So unterschiedlich kann das Jahr verlaufen:
Während Sciencefiction im Fernsehen vor allem in den USA einen Rückgang
erlebt, schien im Kino eine neue SF-Welle anzurollen. Leider war
nicht alles Gold, was glänzte und somit haben wir uns die Tops und
Flops einmal genauer angesehen.
Wie in jedem Jahr ist der Bereich SF/Mystery
sehr weitläufig, Filme wie The Green Mile, Frequency
oder Final Destination waren zwar gut, aber haben nur wenig
mit "Star Trek" und Co. zu tun, weshalb sie aus dieser
Betrachtung einmal herausfallen sollen. Und dennoch, es bleibt genug
übrig an Flops und Tops: Nehmen wir beispielsweise den 200 Jahre
Mann, bei dem sich Robbin Williams richtig Mühe gab, den SF-Anteil
von Isac Asimovs Geschichte zugunsten von familienfreundlicher Unterhaltung
zurückzuschrauben. Der Robotermann war ein Frontalangriff auf Lachmuskeln
und Tränensäcke - wem es gefällt.
Ein klassisches Vorbild hatte auch Paul Verhoeven,
der mit seinem Hollow Man angeblich eine Thematik aufgriff,
die bereits die alten Griechen beschäftigte. Was tut ein Mensch,
wenn er unsichtbar ist? Wozu nutzt er diese Macht? Nun, ein vernünftiger,
brillanter Wissenschaftler wird zum Ekel, das Frauen vergewaltigt,
in Wohnungen einbricht und Menschen tötet - klar. Physik und Logik
verlieren in diesem SF-Streifen ebenso ihre Bedeutung wie ausgearbeitete
Charaktermomente. Brilliante Effekte und die Tatsache, dass der
holländische Starship Troopers-Regisseur einen wissenschaftlichen
Grund für das Verhalten seines "Helden" erfand, machten diesen Film
auch nicht besser.
Aber der Titel des schlechtesten Films 2000 geht
an Battlefield Earth. Es ist noch immer unbegreiflich, was
Roger Christian und John Travolta für ein dilletantisch lächerliches
Werk zusammengeflickt haben, denn in Deutschland wurde selbst der
DVD-Termin weit nach hinten verschoben, da der Verleih zahlreiche
Änderungen von Jonnyboy verlangt. Ob's was ändert? Wohl kaum. Ach
übrigens: Auch wenn uns ein zweiter Kinofilm glücklicherweise erspart
bleiben dürfte und ich bete, dass niemals ein Computerspiel aus
diesem Stoff entsteht, so will Scientology das Buch ihres Gründers
in eine Zeichentrickserie umwandeln - oh, Gott!
Wenn wir gerade bei den Gurken des Jahres sind,
so muss ich wohl auch Supernova nennen, der unverdienteste
Reinfall des Jahrzehnts. Ein großes Budget, einen erfahrenen Regisseur,
gute Schauspieler, eine interessante Handlung und brillante Effekte
- dann absolutes Chaos während der Produktion (über das in den vergangenen
Ausgaben bereits zu Genüge berichtet wurde). Fakt ist, dass der
Film hinter den Erwartungen zurückblieb, sowohl inhaltlich als auch
finanziell. Ich will als einer der wenigen Fürsprecher nicht von
einem totalen Reinfall reden - der Film hat trotz alle Mängel tolle
Momente - aber besonders in der DVD Fassung erkennt man, was so
alles schief gelaufen war.
Ein wirklich unverdienter finanzieller Reinfall
wurde Titan A.E. Der spannende Zeichentrickfilm wartete mit
einer perfekten Kombination von Zeichnungen und Renderings auf und
zeigte mit seinem exorbitanten Budget, was alles im Computerzeitalter
möglich ist. Fox hatte große Erwartungen, sollte dies doch der erste
Titel eines neuen Animationsstudios werden. Leider floppte der Film
trotz guter Kritiken an der Kinokasse, das Filmstudio machte nur
Tage später seine ganze Animationsabteilung dicht.
Der zweite Zeichentrickstreifen war da schon besser:
Heavy Metal FAKK 2 war im Gegensatz zu Titan A.E.
kein Family-Entertainment, der Nachfolger zum 81er Streifen strotzte
nur so vor Gewalt, Sex und harten Sprüchen - ein Film nur für Erwachsene.
Doch wer sich gerade davon nicht abschrecken ließ, der sah einen
wirklich coolen, spannenden Film, der ebenfalls Zeichentrick-Sequenzen
und 3D-Computeranimationen zu einer spektakulären Mischung verband,
unterlegt von Heavy Metal-Sounds erster Sahne. Übrigens: Ritual
Entertainment hat ein sehr schönes Computerspiel zu diesem Film
auf die Beine gestellt...
Wie jedes Jahr in der Filmgeschichte mussten sich
auch 2000 zwei Filmstudios mit ein und demselben Konzept behaken,
nach Vulkanen und Asteroiden galt es diesmal den spektakulärsten
Mars-Kracher in die Kinos zu bringen. Story: In beiden Filmen sollte
eine Gruppe von Menschen auf dem Mars notlanden und in beiden Fällen
gab es dort ein schreckliches Geheimnis... Wie bei Armageddon
und Deep Impact gab es zwei Ansätze für die selbe Story:
Mission to Mars sollte wissenschaftlich angehaucht, Red
Planet actionbetont sein - sowohl Paramount als auch Warner
waren bei der Zielsetzung aber sehr ehrgeizig, den besseren Film
zu produzieren. Bei den exorbitanten Budgets war es unverständlich,
dass es eigentlich keinen Sieger gab.
