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"Einschaltquoten" ("Goodbye Voyager", Teil 3)

Von Shen Li

Im dieswöchigen Teil unserer 30teiligen Focusserie werden wir uns mit den US-Quoten auseinandersetzen.

Im Jahre 1987 startete eine Serie, deren Erfolg so gewaltig war, dass sie es auf zwei Spin-Offs brachte. Die Rede ist von "The Next Generation", die imstande war, in ihren 7 Staffeln durchgehend starke Quoten zu bringen. Begeistert von diesem Erfolg verlangte Paramount nach einer neuen Serie. Das war die Geburtsstunde von "Deep Space Nine", die mit ihrem Pilotfilm "Der Abgesahnte" in den USA die höchste "Star Trek"-Einschaltquote aller Zeiten hinlegte.

Jedoch kam das Konzept um eine starre Raumstation bei den Fans nicht an, sie hätten lieber viel gern eine weitere Staffel von "The Next Generation" gesehen. Und so kam es, dass die Einschaltquoten der Serie, die in ihren ersten 2 Staffeln nun wirklich alles andere als spannend war, tief in den Keller sanken.

Zu diesem Zeitpunkt war den Verantwortlichen bei Paramount klar, dass das Konzept der Serie nicht aufging, weshalb sie eine neue "Star Trek"-Serie, die sich wieder um ein Raumschiff drehen soll, verlangten. Das war wiederum die Geburtsstunde von "Voyager".

Damit sie die folgenden Quotenbesprechungen auch verstehen, hier eine kleine Einführung ins US-Quotensystem:

Was bedeutet "Rating"?

Die Quoten in den USA werden "Ratings" genannt. Dabei gibt es zwei verschiedene Quotenformen: Overnight- und National-Ratings, zu denen wir später noch kommen werden. Wichtig dabei ist, dass die Ratings keine Zuschauerzahlen darstellen, sondern die Anzahl der Haushalte. Ein Ratingpunkt steht für 994.000 US TV-Haushalte. Das heißt, ein Rating von 4.0 steht für 3.976.000 US TV-Haushalte.

Wie werden die Quoten ermittelt?

Die Quotenermittlung erfolgt repräsentativ, das heißt, 5.000 US TV-Haushalte repräsentieren die 98 Millionen TV-Haushalte in den USA. Diese 5000 TV-Haushalte werden auf jeden der 210 TV-Märkte verteilt.

Was ist ein "TV-Markt"?

Ein TV-Markt ist meistens eine Stadt oder ein Ballungsraum, da hier die Werbungen am besten ankommen. In den USA gibt es 210 festgelegte TV-Märkte. In diesen 210 Märkten befinden sich wie oben erwähnt, Quoten-Repräsentanten der Nation, daher werden für Quotenberechnungen nur diese 210 festgelegten TV-Märkte berücksichtigt.

Was sind "Overnight- und National-Ratings"?

Bei den sogenannten "Overnight-Ratings" werden nur die 47 größten TV-Märkte berücksichtigt. Die Ratings, bei denen alle 210 TV-Märkte berücksichtigt werden, heißen "National-Ratings" oder "Final-Ratings". Daher stimmen die Overnight-Ratings in den seltensten Fällen mit den National-Ratings überein. Wichtig dabei ist, dass das National-Rating die letzlich relevante Quote ist und Overnight-Ratings nur Schätzungen sind, weshalb auf diese nur in den seltensten Fällen Verlass ist.

Was ist ein "Network"?

Um alle 210 wichtigen TV-Märkte abdecken zu können braucht ein Sender in den verschiedenen TV-Märkten Sendestationen, die dessen Programm ausstrahlt. Nun gibt es sehr viele lokale Sendestationen in den 210 TV-Märkten. Ein Network-Sender bedient sich also dieser Palette von Sendestationen, um alle TV-Märkte in den USA abzudecken. Dabei strahlt jede Sendestation des Networks die Programme zu der selben Zeit in der entsprechenden Zeitzone in den USA aus.

Was ist "Syndication"?

