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Star Wars: Episode II-Kritik von Jens Adrian

Titelgrafik zum Film

Originaltitel:
Star Wars: Episode II
Regie:
George Lucas
Darsteller:
Ewan McGregor

Natalie Portman

Hayden Christensen

Ian McDiarmid

Land:
USA
Spielzeit:
142 Minuten
Jahr:
2002

Bilderstrecke:

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Inhalt

"Episode 2" beginnt mit einem Attentat auf Senatorin Amidala, dem sie nur durch den erneuten Einsatz eines Doubles entkommt. Zu ihrem Schutz und um herauszufinden, wer sich hinter dem Attentat verbirgt, entsendet der Jedi-Rat zwei alte Bekannte: Obi Wan und sein Schüler Anakin, der sichtlich beschwingt ist, Padme Amidala nach zehn Jahren wiederzusehen. Ebenfalls deutlich: Der Konflikt zwischen dem eher gesetzten Obi Wan und dem risikofreudigen Anakin sowie die Arroganz des jungen Jedi aufgrund des in ihm schlummernden Potenzials.

Ein zweites Attentat kann von den beiden Jedi nur knapp verhindert werden und bringt nach einer grandiosen Verfolgsjagd in den Häuserschluchten Coruscants ein wenig Licht ins Dunkel: Während Obi Wan sich mit dem neuen Jedi-Starfighter zum Meeresplaneten Kamino begibt und dort sowohl den Kopfgeldjäger Jango Fett als auch eine große Klonarmee entdeckt, wird Anakin vom Jedi-Rat (allen voran Meister Yoda und Windu letzterer wieder von Samuel L. Jackson gespielt) beauftragt, Padme nach Naboo zu bringen, wo sich zwischen den beiden schnell eine Romanze entwickelt.

Während Obi Wans Nachforschungen ihn schließlich zum Industrieplaneten Geonosis bringen, wo der Filmbösewicht und Separatistenanführer Count Dooku (Christopher Lee) gemeinsam mit der Handelsföderation und anderen Gruppierungen einen Angriff auf die Republik plant, empfängt Anakin eine Vision von seiner Mutter. Er reist mit Padme sofort nach Tatooine, wo er auf seinen jungen Stiefbruder Owen Lars und dessen Freundin Beru trifft. Hier soll Anakin schließlich seinen Weg zur dunklen Seite beginnen.

Kanzler Palpatine der ja bekanntlich den dunklen Sith angehört stellt währenddessen eine Armee der Republik mit Hilfe der auf Kamino entwickelten Klone auf, um der wachsenden Bedrohung durch Dooku und seine Separatisten zu begegnen. Auf Geonosis kommt es schließlich zum ersten Kampf zwischen beiden Parteien, bei dem die Jedi (also Yoda, Windu, Anakin und Obi Wan) kräftig mitmischen.

Kritik

25 Jahre sind seit der Premiere des allerersten "Star Wars"-Films vergangen und immerhin 3 seit "Episode 1" in den Kinos lief. George Lucas, Erschaffer der Saga, führte erneut Regie und verspricht, alles besser zu machen, das in "Episode 1" enttäuschte.

Leider kann er sein Versprechen nicht halten.

An "Episode 1" bemängelten Fans der Saga vor allem den kindlichen Jar-Jar Binks, der in "Episode 2" auf ein Minimum reduziert wurde, und die verkrampfte Erklärung über den Ursprung der Macht in den Midichloreanern. Von der jungfräulichen Empfängnis von Anakin Skywalker und der sterilen, charmlosen Inszenierung ganz abgesehen.

Da wäre viel, was Lucas hätte besser machen müssen, leider setzt er erneut auf Specialeffects, statt Charme und sogar die sympathische Figur des Yoda ist computergeneriert. Allerdings, das muss man ILM zugestehen, sieht die Mimik und Gestik des Gnoms hervorragend aus. Nur ist es einfach nicht der Yoda, den man in "Episode 5" und 6 (und auch 1) kennengelernt und liebgewonnen hat: Die Haut ist zu glatt und peinlicherweise stimmt nicht einmal die Farbe seiner Haut 100%ig - er wirkt viel zu grün. Auch seine grammatikalisch haarsträubenden Kommentare sind hohler und bedeutungsloser als diejenigen seiner bisherigen Auftritte. Was bleibt, ist ein Yoda mit einem Bruchteil des Charmes, den die Puppe sich in Sekunden erobert hatte und eine Actionsequenz, in der der Knirps zeigen darf, was er kann. Ihn nur in diesen Szenen (die ohnehin aus einiger Entfernung aufgenommen wurden) am PC zu erschaffen und in seinen übrigen Szenen als Puppe zu animieren, wäre jedoch um einiges besser gewesen.

