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Episodeninhalt

Reue

Titelgrafik zur Episode

Vorherige Episode:
Abstammung
Nächste Episode:
Die Prophezeiung
Originaltitel:
Repentance
Regie:
Mike Vejar
Story:
Mike Sussman und Robert Doherty
Drehbuch:
Robert Doherty
Gaststars:
Jeff Kober als Iko

Tim DeZarn als Yediq

F. J. Rio als Joleg

Gregg Poland als Voyager-Sicherheitsoffizier

Erstausstrahlung in Deutschland:
14.09.2001
Erstausstrahlung in den USA:
31.01.2001

Inhalt

Die "Voyager" reagiert auf einen Notruf und findet ein beschädigtes Alien-Schiff vor. Die Crew beamt zwei verletzte Passagiere auf die Krankenstation und die restlichen neun in den Frachtraum. Drei von ihnen sind Nygean-Wachmänner, die erschroken darüber sind, dass ihre Waffen nicht mehr funktionieren, zumal die anderen Männer gefährliche Kriminelle sind.

Auf der Krankenstation nimmt ein Gefangener namens Iko Seven als Geisel und verlangt ein Schiff und Essen. Als Tuvok erscheint, verliert Seven die Geduld und befreit sich aus den Händen von Iko, der daraufhin fatalerweise den holographischen Doktor als Geisel nimmt. Tuvok schießt mit einem Phaser durch den Doktor hindurch und bewältigt damit Iko.

Yediq, der Haupt-Wachmann, bedankt sich bei Janeway, Chakotay und Tuvok und erzählt ihnen, dass die Gefangenen zurück zur Heimatwelt transportiert werden, wo sie exekutiert werden sollen, da sie alle wegen Mord verurteilt worden sind. Dies stürzt die Crew in ein Dilemma, doch nichtsdestotrotz hat sie die Erste Direktive einzuhalten, daher ist Janeway mit dem Transport einverstanden. Bis die "Voyager" die Heimatwelt erreicht, wird es noch mehrere Tage vergehen, weshalb Tuvok den Frachtraum in ein Gefängnis umrüstet.

Als Neelix den Gefangenen Essen bringt, wird er von Yediq gebeten, dieses wieder zurückzubringen, da er meint, dass seine Gefangenen ein stattliches Mahl wie das von Neelix nicht verdient haben. Neelix und Tuvok sind nicht dieser Auffassung und verweisen ihn auf die Protokolle der Föderation zur Behandlung der Gefangenen. Währenddessen erzählt der Doktor Seven wie sehr er die Entscheidung des Captains anzweifelt, den Nygeanern zu helfen, da er nichts von der Todesstrafe hält.

Im Frachtraum wird Iko von einem Mitgefangenen provoziert und greift um sich. Daraufhin kommen zwei Wachmänner in die Zelle und verprügeln ihn. Diese können jedoch von zwei Sicherheitsoffizieren der "Voyager" gestoppt werden. Als Konsequenz auf diese gewalttätige Tat bekommen die Nygean-Wachmänner Zutrittsverbot zum Frachtraum. Der Doktor behandelt den verletzten Iko und bittet Seven, ein paar Nanosonden zur Verfügung zu stellen, um den neurologischen Schaden, der dem Gefangenen beim Verprügeln zugefügt wurde, zu behandeln.

Während Neelix den Gefangenen Essen aushändigt, erzählt ihm Joleg, ein Gefangener, warum er wegen Mord angeklagt wurde. Er war zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen und wurde verdächtigt und schließlich verurteilt, weil er von der Spezies Benkaran ist, die als eine verbrecherische Spezies unter den Nygeanern bekannt ist. Neelix, sichtlich beeindruckt von der Erzählung, kontaktiert die Regierung von Nygean und bekommt unter dem Vorwand des "Kulturaustausches" Zugang zu einigen Daten über das Rechtssystem. Er erzählt Tom und B'Elanna, dass die Benkaraner den meisten Raum der Nygean-Gefängnisse einnehmen und zehnmal wahrscheinlicher für ihre Verbrechen verurteilt werden als Nygeaner. Joleg wurde wegen Indizienbeweise verurteilt. Paris erzählt Neelix jedoch, dass jeder im Föderations-Gefängnis eine Geschichte aufzuweisen hat und dass er nicht so leichtgläubig sein sollte, aber Neelix erinnert ihn daran, dass Joleg bald sterben wird.

