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Das cardassianische Rechtssystem ("Cardassianer", Teil 2)

Von Alexandra Wenk

Der zweite Teil dieser Serie über die Cardassianer wird sich mit ihrem Rechtssystem beschäftigen. Dazu gehört natürlich die berühmte cardassianische Folter, der auch Captain Picard schon einmal ausgesetzt war, und die cardassianische Justiz.

Titelgrafik zur Focusserie

Focusserie
"Cardassianer"
Teil 1:
Überblick über die Cardassianer


Teil 2:
Das cardassianische Rechtssystem


Teil 3:
Die Dissidentenbewegung


Teil 4:
Die cardassianische Politik


Für die Cardassianer ist die Folter eine Kunst und sie rühmen sich damit auch die stärksten Persönlichkeiten brechen zu können. Für sie ist es auch ein sehr nützliches Werkzeug um an Informationen zu kommen. Aber die Folter ist noch mehr. In der cardassianischen Kultur nehmen oft Kinder an den Folterungen teil, damit sie die vielfältigen körperlichen und psychischen Foltermethoden als ein Teil ihrer Erziehung miterleben können.

Die Cardassianer assoziieren die Folter auch mit Gerechtigkeit und Bestrafung. Für Menschen und andere Völker ist es sicherlich schwer diese Philosophie zu verstehen, da sie nicht mit den cardassianischen Vorstellungen von Gerechtigkeit vertraut sind.

Dabei ist das Prinzip einfach, unterscheidet sich aber von der Gerechtigkeitsauffassung der meisten anderen Völker, da bei den Cardassianern das Motto lautet: Schuldig bis die Unschuld bewiesen ist. Der tiefere Sinn dieses Systems ist es, nicht etwa die Wahrheit herauszufinden, da man diese schon kennt, sondern die Sinnlosigkeit des Verhalten des Angeklagten zu zeigen.

Wenn man diese Philosophie verstanden hat, wundert es einen auch nicht mehr, dass jeder, der inhaftiert wird, auch automatisch schuldig ist. Deshalb kann man ihn auch foltern oder bestrafen. Cardassianer kennen keine Gnade gegenüber den Feinden des Staates. Sie foltern auch Nicht-Cardassianer, wenn sie ihre Feinde sind. Diese Vorgehensweise widerspricht der Konvention von Seldonis IV, in der eine interstellare Vereinbarung über die Behandlung von Gefangenen getroffen wurde.

Bei der Folter verfolgt der Inquisitor das Ziel den Realitätssinn des Gefangenen zu brechen und auch seinen Glauben an die grundlegendsten Wahrheiten zu zerstören. Wichtig ist auch noch, dass man die Verhaltensmuster und Routinen des Gefangenen feststellt und diese dann gegen ihn verwendet. Um Ihnen die Vorgehensweise der cardassianischen Folter anschaulich zu machen, werde ich Ihnen im folgenden zeigen, wie Captain Picard von Gul Madred gefoltert wurde.

Als die erste Verhörphase beginnt, versucht Gul Madred mit Hilfe von Drogen, Informationen von Picard zu bekommen. Als er merkt, dass diese Vorgehensweise zu keinem Ergebnis kommt, bietet er Picard die Möglichkeit an, dass er die Angelegenheit so 'zivilisiert' wie möglich angehen möchte. Picard weigert sich noch immer zu kooperieren, aber Madred kann jetzt sogar behaupten, dass die Weiterführung der Folter auf Picards eigenen 'Wunsch' geschieht, da dieser je die Wahl hatte.

In der nächsten Verhörphase versucht Madred Picards Identitätsinn zu vernichten. Madred entkleidet nun mit der Hilfe von zwei Wachen den Captain, der nackt und unter Missachtung seiner Würde an eine Vorrichtung gekettet wird, durch die er gezwungen wird mitten im Raum zu stehen, wobei seine Füße noch gerade so den Boden berühren. Picard gelingt es die Nacht zu überstehen und am nächsten Morgen wird er von Madred befreit.

Als nächstes versucht Madred mit Hilfe von Schmerzen den Willen des Captains zu brechen. Als Picard unter Drogeneinfluss steht, bekommt er ein Gerät eingesetzt, das in der Lage ist, in jedem Teil seines Körpers Schmerzen zu verursachen. Die Schmerzen sind sogar bei der niedrigsten Einstellung erheblich.