Aber fangen wir am Anfang an, bereits bei der Eröffnungssequenz des Films. Bei einer Explosion wird eines deutlich, was an "Episode 2" auch den eingefleischten Fans auffallen muss: Kamera und Schnitt sind unterdurchschnittlich und für "Star Wars" inakzeptabel. In den Actionszenen fehlt jegliche Übersicht, der Schnitt tut dazu sein übriges. Dies ist nicht nur bei der Explosion zu Beginn so, auch bei der Schlussschlacht, dem Conveyor Belt (Laufband, auf dem die Droiden gefertigt werden) oder bei dem Kampf Jango Fett gegen Obi-Wan und vor allem bei dem Schwertkampf zwischen Count Dooku und Anakin zu sehen. Dunkel, verwackelt und viel zu dicht an den Darstellern, als dass man eine Übersicht über das Geschehen bekommen könnte.

Hinzu kommen ein schlechter Hayden Christensen als Anakin Skywalker - nicht, dass er nicht spielen könnte, aber gegen das Drehbuch, die nicht vorhanden Dialoge und George Lucas (der selber zugibt, keine Darsteller führen zu können) kommt er eben nicht an - und die uninspirierte Musik von John Williams, der eindeutig seinen schwächsten "Star Wars"-Score liefert. Ein einziges neues Thema schrieb Williams für "Episode 2", das Liebesthema für Amidala und Anakin; das klingt an sich nicht schlecht, wird jedoch 100 Mal wiederholt, ohne dabei abgewandelt zu werden. Die übrigen Melodien sind aus "Episode 1", 4, 5 und 6 bekannt und werden von Williams zusammenhangslos aneinandergereiht. Ein Aufbau wie bei der Schlacht um Yavin in Episode 4, Endor in Episode 5 oder die kongenialen Stücke in Episode 5 sucht man vergebens. Das beste Stück ist zweifellos die Jagd durch Coruscant, in der glücklicherweise die unpassende E-Gitarre durch die Soundeffekte überspielt wird, allerdings hat dieses 11-minütige Musikstück keinen Bezug zu einem anderen Stück des Films. Melodien und Themen klaut Williams bei sich selber aus "Jurassic Park", "The Lost World" und "Hook". Es ist ein Trauerspiel, dass nicht einmal ein Genie wie Williams "Episode 2" zu retten vermag, denn gerade in den Actionszenen wirkt die Musik gekünstelt, zu laut und überflüssig.

George Lucas sagte einmal, dass Filme wie "Star Wars" nicht von den Dialogen lebten, sondern von den Bildern - wieso stimmten die Dialoge dann in der alten Trilogie und heute nicht mehr? Wenn Padmé und Anakin über Politik diskutieren, erinnert das an eine Bundestagsdebatte der Teletubbis. Schlimmer noch, als Anakin sein Herz und seine Seele vor der Senatorin ausbreitet und ihr seine Liebe gesteht - ... Herzschmerz auf Vorabendserienniveau mit Seelengelaber, das sogar in einem Groschenroman vom Verleger gekürzt würde. (Gleichwohl Lucas wohl "Titanic" in den Sternen inszenieren wollte, James Cameron konnte DiCaprio und Winslet treffend in Szene setzen und ihnen ansprechende Dialoge geben.) Lucas badet in dem Gesülze und gestaltet die Szenen so unerträglich lange, dass die Kinogänger in aller Seelenruhe Popcorn holen gingen (man kann es ihnen nicht einmal verübeln).

Bereits "Episode 1" war dramaturgisch kein Glanzstück und mit Episode 5 oder 6 nicht zu vergleichen, doch wenigstens besaß der Film einen gewissen Unterhaltungswert. "Episode 2" ist dermaßen langweilig und auch in den Actionszenen so lähmend inszeniert, dass in über 140 Minuten keine Spannung aufkommt. In der alten Trilogie fieberte ich mit den Charakteren mit, in "Angriff der Klonkrieger" ließ mich das Geschehen völlig kalt. Nicht einmal als Natalie Portman (deren schauspielerisches Talent völlig verschwendet wurde) in einem Schmelztiegel festsaß und flüssiger Stahl über sie gegossen werden sollte, hat mich das Geschehen auf der Leinwand in irgendeiner Weise berührt, dafür wusste ich gar nie, wann ihr Behälter denn von der Maschine gefüllt werden sollte. Kamera und Schnitt zerstörten diese Szene vollständig.

An sich besiegeln diese beiden nur, was das missratene Drehbuch beginnt, dabei ist die Grundstory gar nicht schlecht. In den Händen eines fähigen Drehbuchautors und Regisseurs wäre ein unterhaltsamer und spannender Film möglich gewesen. Aber bis auf Ewan McGregor, der als Obi-Wan glaubhaft auftritt und sichtlich mehr Spaß am Dreh hatte als bei "Episode 1", sind die Darsteller, angefangen mit Samuel L. Jackson, Christopher Lee, Natalie Portman und auch Pernilla August als Anakins Mutter völlig verschwendet. Plumpe Dialoge (die an sich nur aus Einzeilern bestehen) und die zugegebenermaßen tollen Spezialeffekte übertünchen alles, was an Darstellern vorhanden gewesen wäre. Auch die Charaktere des Jango Fett und Watto werden in Szenen verheizt, die ihrer nicht würdig sind.