"Syndication" ist der Gegensatz zum Network. "Syndication" sind die erwähnten lokalen Sendestationen, die aber im Gegensatz zum Network keinem Network angehören. Sie sind völlig unabhängig und senden ihre eigenen Programme zu der von Ihnen bestimmten Zeit. Serien etwa laufen daher entweder auf manchen lokalen Sendestationen gar nicht oder sie laufen zu verschiedenen Sendezeiten.

Wenn Sie die Erklärungen oben nicht so richtig verstanden haben, dann merken Sie sich den Unterschied anhand eines nachvollziehbaren Beispiels:

Stellen Sie sich ein Borgkollektiv vor. In einem Borgkollektiv sind immer mehrere Drohnen. Nun stellen Sie sich die 210 TV-Märkte in den USA vor. Das heißt, wenn jeder TV-Markt eine Drohne abbekommen soll, dann müsste man 210 einzelne Drohnen auf jeden dieser TV-Märkte verteilen. Diese Drohnen sind lokale Sendestationen (In der Realität sind es mehr - wegen der enormen Größe eines TV-Marktes). Da sie ja in Verbindung (Network) stehen, sind die Drohnen im Geiste miteinander verbunden - genau wie die einzelnen Lokalsendestationen eines Networks, die die Programme zu der selben Zeit in der entsprechenden Zeitzone ausstrahlen. Ein Network ist also wie ein Borgkollektiv: Im Kollektiv (Network) stehende Borgdrohnen (Lokalsendestationen).

Nun stellen Sie sich eine Drohne vor, die vom Kollektiv getrennt wird. Diese Drohne handelt also völlig selbstständig - sie ist ein Individuum. Genau wie die Lokalsendestationen in der Syndication, die keinem Network (Kollektiv) angehören. Die einzelne Lokalsendestation sendet also ihre Programme zu der von ihr selbst festgelegten Zeit. Und manchmal sendet sie bestimmte Programme auch gar nicht.

Was sind die "Sweep-Monate"?

In den Sweep-Monaten werden die Einschaltquoten der 210 TV-Märkte einzeln ermittelt um die Werbepreise entsprechend festzulegen. Daher sind die Sweep-Monate sehr wichtige Ereignisse. Die Sender bestimmter Serien strahlen genau zu diesen Monaten vielversprechende Episoden aus, damit die Quoten besonders hoch sind. Die wichtigsten Sweep-Monate, wo wirklich auch alle 210 TV-Märkte einzeln berücksichtigt werden sind November und Februar.

Nach dieser Einführung nun die Quotenbesprechung zu Voyager:

Mit der Premiere von "Voyager" sollte ein neuer Sender starten: UPN, der hauseigene Sender von Paramount. Die Verantwortlichen setzten eine gehörige Portion Vertrauen in die neue Serie und sie sollten nicht enttäuscht werden, zumindest anfangs nicht. Zum ersten Mal startet eine "Star Trek"-Serie nicht in der Syndication, sondern im Network. Paramount wollte mit Voyager also einen neuen, heißumkämpften Markt erobern.

Der Pilotfilm "Der Fürsorger" erlangte astronomische Quoten. Obwohl diese deutlich hinter denen der beiden Vorgänger lagen, sind sie jedoch für den "Network"-Markt phänomenal. Sage und schreibe 13,0 Millionen Haushalte sahen zu, wie Capt. Janeway & Co neue Grenzen eroberten. Dies bedeutete einen, für die USA, grandiosen Marktanteil von 19%.

Nach dem Pilotfilm schossen nun Sensationsmeldungen wie Pilze aus dem Boden. Überall wurde die neue Serie gelobt. So sahen die anderen Sender gegen den neuen Sender UPN alt aus. Das Beeindruckende ist, dass die Quoten in einigen TV-Märkten wie Los Angeles so hoch waren, dass man schon die Quoten aller anderen Network-Sender zusammenzählen musste, um Voyager auch nur annähernd das Wasser reichen zu können. Teilweise gab es einen Marktanteil von rund 30%, was für eine Network-Sendung in diesem heißumkämpften Markt mehr als außergewöhnlich ist.

