicht. "Smallville" hat sich längst zu einem Kult mit einem festen Fankreis entwickelt und wird auch bald in Deutschland anlaufen - RTL hat sich die Rechte an der Serie bereits längst gesichert.

Die finalen Einschaltquoten von "Dead Stop" sind erfreulich und beweisen, dass gute Episoden viele Zuschauer anziehen.

Marc Berman bezeichnet "Enterprise" in seiner renommierten täglichen TV-Kolumne als eine Serie, die im Vergleich zum Vorjahr zwar erheblich an Zuschauerzahlen einbüßen musste, aber noch immer ein Spieler ist. Hingegen zeigt er sich sehr enttäuscht von "Buffy", da diese Serie nicht die Quoten einbringt, die man von ihr gewohnt ist.

Wirklich leid tun kann einem die neue Serie "Firefly" von Joss Whedon, dem "Buffy"-Erschaffer. Diese Serie wurde nicht nur minimal umworben, auch ließ man die Serie diese Woche ausfallen, um ein Baseball-Spiel zeigen zu können. Ob diese Taktik klug ist für die Einschaltquoten, bleibt abzuwarten. FOX scheint dies jedenfalls eingesehen zu haben und hatte extreme Promotion für die Serie während des Baseball-Spiels betrieben.

Die schlechte Nachricht:

Extreme Promotion scheint die Serie "Enterprise" schon wieder mehr als nötig zu haben. Die am Mittwoch ausgestrahlte Episode "A Night In Sickbay" erlangte ein Overnight-Rating von 5.1 bei 8% Marktanteil. Dies ist ein Rückgang von 0,3 Punkten im Vergleich zur Vorwoche und zeigt, dass der Aufwärtstrend der Quoten wohl hauptsächlich nur an der guten Promotion für "Minefield" und "Dead Stop" lag. Auch fielen die letzten US-Kritiken zur Episode "A Night In Sickbay" sehr vernichtend aus und man kann sich den Rückgang der Quoten auch durch die schlechte Episodenqualität erklären.

Neben dem chaotischen Sendeplan von UPN waren hauptsächlich auch die schlechten "Enterprise"-Episoden der ersten Staffel für die kontinuierlich sinkenden Einschaltquoten verantwortlich. "Enterprise" ist eine Serie, die zwar nicht sofort nach dem Ende des Pilotfilmes enttäuscht, aber nicht wie andere die Stärken ausbaut, sondern die gesamte Palette ihrer Schwächen auslegt - und das in einer ersten Staffel ist selbstverständlich vernichtend für die Quoten.

"Enterprise" ist beim besten Willen keine schlechte Serie, doch von den Qualitäten ihrer "Star Trek"-Vorgänger ist sie weit entfernt. Sie mag ein neuer frischer Wind im "Star Trek"-Franchise sein, doch dieser neue Wind ist nur eine lausige stille Brise im gesamten US-TV-Markt, der durch wirklich innovative Serien (neue Kamera-Techniken, neue Erzählperspektiven) wie "The West Wingt", "24" oder "Six Feets Under" eine "neue Ära des Fernsehens" einleitet, um "USA Today" einmal zu zitieren. Wenn "Star Trek" hierbei nicht nachzieht, sondern weiterhin mit altbackenen Stories daherkommt, müssen sich Berman und Braga nicht wundern, wenn die Einschaltquoten kontinuierlich sinken.

Die zweite Staffel ist in Hinsicht auf die Episodenqualität zufriedenstellend gestartet, doch wie lange noch? Hoffen wir, dass "A Night In Sickbay" keine Durchhänger-Serie einleitet, wie es "Lautloser Feind" in der ersten Staffel tat.

Es mag sicherlich ein wenig übertrieben erscheinen, wenn man bei einem Fall von 0,3 Punkten die Serie ein wenig in Frage stellt, doch ist, wenn man die Quoten betrachtet, die US-Zuschauerschaft im Moment sehr unentschieden, was "Enterprise" betrifft und die US-Quoten sind entsprechend auch sehr instabil. Daher kann sich "Enterprise" nicht mehr soviele Durchhänger leisten wie in der ersten Staffel, wo sie einen gewissen Freiraum noch hatte, der hier nicht mehr gegeben ist. Wenn die Serie nicht hier und jetzt die Zuschauerschaft mit etwas neuem fesselt und ihr zeigt, warum es sich lohnt, bei ihr weiterhin einzuschalten, dann werden die Einschaltquoten weiter sinken.

Mehr Sex, mehr Action und mehr Humor - klingt nach "Andromeda" und mag für eine "Star Trek"-Serie etwas neues sein, doch der US-TV-Markt ist längst weiter. "Star Trek" und vor allem "Das nächste Jahrhundert" standen einst für Anspruch und Innovationen im Fernsehen, "Enterprise" ist gerade dabei, das ohnehin in Verruf geratene Franchise aufs übelste zu verraten. Mehr Sex, mehr Action und mehr Humor - Worte von "Star Trek"-Chef Rick Berman - mögen innovativ für "Star Trek" sein, doch für den Rest des US-TV-Marktes sind sie es längst nicht mehr. Um im derzeitigen TV-Markt bestehen zu können, muss man etwas bieten, was andere Serien nicht haben - und was ist das bei "Enterprise"? Die Antwort: Fans, die abwandern.

Sex kann man ein wenig intelligenter unterbringen als dies in "A Night in Sickbay" der Fall war, Sex in "Enterprise" (sprich Dekontaminierungsszenen und dummes Gelabere über so und soviele Freundinnen) sind peinlich und mögen höchstens noch prä-pubertäre Jugendliche, die schon bei jeder Kussszene in Entzückung geraten, zu beeindrucken, doch niveauvollere Fans, die in "Star Trek" das Anspruchsvolle und Intelligente geschätzt haben, wandern ab. Damit ist "Enterprise" eine geborene Durchschnitts-Serie, die die Quoten nicht aus Innovation und Anspruch holt, sondern aus Unterhaltung niedrigerer Art. Um etwas neues zu zeigen, muss man nicht unbedingt alles alte auf den Kopf stellen.

Dass dies auf Dauer nicht gut gehen kann, zeigt ein bestes Beispiel: "Andromeda", ironischerweise "Star Trek"-verwandt und leider "Enterprise" sehr ähnlich, wenn auch die "Star Trek"-Serie um ein tausendfaches anspruchsvoller ist, was keine große Kunst ist.

Nächste Woche kommt eine Wiederholung. Danach geht es mit der Episode "Marauders" weiter. Hoffen wir, dass diese eine Wiederholung nicht allzugroße negative Wirkung auf die US-Quoten hat. Und hoffen wir, dass diese Staffel keine Durchhänger-Serie weder bei den Episoden noch bei den Quoten aufweisen wird.

(Redakteur: Lin Xiang)

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