Mission to Mars von Brian de Palma erschien
bereits im Frühjahr, war aber dermaßen langweilig, dass der Sieger
scheinbar schon feststand. Denkste. Im November lief Red Planet
in den Staaten an, der trotz ähnlichem Konzept wesentlich mehr Spannung
bieten sollte. Der Film war nur leider so dämlich, dass der wissenschaftliche
Ansatz seines Vorgängers vermutlich drei Rentner mehr zu Begeisterungsstürmen
bewegen konnte. Effektetechnisch waren sicherlich beide Filme auf
der Höhe der Zeit, die Drehbücher aber stammten aus der Steinzeit.
Es gab aber auch Erfreuliches im Jahr 2000:
Cube beispielsweise entpuppte sich als intelligenter, interessanter
und vor allem innovativer Psycho-Thriller, der von der ersten bis
zur letzten Sekunde fesseln konnte. Ein Regieneuling mit einem minimalen
Budget hatte das geschafft, wovon andere Starregisseure nicht den
Hauch einer Ahnung hatten: Einen perfekten Film abzuliefern.
Die nächste Überraschung war Galaxy Quest.
Was wie eine dumme "Star Trek"-Parodie aussah, war in
Wahrheit die beste SF-Komödie seit langem, ein eigenständiger, spannender,
witziger und vor allem tricktechnisch aufwendiger Film, der keine
Wünsche offen ließ und sowohl Trecker als auch SF-Hasser vereinte.
Bitte mehr davon!
Nicht ganz so toll wurde leider Good Vibrations:
Wo Galaxy Quest mit genialer Situationskomik aufwartete,
lagen die Gags in dieser SF-Komödie auf Pubertätsniveau des prüden
Amerikas. American Pie war witziger. Wirklich gelungen war
noch X-Men, eine wirklich zeitgemäße Neufassung eines Superheldencomics.
Der Film war durchgestylt bis zum letzten, bot Effekte, Masken und
Kostüme vom feinsten, hatte gute Schauspieler (allen voran Patrick
Stewart und Famke Janssen) und vor allem ein geglücktes Drehbuch
- kein Wunder, dass ein zweiter Teil in Arbeit ist.
Im Bereich Horror gefiel uns besonders Pitch
Black. Auch wenn die Story sehr konventionell war, so gelang
dem Film nicht nur eine ungewöhnlich ästhetische Optik, sondern
auch tiefgreifende Charakterisierungen und unerwartete Wendungen.
Fazit: Der spannendste Film des Jahres.
Nicht ganz so geglückt war Space Cowboys,
das wohl den Untertitel "Kuckident im All" hätte bekommen sollen.
Sicher, Eastwood, Jones und Sutherland hatten ihren Spaß dabei,
im Rentneralter noch einmal einen SF-Film machen zu dürfen und die
Thematik des Altwerdens wurde auch ausreichend und ansprechend thematisiert,
doch irgendwie fühlte man, dass dieser Film inhaltlich und tricktechnisch
ein Jahrzehnt zu spät kam. Alles wirkte irgendwie unspektakulär
und geruhsam, nicht unbedingt ein Konkurrent von Armageddon.
The Cell war der genau entgegengesetzte
Film: Die Optik war brillant, Kameraeinstellungen und Effekte sorgten
für eine Bilderflut, die ihres gleichen suchte. Leider sah man all
diese Szenen bereits im Trailer, der fertige Film war an manchen
Stellen gar zu bizarr. Mal abgesehen von diesen Augenblicken, in
denen die Kinnlade auf den Sitz des Vordermanns knallte, schaffte
es der Film einfach nicht, so etwas wie Spannung aufkommen zu lassen.
Alles wirkte irgendwie steril, unsympathisch und unrealistisch,
die Handlung um einen Serienkiller war einfach viel zu ausgelutscht
und die Charakterzeichnungen halbherzig. Schade.
Nach dem 99er Debakel mit End of Days war
2000 das Jahr des zweiten, neuen Arnie-Films. The 6th Day
griff die Klon-Problematik auf und verpackte alles in einen simplen,
aber spannenden SF-Actionfilm. Nichts besonderes, aber dennoch spannende
Unterhaltung.
Der letzte Film des Jahres und ein wirklich runder
Abschluss war Unbreakable. Der erste Film des indischen Regisseurs,
The Sixth Sense, war am 30.12.99 bei uns angelaufen und hat
das neue Jahr mit einem außergewöhnlichen Film begonnen. Mit Unreabeable
setzt M. Night Shyamalan diese Tradition fort: Erneut findet sich
Bruce Willis in einer mystischen Situation wieder um sein eigenes
Schicksal zu erkunden, Samuel L. Jackson steht ihm dabei zur Seite.
Leider ist das Ende des ansonsten sehr gelungenen
Films ein wenig enttäuschend und somit fällt Unbreakable
ein wenig gegenüber The Sixth Sense zurück, ist aber immer
noch einer der besten Filme des Jahres.
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