Auf der Krankenstation hat der Doktor Iko die Nanosonden verabreicht, der unter Schmerzen erwacht, jedoch ruhiger wirkt als zuvor. Der Doktor stellt fest, dass Iko jetzt dankbarer und vertrauenswürdiger als vorher handelt, was ein starker Kontrast zu seinem frühen Verhalten darstellt. Iko gesteht dem Doktor, dass ihm Schuldgefühle plagen und er nicht aufhören kann, an den Mann zu denken, den er getötet hat. Der Doktor untersucht das Gehirn seines Patienten und entdeckt, dass die Nanosonden neue neurale Verbindungen geschaffen haben. Während der Doktor seine Untersuchungen weiterverfolgt, versucht Iko eine Konversation mit Seven zu starten und fasziniert sie mit seinen Kindheitserinnerungen an die Sterne und Konstellationen.

Neelix hingegen bringt Joleg bei, wie man Kadis-Kot spielt. Beim Gespräch mit ihm lernt Neelix, dass das Nygean-Rechtssystem auf dem Prinzip "Vekto Valek K'Vadim" basiert, was soviel bedeutet wie "Bevorzuge die Opfer", bei dem die Opfer entscheiden, was mit den Tätern geschehen soll. Neelix lernt auch, dass wenn ein Täter wohlhabend genug ist, er sich sozusagen freikaufen kann, indem er der Famie des Opfers Geld gibt. Neelix ist entsetzt und will Joleg helfen, der jedoch jegliche Hilfe ablehnt, die eine Schuldbekenntnis darstellt. Stattdessen fragt er Neelix, ob dieser nicht einfach einen Brief an seinen Bruder schicken könnte.

Der Doktor stellt bei seinen Untersuchungen fest, dass Iko mit einem erblich bedingten Gehirn-Defekt geboren wurde, der gewalttätiges Verhalten fördert. Die Nanosonden haben diesen Defekt behoben. Er informiert Janeway und sie ist der Meinung, dass Ikos Gewissen nun aktiviert wurde. Der Doktor glaubt nun, dass Iko keine Bedrohung mehr ist und Seven ist der Ansicht, dass Iko in gewisser Hinsicht nicht mehr der Mann ist, der das Verbrechen begangen hat. Sie versuchen Yediq zu erklären, dass eine fundamentale Änderung eingesetzt hat und ihn zu töten keinen Sinn macht. Sie überzeugen ihn, mit Tuvok zu versuchen, eine Berufung bei der Familie des Opfers einzulegen, doch Iko lehnt dies ab, da dieser glaubt, er verdiene den Tod.

Als das Schiff angegriffen wird, verliert der Frachtraum Energie und die Kraftfelder der Gefängniszellen werden deaktiviert. Alle anderen Gefangenen mit Ausnahme von Iko überwältigen die Wachmänner und versuchen, die "Voyager" unter ihre Kontrolle zu bringen. Das angreifende Schiff versucht, die Gefangenen herüberzubeamen, kann aber von der "Voyager" gestoppt und kampfunfähig gemacht werden.

Währenddessen versucht Tuvok, die Gefangenen auf den Korridoren des Schiffes zu neutralisieren, aber Joleg nimmt Yediq gefangen und verlangt nach einem Shuttle. Als Joleg kurz bevor ist, Yediq zu töten, wird er von Iko aufgehalten, der der Meinung ist, Yediq gehöre ihm. Iko nimmt den Phaser, tötet Yediq aber nicht, sondern reicht ihn ihm, der sofort Joleg und einen anderen Gefangenen neutralisiert. Yediq ist sich nun bewusst, dass Iko sich wirklich verändert hat.

Yediq nutzt nun seinen Einfluss, um die Familie des Opfers von Iko zu überzeugen, sich anzuhören, was dieser zu sagen hat. Dieser erzählt der Familie, dass er den Tod akzeptieren wird, wenn dieser ihm hilft, Frieden zu finden. Aber sollte die Familie ihn leben lassen, so wird er niemals wieder jemanden verletzten.

Währenddessen erzählt Neelix Joleg, dass er herausfand, dass dessen Brief an seinen Bruder in Wirklichkeit ein Notruf war, welcher seinen Bruder mitteilen soll, die "Voyager" zu attakieren und die Gefangenen herauszubeamen. Joleg versucht ein weiteres Mal, Neelix zu manipulieren und der Talaxianer verlässt ihn unbeeindruckt.

Während Iko und Seven sich die Sterne in der Astrometrie anschauen, betritt Janeway den Raum und gibt bekannt, dass Ikos Berufung von der Familie des Opfers abgelehnt worden ist. Iko wird nun doch exekutiert werden.

