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Hollow Man

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
Hollow Man
Regie:
Paul Verhoeven
Darsteller:
Elisabeth Shue

Kevin Bacon

Josh Brolin

Kim Dickens

Greg Grunberg

Land:
USA
Spielzeit:
110 Minuten
Jahr:
2000

Bilderstrecke:

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Inhalt

Paul Verhoeven sollte eigentlich jedem Fan von anspruchsvollen Filmen ein Begriff sein. Seine Markenzeichen: Ausgefallene Handlung, tiefe Menschheitsfragen sowie eine gewagte Inszenierung. Wenn er einen Film dreht, horcht Hollywood auf, denn der niederländische Starregisseur hält sich nur selten an die Regeln. Egal ob "Total Recall", "Robocop" oder "Starship Troopers", alle seine Filme waren etwas besonderes, provokant und durchdacht.

Doch ebenso oft wie Paul Verhoeven einen Hit abliefert, wird er missverstanden: Vor allem die Filmversion von Robert Heinleins Klassiker und das Stripper-Epos "Showgirls" fielen denen zum Opfer, die den tieferen Sinn nicht erkannten. "Starship Troopers" wurde als gewaltverherrlichend beschimpft (und hierzulande indiziert), "Showgirls" als seelenloser Erotikstreifen abgetan, doch die Satire, die Kritik, die in diesen Filmen steckte, schienen viele zu übersehen.

Mit diesen Hintergedanken war ich natürlich sehr gespannt auf "Hollow Man", Verhoevens neuester Sciencefiction-Film, in dem Wissenschaftler nach einer Möglichkeit suchen, den Menschen unsichtbar zu machen. Angespornt von ersten Erfolgen an Tieren wagt Sebastian Caine (Kevin Bacon) einen Selbstversuch. Zuerst ist er beigeistert davon unsichtbar zu sein, er spielte seinen Kollegen schon immer gerne Scherze und nutzt die neuen Möglichkeiten natürlich aus. Egal ob das einfache Versteckspiel oder das heimliche Befummeln einer jungen Ärztin, der wissenschaftliche Durchbruch ist zunächst ein Riesenspaß.

Doch die Situation ändert sich allmählig, als es Caine und seinem Team nicht gelingt, ihn wieder sichtbar zu machen. Die geheime Forschungseinrichtung tief unter der Erde wirkt auf ihn wie ein Gefängnis und seine Kollegen beginnen sich vor ihm und seinen Scherzen zu fürchten. Was könnte er in diesem Zustand alles anstellen?

Schließlich gelingt es Caine die Anlage kurzzeitig zu verlassen und in seine Wohnung zurückzukehren. Auf der anderen Seite ist wieder diese hübsche, junge Frau, die er Abend für Abend beim Ausziehen beobachtete bevor sie ihre Gardinen zuzog. Das Spiel scheint sich zu wiederholen, doch als sie ihm wieder den Blick verwehrt, bekommt Caine eine Idee. In einer sehr witzigen und zugleich sehr erotischen Szenen schleicht er sich unsichtbar und unbemerkt in ihr Appartement und beobachtet sie aus nächster Nähe, doch plötzlich wird aus dem Spaß ernst als er sie berührt und schließlich vergewaltigt.

Für den Zuschauer ist klar, er hat sich etwas verändert, er findet Gefallen an seiner neuen Macht. Plötzlich will er nicht mehr sichtbar werden und als seine Kollegen ihn auffliegen lassen wollen, folgt ein Kampf um Leben und Tod.

Kritik

Für Paul Verhoeven ist die Geschichte des unsichtbaren Mannes die Rückführung auf uralte philosophische Aussagen, ein Mensch werde bösartig wenn ihn die Gesellschaft nicht zurückhalte. Plato habe bereits beschrieben was passieren würde, wenn ein Mann unsichtbar werden könne: Er fühle sich wie ein Gott, gehe in die Häuser, vergewaltige die Frauen und töte die Männer. Aha, Plato schrieb also das Drehbuch für diesen Film?

Egal wie philosophisch der Ansatz seien mag, egal wie sehr Verhoeven versucht hat, seinem Stil treu zu bleiben, er war dieses mal nicht erfolgreich. Sebastian Caine ist eigentlich ein lieber Kerl mit einem merkwürdigen Sinn für Humor, er ist aber kein brutaler Killer und die Idee, das ihn lediglich die Macht zu einen solchen Verhalten verführt, ist nicht glaubwürdig. Das scheint auch den Produzenten klar geworden zu sein und so setzte man an zwei Stellen die Fußnoten ein, lange Quantenverschiebung (so wird die Unsichtbarkeit erklärt) führe zu Gehirnschäden bzw. zu Aggression. Also doch kein philosophischer Ansatz?

Schade eigentlich, dass nicht mehr aus dieser Thematik gemacht wurde, denn so wird die Story immer unglaubwürdiger und der Film endet in einem brutalen, konfusen Finale, dessen Vorhersehbarkeit nur durch die Aufgabe jeder Logik eingeschränkt wird.

Fünf bewaffnete Menschen sind nicht in der Lage einen unsichtbaren aufzuhalten, den sie mittels Infrarot sehen können? Warum schießen sie nicht, wenn Caine direkt vor ihnen steht, sondern rennen lieber zu einem toten Kameraden? Und warum ist in diesem Bunker eigentlich die Physik völlig bedeutungslos? Fragen, aber keine Antworten. Dafür erfahren wir, dass Wasser keinen Strom leitet, Menschen auch bei weit unter null noch quietschlebendig sind und eine Explosion, die einen ganzen Bunker sprengt, einem Unsichtbaren nichts anhaben kann.

Was bleibt also wenn wir Logik, Tiefsinn und Spannung aus diesem Film herausnehmen? Effekte, Gewalt und Erotik. Okay, letztere sind sicherlich ein Markenzeichen von Verhoeven und auch bei "Hollow Man" weitestgehend gelungen, doch das wahre Glanzstück sind wirklich die Tricks. Egal ob die Computeranimationen des sich langsam auflösenden Körpers, die Konturen in Rauch und Wasser oder die Szenen, in denen einfach nur etwas mit magischer Hand bewegt wird, optisch ist Verhoevens Film auf der Höhe der Zeit.

Fragt sich natürlich nur, wer für eine Effektdemo ins Kino geht. Wem "Episode 1" zu oberflächlich war, der wird schreiend davon laufen und selbst "Armageddo"n ist im Vergleich hierzu ein logischer, realistischer Film. Schade, aber damit unterbietet "Hollow Man" sogar noch "Battlefield Earth".

Fazit

Effekte und nichts, selten traf dieser Spruch mehr zu. Einer der schlechtesten Filme des Jahres.

Note: 4-

Artikel geschrieben von Patrick Streppel (ps); aktualisiert am 03.11.2004