Sciencefiction im TV stagniert. Doch, leider.
So traurig das ist. Warum nur? Aus den vergangenen 12 Monaten haben
wir unsere Lehren gezogen.
Merke: Deutsche Zuschauer sind keine Amerikaner
Tja, hätte SAT.1 das vorher gewusst. Da
kauft man den neuesten "super-mega-Space-Hit" für den
deutschen Markt ein, weil er in den USA nicht nur hervorragende
Quoten, sondern auch wahre Fan-Hysterien hervorgerufen hat und auch
in Deutschland überschlägt sich der Hype durch Presse und Fans,
die bereits das nächste "Star Trek"-Phänomen prophezeien.
Der selbsternannte Trek-Sender positioniert sein
neues Baby also stolz in der Primetime und alles sieht nach Erfolg
aus - das Dumme ist nur, dass niemand Farscape sehen will.
Es wurde lange über die Gründe diskutiert: Zum einen liegt das Farscape-Desaster
an der Qualität der ersten Episoden bzw. dem Stil der Serie, zum
anderen scheint SF in der Primetime bei SAT.1 einfach nicht anzukommen.
Der überstürzte Sendeplatz-Tausch mit Voyager brachte jedenfalls
zwei Ergebnisse: Voyager kann den Freitag auch nicht retten
und Farscape passt besser zum Nachmittagsprogramm.
Auch wenn die Quoten dort nicht ganz das Trek-Niveau
erreichen, so werden die Folgen nach anfänglicher Schwächelei richtig
gut - das sollten auch die Zuschauer mitbekommen. Aber SAT.1 zieht
sich erst mal in die Schmollecke zurück und streicht Farscape
ganz aus dem Programm - vermutlich wird die Serie nach dem Ende
der sechsten Voyager-Staffel aber auf dessen Sendeplatz Samstags
um 15 Uhr laufen.
Merke: Der Name zählt
Ich habe mich schon vor einiger Zeit über
die Ausbeute des Roddenberrys Namen beschwert, aber eines muss man
der Witwe des "Star Trek"-Erfinders lassen: Ihre Projekte
sind nicht nur qualitativ hochwertig, sondern haben auch den nötigen
Erfolg. Mission Erde lief in den USA in der vierten Staffel
- Staffel drei erlebte auf VOX ab November die Deutschlandpremiere.
Über Quoten kann sich niemand beschweren - Staffel fünf scheint
schon gesichert zu sein. Die Besetzung scheint sich wie jedes Jahr
ein wenig zu ändern, vor allem die Darsteller von Augur und Lilly
wollen sich neuen Aufgaben zuwenden.
Auf der anderen Seite arbeiten die Produzenten
aber an der heißen Phase der Serie - langsam soll die Erde zum Schlachtfeld
des großen Krieges werden. Produktionstechnisch gab es noch bessere
Effekte und den Einsatz neuartiger Digitalkameras zu vermelden.
Gleichzeitig erlebte in den Staaten eine weitere
Roddenberry-Serie ihre Premiere. Andromeda hat eine interessante
Story, superbe Effekte, gute Schauspieler und eine erfahrene Produktionscrew
auf seiner Seite - was will man mehr. Die bisherigen Episoden waren
extrem spannend und ließen auch genug Zeit für die Charakterisierung
der ungewöhnlichen Crew. Das Ergebnis war, dass Andromeda
seit der Premiere die höchsten Quoten der Syndication verbuchen
kann, ein Hit, der selbst Farscape überflügelt. Wo die Serie
in Deutschland laufen wird, ist noch unklar, es wird aber wohl noch
2001 soweit sein.
RTL2 ist sehr interessiert, aber auch VOX wäre
froh darüber, beide Roddenberry-Serien zu einem Doppelpack bündeln
zu können. Hoffen wir nur, dass sich die hohen Erwartungen erfüllen
und die Serie im Gegensatz zu Farscape für ordentlich Quote
sorgt - in den USA wird bereits für die zweite Staffel geplant.
Merke: Akte X ist nicht totzukriegen
- die Konkurrenz schon
Was war die größte TV-Überraschung der 90er?
Klar, Akte X. Die Serie um Mulder und Scully hatte Auswirkungen
wie kaum eine andere Produktion - und das, obwohl niemand damit
rechnete, dass die X-Akten die erste Staffel überlebten. Doch während
Gillian Anderson und David Duchovny über Nacht zu Stars wurden und
die Serie sogar ins Kino einzog, wurden viele ähnliche Projekte
aus dem Boden gestampft - Mystery war "in".
Klar, dass über die Jahre so manches Projekt sich
als kommerziellen Flop entpuppte, doch die Anzahl der Überlebenden
war höher als bei einem Shuttle-Ausflug der Voyager. Pretender,
Profiler, PSI Factor, First Wave - allein diese
vier hatten eine Schar von Fans um sich versammelt, waren über mehrere
Jahre erfolgreich gelaufen und erfreuten den deutschen Sender VOX
mit Image- und Zuschauerzuwächsen. Schade, dass alle vier eingestellt
wurden.
