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Hannibal

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
Hannibal
Regie:
Ridley Scott
Darsteller:
Anthony Hopkins

Julianne Moore

Gary Oldman

Giancarlo Giannini

Francesca Neri

Ray Liotta

Land:
USA
Spielzeit:
107 Minuten
Jahr:
2000

Bilderstrecke:

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Inhalt

Um "Hannibal" verstehen zu können, muss man die Handlung von "Das Schweigen der Lämmer" kennen: Der Kannibale Hannibal Lecter wird endlich gefasst und inhaftiert. Er hat eine Vielzahl von Opfern verspeist, aber das letzte, das jüngste Mitglied einer sehr wohlhabenden Familie, ist noch immer an einem geheimen Ort eingesperrt. Da alle Versuche, Lecter zum Reden zu zwingen, fehlgeschlagen sind, wird schließlich die junge FBI-Agentin Starling zu Lecter entsandt, da man hofft, eine hübsche, junge Frau könnte mehr Erfolg haben. Angekommen in der Zelle muss Starling jedoch feststellen, dass sie dem intelligenten, charmanten und sehr gebildeten Mann deutlich unterlegen ist.

Kurz gesagt, das psychologische Verwirrspiel endet damit, dass Starling zwar den Aufenthaltsort erfährt, Lecter aber entkommen kann, in einer letzten Szene verschwindet er mit einem Privatjet und erst zehn Jahre danach knüpft der neue Film an: Der Junge, der einst von Lecter "angefressen" wurde, aber durch Starlings Einsatz gerettet werden konnte, erhält Informationen über Lecters Aufenthaltsort. Eine dramatische Suche beginnt.

Kritik

"Das Schweigen der Lämmer" konnte mich sofort in den Bann ziehen, als ich den Film das erste Mal sah. Die Thematik vom Kannibalismus, eigentlich eines der ekelerregensten, abstoßendsten Themen überhaupt, wurde auf solch hohem psychologischem Niveau behandelt, dass dieser Film mehr war als der übliche Hollywood-Brei. Das Starduo bestehend aus Judie Foster und Anthony Hopkins spielte grandios und hauchte den beiden, ohnehin sehr interessanten Hauptcharakteren eine Tiefsinnigkeit und Außergewöhnlichkeit ein, die das psychologische Verwirrspiel zu einem der fesselndsten Filme aller Zeiten machte.

Nun, nach einem Jahrzehnt, unzähligen Gerüchten und Spekulationen sowie einer Vielzahl von Ankündigungen und Debatten, ist der offizielle zweite Teil mit Namen "Hannibal" in den deutschen Kinos zu sehen. Judie Foster ist nach langem Hickhack nicht im Film zu sehen, weshalb ihr Charakter von einer anderen, unbekannteren Darstellerin gespielt wird, aber dafür nimmt zumindest Anthony Hopkins seine Rolle als gebildeter Kannibale wieder auf. Ausgerechnet Ridley Scott, der Mann hinter "Alien", "Blade Runner" und jüngst "Gladiator", inszenierte das mit Vorschusslorbeeren überhäufte Werk und wer diese Filme gesehen hat, der weiß, dass die Akzente bei "Hannibal" anders gesetzt sind als bei seinem Vorgänger. Scott spricht nicht lange über Dinge, er zeigt sie einfach - und geht damit bis an die Grenzen des guten Geschmacks. Aber dazu später mehr.

Die Story klingt sicherlich nicht atemberaubend und wären da nicht die außergewöhnlichen Charaktere (allem voran der schwer behinderte Millionär), so wäre die Luft aus diesem Drehbuch schnell heraus. Obwohl sicherlich immer die Frage dominiert, wie das Schicksal von Starling und Lecter aussehen wird, konzentrieren sich viele Stellen auf die Frage, wie und wann Lecter sein nächstes Opfer findet. Mag sein, dass hier sowohl Spannung als auch Wortwitz vorhanden sind, die übergreifende Handlung aber ist eine Enttäuschung. Das Zusammenspiel der beiden Hauptdarsteller ist sicherlich einer der Lichtblicke dieses Films, im Gegensatz zum ersten Teil fehlt aber das gewisse Etwas.

Der größte Unterschied zwischen "Das Schweigen der Lämmer" und "Hannibal" ist aber zweifelsohne die Art und Weise, wie der Kannibalismus aufgearbeitet wird. Mag sein, dass nach zehn Jahren das Publikum nur durch härtere Splattereffekte zu schocken ist und mag auch sein, dass die Gewalt in "Gladiator" gut ankam, mit seinem neuesten Werk geht Ridley Scott meiner Meinung nach aber zu weit. Spannung wird nicht dadurch erzeugt, dass die Kamera bis ins kleinste Detail zeigt, wie ein Mann von Wildschweinen zerfleischt wird oder ein anderer, noch lebendiger Charakter sein eigenes Gehirn essen muss, während er schon völlig benebelt dummes Zeug redet. Mansche mochten das komisch finden, ich aber fand es geschmacklos. "Das Schweigen der Lämmer" zog seinen Reiz daraus, dass sich die Bilder vom Kannibalismus im Kopf des Zuschauers abspielten, "Hannibal" aber zeigt alles und wirkt daher plump und abstoßend.

Die Inszenierung ist, wie von Ridley Scott gewohnt, sehr ästhetisch. Die Schauspieler sind Klasse und die Musik passend - von dieser Seite gibt es also nichts zu bemängeln und daher gehen die Meinungen zu Hannibal auch so weit auseinander: Die einen feiern ihn als den besten Film des Jahres, die anderen trauern ihrem Eintrittsgeld nach. Ich persönlich liege vielleicht noch in der Mitte, aber obwohl mir einige Passagen durchaus sehr gefallen haben, konnte mich der Film als Ganzes einfach nicht mitreißen und die geschmacklosen Splatterszenen sorgten sogar für manchen Ekel.

Fazit

Definitiv nichts für zarte Gemüter: Makabrer, geschmackloser Psychothriller, der zwar solide inszeniert wurde, aber dem irgendwie das gewisse Etwas fehlt.

Note: 2-

Artikel geschrieben von Patrick Streppel (ps); aktualisiert am 03.11.2004