Picard wird nun von Madred befragt, wieviele Lichter er sieht. Picard antwortet darauf wahrheitsgemäß vier. Plötzlich durchzuckt ihn ein fast unerträglicher Schmerz, der von dem Implantat ausgelöst wird. Madred teilt Picard mit, dass der Schmerz sofort aufhört, wenn er sagt, dass sich dort fünf Lichter befinden. Eine Weile später erzählt Madred Picard, dass er von seinem Willen beeindruckt sei und dass er es nicht geschafft hat ihn zu brechen und dass er jetzt gehen könnte.

Er meint, dass er an seiner Stelle nun Dr. Crusher foltern würde, aber Picard bleibt dennoch. Wiederum kann Madred behaupten, dass Picard auf seinen eigenen 'Wunsch' hier ist. Madred bietet Picard nun ein rohes Taspar-Ei an, das er trotz seines Ekels ißt. Madred erzählt dem Captain nun, dass er dieses Ei auch einmal als Kind gegessen habe, als er auf den Straßen von Cardassia ums Überleben kämpfte.

Durch diese Geschichte entsteht nun eine Verbindung zwischen den Beiden. Obwohl Cardassia beschließt, Picard freizulassen, will Madred seine Arbeit beenden. Daher erklärt er Picard, dass die Cardassianer die Enterprise-D vernichtet haben und sogar die Föderation in die Knie gezwungen haben. Er sagt ihm außerdem, dass sich Picard all die Leiden hätte ersparen können ohne das Geschehene zu beeinflussen.

Madred lässt Picard nun wieder die Wahl: entweder der Captain bleibt bei ihm oder er kann ein angenehmeres Leben führen wenn er ihm sagt, dass sich dort fünf Lichter befinden. Doch bevor Picard etwas sagen kann, kommen die Wachen herein und lassen ihn gehen. Als Picard die Situation erkennt, ruft er Madred zu, dass es vier Lichter seien. Aber er gesteht später auf der Enterprise, dass es nur vier Lichter waren, aber dass er fünf gesehen habe.

Da wir uns nun die cardassianische Folter an diesem Beispiel veranschaulicht haben, wenden wir uns nun der cardassianischen Justiz zu.

Wie schon erwähnt, ist auf Cardassia jeder Verurteilter automatisch schuldig. Diese Einstellung gründet sich auf bedingungsloses Vertrauen der Cardassianer in ihre Untersuchungsbeamten und daher glaubt man, dass jeder Verhaftete schuldig ist. Der Prozess dient dann nur noch dazu um zu zeigen wie man die Schuld des Täters festgestellt hat.

Die Verhandlung kann man als eine Art Erziehung betrachten und aus diesem Grund werden die Prozesse auf Cardassia ausgestrahlt. Für die Cardassianer besitzt das Bedürfnis des Staates eine größere Wichtigkeit als das Bedürfnis eines Individuums. Die Cardassianer glauben, dass nur ein starker Staat Stabilität und Sicherheit schaffen kann.

Oft wird auch behauptet: "Das Überleben des Staates ist das Überleben des Volkes." Ein anderer Zweck des Verfahrens ist es, dem Volk zu zeigen, dass der Staat immer im Recht ist und stark genug ist die Verbrecher zu bestrafen. Man findet vielleicht ein paar Cardassianer, die zugeben, dass möglicherweise auch unschuldige Personen verurteilt werden, aber dass dies unerheblich sei.

Die Cardassianer empfinden, dass das Geständnis - ob man die Tat nun begangen hat oder nicht - der letzte Dienst am Staat sei. Und so kommt es auch, dass unschuldige Cardassianer oft ein Geständnis ablegen.

Das Justizministerium steht unter der Überwachung des Zentralkommandos, damit gewährleistet ist, dass das System effizient und einwandfrei arbeitet. Das Vorgehen der Justizbehörden gewährleistet, dass das Schicksal einer Person schon bei der Verhaftung feststeht.

Der Angeklagte wird daher mit keinem Respekt behandelt. Die Angeklagten befinden sich vor der Verhandlung im Zentralgefängnis. Wenn sie dort ankommen, müssen sie sich entkleiden und falls sie sich weigern sollten, werden sie gewaltsam entkleidet. Man lässt ihnen die Wahl: entweder legen sie sofort ein Geständnis ab oder ihnen wird der Prozess gemacht. Dies beinhaltet auch eine Netzhautabtastung und die Entnahme von DNS.

