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Buchrezension

Saratoga

Titelgrafik zum Buch

Verlag:
Heyne
ISBN:
3-453-17115-2
Seitenanzahl:
266
Preis:
7,95 Euro

Inhalt

Starfleet hat eine neue "Saratoga" gebaut. Das letzte Schiff, das diesen Namen trug, wurde bei Wolf 359 beim "herzlichen" Erstkontakt mit den Borg zerstört. Mit an Bord waren nicht nur Kameraden Siskos, sondern auch seine Frau Jennifer, die bei dem Angriff ums Leben kam. Das Wiedersehen mit den alten Freunden und die Schiffstaufe, zu der er sie zum Mars bringen soll, macht Captain Sisko ziemlich zu schaffen.

Kira wird von einem alten Freund, der mittlerweile Stadtverwalter ist, um Hilfe gebeten. Die bajoranische Stadt Karvis benötigt dringend Energiespulen, ohne die die cardassianischen Pumpen nicht mehr gut arbeiten, was bedeuten würde, dass die Stadt überflutet würde. Nerys lässt ihre Verbindungen spielen und bittet Quark um den Gefallen, die Energiespulen so günstig zu besorgen, dass die Stadt sie zahlen kann.

Doch wenn man einmal die Hilfe eines Ferengi braucht! - ausgerechnet als er ein wichtiges Treffen mit einem Händler hat, der in Besitz der gewünschten Ware ist, erkrankt Quark an einer Kinderkrankheit und kann den Handel nicht vereinbaren. Es ist ein Notfall, also bleibt Kira nichts anderes übrig, als Odo um einen (fast unmöglichen) Gefallen zu bitten: er soll sich in Quark verwandeln und für zwei Tage den Ferengi spielen - und das, obwohl er den Ferengi absolut nicht leiden kann und außerdem nicht einmal alle Erwerbsregeln auswendig kann.

Auf dem Weg zu der Schiffswerft Utopia Plantitia, wo die neue Saratoga fertiggestellt wurde, wird die Defiant sabotiert - von einem von Siskos Kameraden - und gerät außerdem in einen Energiestrudel, aus dem sie sich nicht mehr befreien kann.

Kritik

Ich weiß, dass ich das schon über mehrere Bücher gesagt habe (und ich glaube, ich werde es noch über einige sagen): Das Hauptproblem dieses Romans ist (wieder mal, es tut mir leid) das verschenkte Potential. Eine Geschichte kann noch so schön und eine Idee noch so clever sein - auf die Umsetzung kommt es an, Ladies & Gentlemen!

Ich weiß, dass der folgende Abschnitt überheblich klingt. Vermutlich werden Sie meinen, dass ich arrogant bin und sagen: "Mach's doch besser!!" und dann nie wieder meine Buchkritiken lesen. Oder Ihnen hat das Buch gefallen und Sie werden mich mit E-Mails überhäufen und mir erzählen, dass ich falsch lag.

Und trotzdem: Ich sage jetzt gnadenlos meine Meinung. Wenn Ihnen das Buch gefällt, dann lesen Sie das Ende meiner Kritik. Da können Sie dann lesen, was mir an "Saratoga" gefallen hat.

Michael J. Friedman ist ein erfahrener Autor. Sonst hätte er wohl kaum über ein Dutzend "Star Trek"-Romane veröffentlicht. Deshalb traue ich mich ja kaum es zu sagen, aber: "Lieber Michael, du hast einen guten, routinierten Schreibstil drauf und was Charakterentwicklung angeht, hast du sicherlich auch eine Ahnung, aber bitte denk doch mal über die Geschichte nach, die du dir ausgesucht hast und überlege dir seeeehr gut, wie man sie am besten in einen Roman packt."

Ich finde es schlimm, dass ich so etwas einem Autoren wie dir überhaupt sagen muss. Ein Schreiberling denkt vorher darüber nach, ob seine Geschichte glaubwürdig ist. Wenn man dir etwas nicht abnimmt, hast du verloren.

Ein Schreiberling denkt vorher darüber nach, welche Szenen für die Story und die Charakterentwicklung WICHTIG sind. Diese Punkte hast du ja eigentlich noch ordentlich gemeistert und ich lobe dich dafür, aber... Und jetzt kommt das wichtigste, und das, lieber Michael, so leid es mir tut, hast du wahrscheinlich vergessen: Du musst wissen, wo die Stärken deiner Geschichte liegen. An bestimmten Stellen hast du nämlich in deiner Story viel Potential, das du ausschöpfen solltest. Und was tust du? Du lässt dieses wunderbare Potential einfach da verfaulen ohne es anzurühren.

Traurig. Wirklich traurig... Ich gebe mal ein konkretes Beispiel, damit hier niemand behaupten kann, daß ich irgendwelche Behauptungen hinaus in die Welt posaune, die zu beweisen ich nicht fähig bin:

Im Klappentext heißt es: Für Sisko bedeutet dies nicht nur, seinen alten Kameraden von der ersten Saratoga wiederzubegegnen. Er wird auch erneut mit schmerzhaften Erinnerungen an den Tod seiner Frau konfrontiert.