Fast scheint es so, als sei "Star Trek" zu neuen Höhen aufgelaufen. Die neue Serie war TNG sehr ähnlich, auch wenn es am Anfang nicht danach ausschaute. Jedoch hat TNG zu jenem Zeitpunkt schon ein paar Jährchen auf dem Buckel - die Frage war, ob Voyager wirklich den Nerv der Zeit traf, ob die einzelnen Folgen in Hinsicht auf die Thematik nicht schon zu sehr ausgelutscht sind und tatsächlich war dies der Fall, denn anders war es nicht zu erklären, warum die Quoten so schnell wieder sanken.

So mussten die Verantwortlichen beinahe in Ohnmacht gefallen sein, als diese die Quoten von der vorletzten Folge der ersten Staffel "Dr. Jetrels Experiment" sahen. Schlappe 5.8 Ratingpunkte, was DS9-Niveau und damit eine Katastrophe war.

So beschloss Paramount, die letzten Episoden der ersten Staffel nicht auszustrahlen, sondern vor der zweiten Staffel auszustrahlen, und zwar genau dann, wenn andere Sender noch in der Sommerpause sind und nur Wiederholungen zeigen. Damit erhoffte man sich einen Vorteil und war gespannt auf die Quoten der Folgen, die zwar für die erste Staffel produziert worden waren, nun aber offiziell zur zweiten Staffel gehören.

Das Experiment ging schief. Verglichen mit dem Pilotfilm noch immer schwache Quoten. So konnte der Auftakt zur 2. Staffel "Die 37er" nur 7.5 Ratingpunkte verbuchen und lag deutlich hinter dem Auftakt zur 2. TNG-Staffel "Das Kind" mit einer guten Quote von 10.9 Ratingpunkten. Die Durchschnittseinschaltquote der 2. Staffel von Voyager entsprach gut der Hälfte der von TNG.

Der absolute Tiefpunkt und ein Desaster war die Episode "Entscheidungen" mit nur 4.5 Ratingpunkten.

Nicht besser erging es der 3. Staffel, deren Auftakt "Der Kampf ums Dasein, Teil 2" eine Quote von nur 5.9 Ratingpunkten verbuchen konnte. Jedoch ist diese Staffel, was Quoten betrifft, relativ stabil. Der Tiefpunkt der 3. Staffel "Rebellion Alpha" verbuchte nur 4.0 Ratingpunkte.

Beginnend mit der ersten Staffel verlor UPN aus finanziellen Gründen mehr und mehr lokale Sendestationen, so dass der Sender am Ende der 3. Staffel nur noch rund 80% der USA abdecken konnte. Viele Menschen waren also gar nicht imstande, Voyager zu empfangen, weshalb dies ebenfalls ein beträchtlicher Faktor für den Rückgang der Quoten war und ist.

Die dritte Staffel, welche im Gegensatz zu ihren beiden Vorgängern in Hinsicht auf die Episoden nun deutlich besser geworden ist, endete mit einem Knall: "Skorpion, Teil 1". Diese Episode vermochte die Durchschnittsquote der 3. Staffel zu sprengen und verbuchte eine für die Staffel sehr gute Quote von 5.6 Ratingpunkten.

Die 4. Staffel war wohl nicht nur, was Quoten angeht, eine sehr bewegte Staffel, auch auf der Schauspielerebene tat sich etwas großes. Jennifer Lien, die bis dato Kes darstellte, wurde entlassen und an ihrer Stelle wurde nun Jeri Ryan alias Seven of Nine eingesetzt, die mit ihrem erotischen Körper die Einschaltquoten, besonders die der Zuschauergruppe der Männer, die in den USA eine große Bedeutung genießt, in die Höhe treiben soll.

Hochgehypt und mit Spannung erwartet erlangte Scorpion erstmals wieder ansehbare Quoten- zumindest im Overnight-Sektor: Sagenhafte 10.3 Overnight-Ratingpunkte ließen großes vermuten- und tatsächlich, zwar deutlich hinter der Erwartung, aber immer noch vertretbare 6.5 National-Ratingpunkte konnte die Episode schlussendlich verbuchen und erlangte damit das beste Ergebnis seit 2 Jahren.

Das war's aber auch schon. Danach sanken die Quoten deutlich und unterschieden sich nicht besonders von denen der 3. Staffel. Der erhoffte Erfolg blieb also aus. Jedoch waren sie immer noch hoch genug, dass UPN es für notwenig hielt, die Sendezeit von Voyager von 21 Uhr auf 20 Uhr zu verschieben, also zur besten Prime Time.