Die Gefangenen bekommen im Gefängnis neue Kleidung und werden in eine Zelle gebracht. Die Verfahren werden rasch festgesetzt, in einigen Fällen ist dies schon nach 2 Tagen der Fall. Der eigentliche Prozess dauert oft nur einen Tag und die Bestrafung, was in der Mehrzahl der Fälle eine Exekution ist, wird auf die folgende Woche festgelegt. Außerdem wird das Hinrichtungsdatum schon festgelegt bevor der Prozess überhaupt beginnt.

Die Angeklagten werden durch einen öffentlichen Konservator vertreten, dessen Aufgabe es ist, den Angeklagten im Gefängnis zu besuchen um ihn zu einem Geständnis zu überreden, da die Cardassianer großen Wert Geständnisse legen. Bei ihnen gibt es eine dazu passende Redensart: "Ein Geständnis ist gut für die Seele."

Die Cardassianer glauben, dass es für das Volk gut ist einen Gefangenen gestehen zu sehen, da sie sich durch dieses Miterleben der Gerechtigkeit besser fühlen. Aber wer jetzt denkt, dass ein Konservator ärgerlich wird, wenn ein Gefangener sich weigert zu gestehen, ist auf dem Holzweg, da dies eine bessere 'Show' abgibt.

Ein Standardverfahren ist beim Verhör die Folter, da man so auch das passende Geständnis bekommt. Außer dem Konservator, darf nur der Nestor zu dem Angeklagten. Ein Nestor ist ein Beamter des cardassianischen Gerichts und berät den Angeklagten. Er ist bei Gericht anwesend, darf aber nur mit dem 'Täter' sprechen. Auch ist es der Familie des Angeklagten erlaubt dem Prozess beizuwohnen, da die Cardassianer der Meinung sind, es sei für das Volk gut die Familie weinen zu sehen.

Vor Prozessbeginn werden weder der 'Täter', seine Familie noch der Konservator über das Verbrechen, dass der 'Täter' begangen haben soll, informiert. Außerdem teilt das Gericht nicht mit, welche Beweise im Laufe des Verfahrens präsentiert werden. Bei einem cardassianischen Gericht gibt es weder einen Staatsanwalt noch Geschworene. Das Urteil wird von einem Archon, der cardassianischen Entsprechung eines Richters, gefällt. Der Konservator versucht erst gar nicht, einen Beweis, den der Archon vorlegt, zu widerlegen.

Das Verfahren wird eröffnet, indem der Archon das Verbrechen und das Urteil vorliest. Bei Beginn des Prozesses erhält der Angeklagte erneut die Möglichkeit ein Geständnis abzulegen. Man erlaubt dem Angeklagten nicht irgendwelche Beweise vorzulegen, da dies nach dem Rechtsprechungssystem nicht mehr möglich ist einen Beweis nach dem Urteil, das vor dem Prozess gefällt wird, einzubringen. Während des Prozesses werden vom Archon eine Reihe von Zeugen aufgerufen, die die Schuld des Angeklagten belegen. Als Beweise gelten schon unbegründete Forderungen und Gerüchte.

Die Aufgabe des Konservators ist es nicht dem Angeklagten zu helfen, sondern sich wortgewandt an das Gericht und den 'Täter' zu wenden. Außerdem soll er dem Angeklagten helfen die Weisheit des Staates zu sehen und den unabwendbaren Schuldspruch zu akzeptieren. Wenn das Geständnis unterschrieben ist, wird es ausgehängt damit es vom Volk gelesen werden kann.

Man ermutigt den 'Täter' dazu auszusagen. Falls sie sich dazu entschließen, wird er vom Konservator dazu ermutigt Reue zu zeigen und zu gestehen. Der 'Täter' hat kein Recht die Fragen nicht zu beantworten, aber man fordert ihn dazu auf, die Gründe für sein Verhalten darzulegen. Der Archon hat theoretisch das Recht, das Urteil zu ändern, aber da die Schuld des Angeklagten nie bezweifelt wird, kommt so etwas nicht vor.

Artikel geschrieben von Alexandra Wenk (aw); aktualisiert am 29.10.2004