Seven ist tief bestürzt und kann sich nicht regenerieren. Seven gesteht Janeway, dass sie es unfair findet, warum Iko für den Mord an ein einziges Individuum bestraft wird, sie aber, die als Borg Tausende von Individuen assimilierte, davon kommt. Janeway antwortet, dass die verlorenen 20 Jahre ihres Lebens an die Borg Strafe genug ist.

Kritik

Wenn sich "Voyager" mit Problemen unserer Gegenwart beschäftigt, so ist sie bisher immer sehr erfolgreich gewesen. Besonders in der siebenten und letzten Staffel liefen die Autoren zur Hochform auf und lieferten mit "Kritische Versorgung" und "Abstammung" eindrucksvolle Meisterwerke ab.

"Reue" hingegen ist auf der ganzen Linie eine herbe Enttäuschung. Diese Episode hat mit der Grundthematik nicht mehr viel gemeinsam und versucht teils von dieser so sehr abzuweichen, dass man meinen könnte, die Autoren hätten sich zuviel vorgenommen und sich einfach aus vielen moralischen Fragen herausgeschrieben.

Die Episode ist klar gegen die Todesstrafe, die Argumente des Doktors sind deutlich. Doch dies ist nicht der Fehler der Episode, der Fehler besteht an dem Beispiel, welches die Argumente des Doktors unterstreichen und die Sinnlosigkeit der Todesstrafe zum Ausdruck bringen will, sprich die Handlung um den Gefangenen Iko. Der Episode zufolge sind manche Täter biologisch klar als solcher definiert. Wenn dieser angeborene Fehler auskuriert wird und der Mensch nun ein anderer ist, hat dieser nicht eine Chance auf ein zweites Leben? Die Autoren sollen sich aber auch mit der Frage beschäftigen, ob eine Todesstrafe auch auf denjenigen angewendet werden darf, bei dem dieser biologische Fehler nicht kuriert wird - hat dieser ebenfalls ein Recht auf Leben?

Die Autoren beantworten diese Frage leider nicht und packen das gesamte Spektrum der Thematik in diesen einzelnen Spezialfall um Iko. Sie beschäftigen sich nicht intensiv genug mit der Figur Iko, sondern zaubern etwas aus dem Hut - in diesem Falle der biologische Defekt - als sie mit dem Charakter als solcher nicht weiterkommen.

Dass dies dabei nicht die Kernfrage und die Argumente des Doktors konsequent verfolgt, ist ersichtlich. Die Frage, die viel brisanter und passender ist, wäre, ob die Todesstrafe auf Iko angewendet werden darf, als dieser noch nicht geheilt wurde. Dass die Autoren dieser Frage ausweichen, zeigen sie mit Ikos Heilung, die natürlich so weitgehend ist, dass er ein neuer, sympathischer Charakter wird, welcher die Todesstrafe nicht verdient. Die Kernfrage nicht direkt zu beantworten, sondern diese zu umgehen, das ist der verheerende Fehler der Episode und sorgt für das Unbefriedigende, mit dem der Zuschauer die Episode betrachtet.

Sicherlich kann man dies auch so interpretieren - bezogen auf unsere Gegenwart - dass man durchaus in der Lage ist, Mörder zu rehabilitieren und die Todesstrafe für diese sinnlos ist. Doch hinkt diese Interpretation, da es sich bei Iko um einen medizinischen Eingriff handelt und nicht um eine psychologische Rehabilitierung, wie sie in unserer Gesellschaft angewandt wird.

Hier haben die Autoren also eine viel zu entfernte Perspektive gewählt, aus der die Parallele zu unserer Gegenwart nicht mehr ersichtlich ist. Zum ersten Mal überhaupt bei "Voyager" ist den Autoren also nicht gelungen, brillant auf unsere Probleme einzugehen, sondern verfehlen das Thema mit einer undeutlichen und viel zu abweichenden Projizierung.

Dies hat zwar den Vorteil, dass gängige Klischees vermieden werden, doch dennoch beantwortet es nicht die Frage gänzlich, sonderlich verursacht eine zusätzliche Frage, nämlich die, ob auch Täter, die nicht rehabilitiert werden können, weiterhin ein Recht auf Leben haben.

In der Episode sehen wir einen Neelix, der eine starke Beziehung zu einem Gefangenen aufbaut und von diesem hintergangen wird. Zwar ist es löblich, zu zeigen, dass es durchaus Täter gibt, die ihre Taten nicht einmal bedauern, doch hier besteht dasselbe Problem wie oben beschrieben - Die Frage, ob diese ein Recht auf Leben haben, wird nicht beantwortet.

