Eine neue "Star Trek"-Serie ist gestartet. In diesem Artikel blicken wir auf die bisherigen Episoden, die Charaktere und weitere Entwicklung der Serie.


Das Jahr 2001 war - schon was die Ereignisse der Weltgeschichten angehen - ein sehr turbulentes Jahr. Für "Star Trek"-Fans war es mehr als das. "Star Trek Voyager" ging nach sieben Jahren und einer hervorragenden letzten Staffel in den verdienten, jedoch wie bei jeder "Star Trek"-Serie, verfrühten Ruhestand. Mitte September startete eine neue Serie, die sich zu jenen Wurzeln aufmachte, die William Shatner, Leonard Nimoy, DeForest Kelly und die restliche Crew der originalen Serie begründet hatten.

Keine "Star Trek"-Serie wurde zuvor so skeptisch und misstrauisch beäugt und keine andere konnte innerhalb so kurzer Zeit so viele Fans in ihren Bann ziehen.

Ob die Rechnung, die fünfte Serie zeitlich noch vor der ersten anzusiedeln, aufgehen wird, kann im Moment noch niemand sagen. Die Meinungen gehen wie bei jeder neuen Serie auseinander. Den einen ist die Crew zu jung, zu unerfahren und die aus "Star Trek" bekannten Werte stehen noch nicht so im Mittelpunkt, wie man es aus "Das nächste Jahrhundert", "Deep Space Nine" und "Voyager" gewohnt ist. Wieder andere fragen sich aber auch, wieso eine neue Serie in der Zeit zurückgehen musste - war doch das Ende von "Deep Space Nine" und "Voyager" spannend genug, um die Geschehnisse in einer neuen Serie weiterzuspinnen.

Und dennoch sind sich die meisten Fans einig, dass es den Produzenten besser denn je gelungen ist, den "Star Trek"-Geist in eine für uns heute verständliche und nicht futuristisch anmutende Umgebung zu transportieren. Genau aus den Gründen, weshalb die einen die Serie schon im Vorfeld verurteilten, konnten sich viele eher mit ihr identifizieren, als es zuvor der Fall gewesen ist. Dadurch, dass "Enterprise" näher an unserer Zeit liegt, haben die Autoren auch die Möglichkeit, Geschichten zu erzählen, die die Probleme und Konflikte unserer Zeit behandeln. Zwar war dies auch eine Qualität, die alle "Star Trek"-Serien vor ihr ausgezeichnet hatte, bei "Enterprise" sind diese Parallelen jedoch viel deutlicher ausgeprägt. Außerdem versuchen die Produzenten so, dem Zuschauer einen Pfad vorzulegen, wie die Werte und die Gesellschaft des aus der original Serie und "Das nächste Jahrhundert" bekannten "Star Trek"-Universums erreicht werden können, immerhin muss die Crew und die Menschheit, wie sie aus "Enterprise" bisher bekannt ist, diese Ideale selbst erst noch erreichen - sie laden damit gerade zu dazu ein, den Fernseh-Helden nachzueifern und diesem Pfad zu folgen.

Ein großer Pluspunkt von "Enterprise" ist sicherlich die Crew. Sowohl bei "Das nächste Jahrhundert", "Deep Space Nine" als auch bei "Voyager" fanden viele Zuschauer die Besatzung anfangs zu starr, zu bieder. Eben damit brechen die Autoren bei "Enterprise" von Beginn an:

Beinahe 100 Jahre sind verstrichen, seit die Vulkanier die Erde besucht haben. Seither stehen sie den Menschen an der Seite, helfen ihnen, Kriege und Krankheiten zu besiegen und unterrichten sie in vielerlei Fachgebieten. Ins Weltall lassen sie die "unreife" Spezies noch nicht - nur der Handel in langsamen, großen Frachtschiffen ist gestattet und das eigene Sonnensystem darf erkundet werden. Der Jungfernflug der "Enterprise", dem ersten Raumschiff, das für Langstreckenflüge geeignet ist, wird von den Vulkaniern immer wieder verzögert. Nicht offensichtlich - schließlich offenbaren sie ihre Absichten nicht jedem. Aber aus dem Hintergrund dirigieren sie die Menschheit wie eine Marionette.

Allerdings ist die Zeit gekommen, da sich die Menschen nicht länger zurückhalten lassen: die "Enterprise" ist fertiggebaut und für den Feldtest bereit. Da sie von Menschen erbaut wurde, können die Vulkanier sie faktisch nicht aufhalten. Das Schiff steht unter dem Oberkommando der jungen und noch unerfahrenen Sternenflotte, die momentan hauptsächlich auf dem Papier besteht.