Auch wenn in Deutschland zunächst alle Folgen gelaufen
sind, so besteht für das Dienstag-Abend-Doppel noch eine Chance,
denn der US-Kabelsender TNT will beiden Serien TV-Filme spendieren
- besser als nichts, denn wie schon bei Babylon 5 könnten
danach neue Staffeln folgen. Psi Factor und First Wave,
die schwächeren der vier, werden bei VOX noch zu Ende ausgestrahlt,
dann ist Schluss.
Wen haben wir noch auf unserer Totenliste?
Nikita wurde aus vertraglichen Gründen nach der vierten Staffel
gekillt und darf nach Fan-Protesten in ganzen acht Folgen wieder
für die Sektion arbeiten (vielleicht ist RTL2 so gütig und zeigt
uns mal die zweite Staffel???), die Outer Limits sind genauso
wie der Poltergeist von den Bildschirmen verschwunden.
Strahlender Sieger: Akte X. Ursprünglich
hieß es ja immer, nach der (dank "Star Trek") magischen
siebten Staffel sei Schluss, doch dann geschah das, was niemand
für möglich hielt. David Duchovny, der auf keinen Fall weitermachen
wollte, unterschrieb für eine Handvoll Folgen, für die andere Zeit
stellte man Scully einen Partner beiseite. All das wurde erstaunlich
gut aufgenommen, die Serie hat vielleicht sogar etwas von der alten
Frische zurückerlangt, eine neunte Staffel und ein zweiter Kinofilm
gelten als sicher. Anders könnte es den Lone Gunmen gehen, die mehr
oder weniger nach einer Versuchs-Miniserie aussehen.
Zunächst 13 Folgen hat FOX geordert, danach ist
wahrscheinlich der Ofen bereits aus.
Merke: Manche sind einfach nicht totzukriegen
Es ist schon erstaunlich, welchen Überlebensinstinkt
manche TV-Serien entwickeln. Das Stargate beispielsweise
lief 2000 in der bereits vierten Staffel, eine fünfte ist sicher,
denn sowohl in den USA, als auch in Deutschland sind die Quoten
großartig. Mittlerweile sieht es gar so aus, als könnte ein zweiter
Kinofilm nach Roland Emmerichs 94er Werk folgen. Für RTL2 jedenfalls
stellt die SF-Serie zugleich Strohhalm und Goldesel dar - verstehen
kann ich es nicht. Auch Seven Days lebt erstaunlich lange...
Merke: Jeder bekommt eine Chance
Was mich wirklich gefreut hat im Jahr 2000
war, dass Lexx: The Dark Zone für eine vierte Staffel erneuert
wurde. Während RTL2 uns noch immer den Rest von Staffel 2 vorenthält,
haben die Amerikaner eine Chance bekommen, Lexx zu mögen
- und diese auch kräftig genutzt. Der Scifi-Channel erzielt Höchstquoten
mit der Deutsch-Kanadischen Co-Produktion und somit sind weitere
Staffeln in Aussicht.
Merke: Teenie-Horror ist cool
So könnte man es meinen, denn während Buffy
in Staffel 5 geht, Ableger Angel sich über das dritte Jahr
freut, hat auch Roswell die zweite Staffel erreicht. Die
Quoten sind gut und somit erwarten uns weitere Serien dieser Machart.
Charmante Aussichten...
Merke: Deutsche SF ist...
Es ist löblich, welche Mühe sich SAT.1 mit
der SF gibt. Neben dem Einkauf von Star Trek und Farscape
(und mutigen Sendeplätzen) tat man sich vor allem durch zwei Eigenproduktionen
hervor. Leider waren sowohl die Helicops, als auch AEON
trotz teurem Budget extrem trashig, während die Weltraumabenteuer
nie Zuschauer fanden, stürzte auch der CGI Helikopter nach Staffel
2 ab. Andererseits kündigten sich an der Schwelle zum neuen Millennium
zwei neue SF-Serien aus deutscher Hand an: Der Eisplanet und Perry
Rhodan. Schau'n wir mal, was daraus wird...
Der Rest
Was sonst noch so auf uns zukam? Fremdwiederholungen
von Space 2063 und Burning Zone, weil VOX mit der
Synchro von Mission Erde nicht nachkam (ganz nebenbei die
optimale Gelegenheit um First Wave abzusetzen...), die RTL
2-Serien The Crow und Mortal Combat, die beide lächerlich
schlecht waren, zwei Nikita-Wiederholungen auf verschiedenen
Sendeplätzen (noch immer zeigt man uns nicht die Staffeln 2-4),
die x-te Seaquest-Verwertung (hat RTL die ursprünglichen
Kosten endlich wieder drin?) und Spätsendungen anderer, neuer und
alter SF- und Mystery-Projekte, die besser keiner sehen sollte.
|