Die Episode bleibt also immer bei der selben Frage um die Todesstrafe, ohne diese näher zu beleuchten. Ihr fehlt es praktisch überall gehörig an Tiefgang.

Sevens Charakter ragt in dieser Episode hervor und ist das Element, welches die Episode vor ihrem Totalabsturz bewahrt. Seven identifiziert sich von Anfang an mit Iko, da sie genau wie er, vor der "Behandlung" gemordet hat. Auch Seven ist eine neue Persönlichkeit geworden, die der Gewalt abgeneigt ist. Auch sie unterlag vorher ihrem Körper, der von dem Borg-Kollektiv beherrscht wurde, und hatte keinen Einfluss sowohl auf körperliches als auch geistiges Handeln. Doch ist Iko ein Individuum und sein biologischer "Defekt" ist bei weitem nicht so schwerwiegend wie der von Seven. Außerdem bleibt die Frage weiterhin, ob eine Todesstrafe bei seinem Charakter vor der Behandlung gerechtfertigt ist oder nicht, ob eine Todesstrafe bei Tätern, die nicht rehabilitiert werden können, gerechtfertigt ist oder nicht.

Die Episode will nur zeigen, wie sinnlos die Todesstrafe sein kann, nicht wie sinnlos diese ist. Mit anderen Worten stellt sie sich nicht der ganzen Palette der auftauchenden Widersprüche und zusätzlichen Fragen des Themas Todesstrafe, sondern reduziert alles auf einen Spezialfall, mit dem es den Autoren zwar leichter fällt, ihre Argumente zu verdeutlichen, dieser jedoch die Kernfrage umgeht.

Es ist schön zu sehen, wie Seven anfangs so distanziert mit Iko umgeht, dieser erinnert nur zu sehr an ihre schmerzliche Vergangenheit. Doch nach und nach entwickelt sie Sympathie für ihn und schließlich geht dies sogar so weit, dass sie sich ebenfalls schuldig fühlt, wenn Iko bestraft wird, zumal beide bei ihren Verbrechen nicht sie selbst waren. Es stellt sich also für Seven die Frage auf, ob es nicht unfair ist, dass Iko bestraft wird, sie aber davon kommt. Doch vergisst sie dabei, dass sie als Individuum von den Borg "ermordet" wurde und die wahren Täter also die Borg sind und nicht sie selbst. Bei Joleg ist diese Aussage nicht so leicht zu treffen.

Interessant ist das Rechtssystem der Fremden. Wir sehen hier ein System, welches erstaunlich plausibel ist und auch von der Erde hätte sein können. Ein System, welches die Opfer bevorzugt, ist jedoch fehlerhaft, da hier nicht objektiv und neutral beurteilt wird, sondern Emotionen, die vom korrekten Sachverhalt ablenken, miteinfließen.

Sehr gut sind die Dialogszenen zwischen Janeway und Seven, von denen die erste ihr als Mentor wie immer Ratschläge erteilt und sie zu Selbsterkenntnissen verleitet. Solche Szenen haben wir seit "Unvollkommenheit" nicht mehr und sind daher wieder an der Zeit.

Viel zu wenig wurde das moralische Dilemma der Crew behandelt, zumal wir hier eine sehr interessante Rahmensituation haben. Zwar muss die Erste Direktive letzten Endes eingehalten werden, doch hätte man zu gern gesehen, wenn eine Gesellschaft, die den Hauptwerten der Föderation widerspricht, etwas heftiger von der Crew aufgenommen wird. Brillante Streitdialoge, die die Serie seit ihrer 4. Staffel auszeichnen, fehlen hier. Also mangelt es auch hier an Tiefgang.

Wie immer sind die Schauspielleistungen großartig. Alle absolvieren ihre Auftritte mit Bravour und zeigen einmal mehr, dass die "Voyager"-Schauspieler die besten der "Star Trek"-Geschichte sind.

Fazit

"Reue" ist eine sehr oberflächliche Episode, die sich einem brisanten Thema unserer Gegenwart annimmt, dieses aber leider nicht tiefgründig genug behandelt. Das Hauptthema wird verfehlt, was entstehen, sind diesselben Fragen. Die Episode dreht sich unnötigerweise nur im Kreis. Viele "Voyager"-Fans werden die Episode "Reue" bereuen, zumal normalerweise eine Episode um ein Problem aus unserer Gegenwart von der Serie viel tiefgründiger und brillanter dargestellt wird. Schade um das verschenkte Potenzial.

Note: 3

Inhalt von Alexander Dennebaum (ad), Kritik von Shen Li (sl); aktualisiert am 25.12.2005