Als ein Klingone auf der Erde notlandet, von zwei unbekannten Wesen, die der Rasse der Suliban angehören, verfolgt, ändert sich jedoch die Stimmung unter den Offizieren: Auch wenn die Vulkanier die Menschheit an der Erforschung des Universums hindern möchten, die Realität hatte sie in diesem Punkt sprichwörtlich bereits eingeholt. Die Menschen müssen nun darauf reagieren, ob es den Vulkaniern gefällt, oder nicht.

Captain Archer gelingt es, seine Vorgesetzten davon zu überzeugen, den verletzten Klingonen auf seinen Heimatplaneten zurück zu bringen. Gleichzeitig beginnt er damit die erste Mission des ersten Föderationsschiffes, das den Namen der Sternenflotte im Universum bekannt machen soll.

In der Praxis sieht dies allerdings anders aus: Die Crews der Frachtschiffe stehen den uniformierten Menschen skeptisch gegenüber, immerhin wandern viele gute Crewmitglieder zu einem luxuriöseren Leben an Bord eines Sternenflottenschiffes über, anstatt die Abenteuer und Entbehrungen einer langen Reise auf einem Lastenschiff anzutreten. Da die "Enterprise" das erste Föderationsschiff ist, ist der bloße Name dieser Sternenflotte weitgehend unbekannt. Die "Enterprise" ist den meisten Fremden unterlegen und Captain Archer muss sich auch durch sein diplomatisches Verhandlungsgeschick beweisen. Außerdem ist der Weg zurück zur Erde weit, deshalb muss die Crew bei etwaigen Schwierigkeiten improvisieren und ist weitgehend auf sich allein gestellt.

Dabei wird jedes Crewmitglied seine/ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen müssen. Captain Jonathan Archer wirkt auf Grund seiner Handlungsweisen, seiner emotionalen Entscheidungen und seiner recht direkten Wortwahl wie ein etwas ungeschliffener James T. Kirk. Dabei ist er weit mehr als das. Seine Kindheit wurde vor allem durch seinen Vater geprägt, der sein Lebenswerk - die "Enterprise" - nicht fliegen sehen durfte, weil die Vulkanier den Jungfernflug immer wieder verzögerten, so lange, bis Archers Vater in der Zwischenzeit verstarb. Schon daher ist er den zwielichtigen Vulkaniern gegenüber viel kritischer eingestellt, als man es aus den übrigen "Star Trek"-Serien gewöhnt ist.

Sub-Commander T'Pol ist auf den ersten Blick ein echter Männermagnet. Wer die Schauspielerin jedoch genauer beobachtet, wird feststellen, dass sie einer Vulkanierin sehr viele Facetten verleiht, die man an ihr beinahe übersehen könnte. Obwohl ihr durch die Rolle mimisch weitgehend die Hände gebunden sind, spricht sie mit einer Körperhaltung, einer kurzen Pause oder einem leicht anderen Tonfall Bände. Über den Hintergrund der Wissenschaftsoffizierin ist nicht viel bekannt, außer, dass sie an sich hätte heiraten sollen, ihre Hochzeit jedoch mit ihrem Dienst an Bord zusammengefallen wäre und sie sich nach einiger Überlegung entschloss, der Tradition zu trotzen, um an Bord bleiben zu können. Als Vulkanierin besitzt sie einen ausgeprägten Hör- und Geruchssinn. Letzterer macht es erforderlich, dass sie regelmäßig mit nasalen Injektionen gegen den, für sie unangenehmen, Geruch der Menschen "geimpft" wird.

Commander Charlie Tucker ist sicherlich der bisher sympathischste Charakter der Serie; mit seiner unverfrorenen Offenheit, seinem kindlichen Charme und seinen lockeren Sprüchen heitert er so manche düstere Situation auf. Er kannte den Captain schon lange vor dieser Mission und ist gleichzeitig der Schiffsingenieur. Dass er trotz seiner Direktheit die Mentalität der Sternenflotte an fremde Spezies weitergeben kann, bewies er bereits in der Episode "Unexpected". Kurzgefasst ist er einfach nett, witzig und sympathisch - jemand, den man gerne zum Freund hätte.

Lieutenant Malcolm Reed, der taktische Offizier der "Enterprise", diente mit Captain Archer ebenfalls in vorherigen Missionen. Über ihn ist - bis auf seine englische Herkunft - nicht viel bekannt. Er wirkt etwas schüchtern und verschlossen, gleichzeitig auch ehrlich und loyal. Dass er als taktischer Offizier eine Vorliebe für Waffen hat, ist nicht ungewöhnlich; für ihn ist der Weltraum ein gigantischer Spielplatz, um seine neuen "Spielzeuge" zu testen und einzusetzen. Und doch, sobald er das Kommando über die Brücke bekommt, beweist er, dass er dieser Rolle ebenfalls gewachsen wäre. Dennoch fühlt er sich hinter seiner Konsole sichtlich wohler.