Und dieser Schmerz erreicht neue Dimensionen, als er erfährt, dass ihr Tod hätte verhindert werden können.' (Erst einmal dank an den reizenden Heyne-Verlag, denn im letzten Satz wird die fast überraschendste Wendung des Romans vorweggenommen! *fluch*)

Punkt 1: Wiedersehen mit den alten Kameraden. Zwar werden uns diese kurz vorgestellt, aber irgendwie gibt es zwischen ihnen und Sisko nicht besonders viel. Auch siehe Punkt 2 - wo sind die Erinnerungen an die alte Zeit? Das sind doch die Menschen, mit denen Sisko einen zweifellos wichtigen Wendepunkt in seinem Leben erlebt hat! Er hat vor dem Treffen mit ihnen Probleme und ihm gefällt die Sache nicht - aber später vergisst du das einfach, Michael, und gehst einfach nicht mehr darauf ein!

Punkt 2: 'Schmerzhafte Erinnerungen': WO??? Ja, okay, in ein paar kleinen Szenen, aber verdammt, ein Angriff der Borg, das müssen schmerzhafte Erinnerungen sein! Sicherlich gab es Menschen die sowas überlebten und danach in eine geschlossene Anstalt eingewiesen werden mussten, also gehe ich davon aus, dass es schmerzhafte Erinnerungen sein müssen. Sisko wird danach noch Alpträume gehabt haben und es wird eine Zeit gedauert haben, bis er mit dieser schrecklichen Erfahrung umgehen konnte! Michael, hörst du mir zu?? Wo erzählst du dem Leser von der Angst, die er gehabt haben muss?

Von den grausamen Bildern, die sich vielleicht immer noch vor seinem inneren Auge abspielen, wenn er an den Angriff denkt? Womöglich übertreibe ich, aber ich finde in dem Buch einfach keine 'schmerzhaften Erinnerungen'!

Punkt 3: 'Tod seiner Frau': Jennifer ist wichtig. Ihr Verlust war (behaupte ich einfach mal) das schlimmste was Sisko in seinem Leben widerfuhr, und wenn er die Chance hätte, etwas zu ändern, wäre es vermutlich ihr Tod, der brutale Tod des Menschen, den er am meisten liebte.

Es fehlen nicht nur die 'schmerzhaften Erinnerungen', sondern überhaupt die Erinnerungen - an seine Frau. Michael, du sagst in diesem ganzen Roman nur ein paar wenige Sätze über Jennifer. Traust du dich nicht, mehr zu erzählen? Wer war Jennifer? Was tat sie in ihrer Freizeit? Mochte sie Blumen und wenn, was für welche? Wie haben sie und Sisko sich kennengelernt?

Ich finde es schade, dass du dir nicht die Mühe machst, uns Jennifer vorzustellen. Statt dessen schreibst du so etwa: ,Sisko verlor die Frau, die er über alles liebte bei Wolf 359. Ach ja, ihr Name war Jennifer. Äh, das war natürlich sehr traurig, klar.' Ich hätte gerne etwas über sie erfahren und wie Sisko mit ihrem Tod umging - auch darüber verlierst du kein Wort, geschweige denn eine Zeile oder einen Absatz und das ist wirklich schade.

Nun zu den Stärken deines Buches, denn es ist nicht meine Absicht, deinen Roman zu zerreißen oder dich als Versager hinzustellen, weil ich Respekt vor jeder Person habe, die es schafft, ein Buch zu schreiben. Die Stärken deines Buches liegen beim Humor - auch wenn die Glaubwürdigkeit an einigen Stellen darunter leidet.

Die Idee mit Odo, zum Beispiel. Deine Figuren, die Besatzung der Saratoga, ginge fast schon in Richtung Stereotyp, wäre da nicht dieser Schuss Verrücktheit, die sie auf eine Art sympathisch und vor allem einzigartig machen.

Die Szene mit der Craynidin, Dr. Laffer, Zar und Captain Ishimaki am Tisch ist einfach spaßig, auch wenn ich persönlich es nicht gut finde, die Überlebenden Opfer eines Borgangriffes mit ihren Psychosen (und Marotten) zum Lachen darzustellen, aber da bin ich vielleicht etwas zu sehr auf political correctness bedacht.

Und zum Schluss entschuldige ich mich bei allen Lesern für diese ellenlange Kritik. Aber hätte ich meine Meinung nicht ordentlich begründet, hätte ich auch nur schreiben können: "Also ich finde das Buch nicht besonders gut" und dann wäre niemand sehr viel schlauer gewesen. Nun sind Sie es. Danke für eure Aufmerksamkeit.

Live long and read much!

Artikel geschrieben von Katrin Räuber (kr); aktualisiert am 06.11.2004