Um auf die Spezialeffekte zurückzukommen: Die außerirdischen Welten, die Klonkriegertruppen und die Droiden sehen wirklich umwerfend aus - solange keine echten Darsteller gleichzeitig zu sehen sind, dann erkennt man nämlich den Unterschied zwischen CGI und real vernichtend schnell. Dies ist vor allem dem künstlichen Licht zuzuschreiben, das kein Computer der Welt natürlich simulieren kann. Geradezu erbärmlich sehen die Reitszenen aus, bei denen Anakin, Padme und Obi-Wan auf außerirdischen Tieren reiten (Harry Potter mit den peinlichen Besenreit-Effekten lässt grüßen). Diese zeigen, dass ILM leider nicht mehr die Nummer-1-Firma auf dem Gebiet der Spezialeffekte ist. "Der Herr der Ringe - Die Gefährten" hat bewiesen, dass eine tolle Geschichte mit warmherzigen und sympathischen Charakteren in einem phantastischen Land erzählt werden kann, bei dem man als Zuschauer den Übergang zwischen real und computergeneriert eben nicht erkennen muss/kann. Bei "Star Wars" ist dies leider offensichtlich.

Nach "Episode 1" und den Versprechungen von George Lucas hatte ich mehr erwartet, "Episode 2" ist langweilig, mit Storylöchern so groß wie ganze Galaxien gespickt und mit einem Hauptdarsteller (Hayden Christensen), der offensichtlich künsterlische Führung benötigt, die Lucas ihm nicht geben kann, versehen. Sicher ist "Episode 2" düsterer und komplexer als "Episode 1", dafür bietet der Film noch weniger Unterhaltungswert als sein Vorgänger und erreicht in keiner Sekunde den Charme und Witz der ersten Trilogie. Nicht einmal C-3PO, der bisher immer für Lacher sorgte, kann hier überzeugen, zu gezwungen, zu aufgesetzt und unpassend wirken seine Sprüche. Vor allem fehlt dieser Episode (wie schon der ersten) die Ironie und Leichtfüßigkeit der alten Trilogie - wo sind die lustigen Kommentare eines Han Solo?

Ich war noch keine 12 Jahre alt, als ich die erste Trilogie sah, und seither habe ich sie bestimmt beinahe 10 Mal gesehen. Die Wiederaufführung im Kino konnte ich mir nicht entgehen lassen und sobald sie auf DVD erscheint, wird sie sicherlich in meine Sammlung aufgenommen.

Auch nach 25 Jahren sind "Star Wars 4", 5 und 6 zeitlos und nach wie vor wegweisend in der Kinogeschichte. "Episode 1" war zu steril und zu "anders", als dass es die erste Trilogie übertreffen hätte können. Dennoch besaß der Film zwei Szenen, die in die Filmgeschichte eingingen: das Pod-Rennen und das Schwert-Duell zwischen Qui-Gon Ginn, Obi-Wan und Darth Maul.

Zum Vergleich:

Star Wars - Episode I - Die dunkle Bedrohung (Note: 2)
Star Wars - Episode II - Angriff der Klonkrieger (Note: 3-)
Star Wars - Episode IV - Eine neue Hoffnung (Note: 2+)
Star Wars - Episode V - Das Imperium schlägt zurück (Note: 1)
Star Wars - Episode VI - Die Rückkehr der Jedi-Ritter (Note: 1-)

Fazit

"Episode 2" würde viele gute Szenen besitzen, wäre der Film nicht so durchschnittlich inszeniert und unterdurchschnittlich geschnitten. "Episode 1" hat mich wenigstens unterhalten, Teil 2 war eine Enttäuschung, obwohl ich meine Erwartungen niedrig gehalten habe.

Es scheint, als wäre es Lucas' erklärtes Ziel, bis zu "Episode 3" alle Magie im Keim zu ersticken, die er vor 25 Jahren erschuf. Man kann nur hoffen, dass er für die letzte Episode den Rat vieler Fans und Kritiker befolgt und nur die Story liefert, beziehungsweise sich als Produzent einsetzt. Drehbuch und Regie sollten fähigeren Leuten überlassen werden. Schon die alte Trilogie bewies, dass "Star Wars" am besten ist, wenn Lucas nicht hinter der Kamera steht.

Note: 3-

Artikel geschrieben von Jens Adrian (ja); aktualisiert am 03.11.2004