Das lief anfangs auch gut, so konnte "Ein Jahr Hölle, Teil 2" 5.2 Ratingpunkte erlangen, jedoch wie bereits erwähnt, nur anfangs, weshalb Voyager nach "Das Tötungsspiel, Teil 2" wieder auf den 21 Uhr-Sendesektor zurückgeschoben wurde.

Dort erholte sich die Serie nicht, zu groß war nun der Schaden, der durch den Sendezeit-Wechsel entstanden war, so dass die Abschlussfolge "In Furcht und Hoffnung" ein National-Rating von nur 4.1 erlangen konnte.

Mittlerweile sank die Reichweite von UPN, welcher immer mehr Verluste machte und damit immer mehr Lokalsendestationen aufgeben musste, mehr und mehr.

Nur knapp 70% der USA vermochte der Sender abzudecken, was sich in der Premiere der 5. Staffel "Nacht" wiederspiegelte. Katastrophale 3.7 Punkte war das Resultat, was aber für den angeschlagenen Sender noch ganz gut war.

Der Rest der Staffel verlief nicht besser. Einige Glanzpunkte wie "Temporale Paradoxie" (4.3 National-Ratingpunke) oder "Das ungewisse Dunkel, Teil 1 und 2"(4.7 National-Ratingpunkte) konnten zwar relativ hohe Quoten verbuchen, jedoch waren auch diese nicht das Gelbe vom Ei.

Die Talfahrt konnte aufgehalten werden. Eine Sensationsmeldung ging durch die Presse: Der Auftakt zur 6. Staffel "Equinox, Teil 2" konnte im Overnight-Sektor 6.9 Ratingpunkte hinlegen. Sofort war man sich sicher, dass es mit Voyager wieder aufwärts gehen würde, doch was sollte man nun mal von einer Serie, die auf einem so schwachen Sender hindümpelte, erwarten?

Das National-Rating von "Equinox, Teil 2" war dementsprechend eine herbe Enttäuschung: Trotz des hohen Overnights nur eine Steigerung von 0.1 Punkten gegenüber dem Vorjahr - das war bitter.

Der Rest der 6. Staffel unterschied sich nicht allzu sehr von der 5. Staffel. Einige Höhepunkte wie "Tsunkaste" konnten National-Ratings von 4.1 Punkten verbuchen, aber Ratingpunkte jenseits der 4.0-Grenze hatten nun Seltenheitswert.

Zum ersten Mal seit ihrem Bestehen war Voyager nicht mehr die UPN-Serie mit den höchsten Quoten. Die Wrestler-Serie "WWF: Smacksdown!" führte UPN zu unerwarteten Quotenhöhen. Quoten von rund 5.0 National-Ratingpunkten war für den angeschlagenen Sender, welcher nicht mal Dreiviertel der USA abdecken kann, grandios.

Grandios meldete sich Voyager dann in ihrer 7. Staffel zurück. Zwar nur 6.0 Overnight-Ratingpunkte, aber dafür ein für die Serie und den Sender grandioses National-Rating von 4.5 Punkten und damit das beste Ergebnis seit 3 Jahren.

Enttäuschend dann aber die zweite Episode "Imperfection", welche nur 3.6 National-Ratingpunkte verbuchen konnte.

Die siebte Staffel läuft erst an, es wird also spannend zu sehen sein, wie sich die letzte Staffel in Hinsicht auf die Quoten entwickeln wird. Aber eins hat man gelernt- hohe Quoten bei Voyager sind nur mit Vorsicht zu genießen, denn so hoch wie sie sind, so niedrig werden die Quoten der folgenden Episoden sein.

Insgesamt lässt sich aber sagen, dass die Serie bestimmt imstande ist, deutlich höhere Quoten zu verbuchen, wenn sie auf einem anderen Sender liefe, der die USA komplett abdeckt. Nichtsdestotrotz sind die Quoten für die miserable Lage, die beim Sender herrscht, gut.

Im nächsten Teil unserer "Goodbye Voyager"-Focusserie erfahren Sie alles über die Macher.

Artikel geschrieben von Shen Li (sl); aktualisiert am 24.12.2005