Doktor Phlox ist wohl die exotischste Person der Brückencrew. Über seine Rasse, die Denubulan, ist nicht viel bekannt - er selbst ist leidenschaftlicher Forscher und interessiert sich gleichermaßen für die Menschen, ihre Anatomie, ihre Wege der Fortpflanzung und die verschiedenen Kulturen der Erde. So lebte er einige Zeit bei tibetanischen Mönchen und studierte verschiedene Religionen. Außerdem besitzt er die Gabe, in sehr kurzer Zeit fremde Sprachen und Gebräuche zu erlernen. Da er der Einzige seiner Art an Bord der "Enterprise" ist, fühlt er sich gelegentlich verloren und einsam - dies ist nicht zuletzt der Grund, weshalb er sich mit T'Pol angefreundet hat, der es ebenso ergeht.

Der Doktor ist sehr gesellig und immer darum bemüht, auch an brenzlige Situationen optimistisch heranzugehen. Er besitzt aber sehr wohl die Fähigkeit, energisch zu reagieren und entdeckt auch in seinem Fachgebiet, der Medizin, Zusammenhänge, wo andere keine sehen würden.

Fähnrich Hoshi Sato dient als Kommunikationsoffizier an Bord und ist ebenfalls eine langjährige Freundin des Captains. Sie wollte zuerst nicht an Bord kommen, überlegte es sich jedoch auf Drängen Jonathan Archers hin anders. Sie ist gelernte Linguisten und beherrscht mehrere Dutzend Sprachen. Sie lehrte vor ihrem Dienst auf der Erde Schüler in vulkanischer Sprache und besitzt wie der Doktor die Fähigkeit, sich in Kürze fremde Sprachen anzueignen. Da der Computer beim Übersetzen unbekannter Sprachen noch Probleme hat, ist sie auch auf diesem Gebiet aktiv. Auch sie fühlt sich an Bord trotz der geschlossenen Freundschaften hin und wieder allein und wollte die "Enterprise" auch schon dauerhaft verlassen - zum einen war hierfür die Raumkrankheit verantwortlich, von der die Crew nicht verschont bleibt, zum anderen aber auch ihre Klaustrophobie. Nach mehreren Monaten hat sie sich jedoch mehr an das Leben auf einem Raumschiff gewöhnt.

Fähnrich Travis Mayweather tritt in die Fußstapfen von Harry Kim und ist das jüngste Mitglied der Brückencrew. Er wuchs auf einem Frachter auf, entschied sich jedoch, der Sternenflotte beizutreten. Diese Entscheidung war ihm nicht leicht gefallen, doch die Unterstützung seiner Familie half ihm dabei. Er hat mehrere Geschwister und ist der Navigationsoffizier der "Enterprise". Er mag der unerfahrenste Offizier sein, allerdings lernt er schnell und fragt bei manchen Befehlen beim Captain persönlich nach, um ein besseres Gefühl für seine Aufgabe zu bekommen. In der Zwischenzeit hat er mehrere Freundschaften geschlossen, so mit Hoshi Sato, Charlie Tucker und Malcolm Reed. Er begleitet viele Außenmissionen schon deshalb, weil er auch als Shuttle-Pilot ausgebildet wurde und Shuttles das meist eingesetzte Transportmittel darstellen.

Auch wenn das Potential, das in den Charakteren steckt, auf den ersten Blick geringer scheint als es bei der Crew der "Voyager" der Fall war - bereits in den ersten Episoden scheinen die Personen ein Vertrauensverhältnis entwickelt zu haben, das sie rundum sympathisch macht. Aber noch etwas trägt sehr zur Atmosphäre der Serie bei: das Schiff an sich.

Die "Enterprise NX-01" ist die erste ihrer Art - viele werden noch folgen. Weitere vier Schiffe stehen in den Startlöchern und ihre Crews werden in wenigen Monaten der ersten Crew nacheifern. Das Schiffdesign ist funktioneller als es bei einem anderen Schiff in "Star Trek" bisher der Fall war. Vom bloßen Aussehen her könnte man sich vorstellen, dass diese Konsolen und Kontrollen auch in Wirklichkeit funktionieren. Überflüssige Lichter oder Tastenfelder sucht man vergebens - und eben dieser plastische Eindruck vermittelt eine Umgebung, die dem Zuschauer viel vertrauter vorkommt, als die sterilen Räume der "Enterprise"-A, -D, -E oder der "Voyager". Diese Funktionalität, auf die die Set-Designer geachtet haben, spiegelt sich auch im restlichen Schiff wieder; die Gänge und Räume sind länglicher und röhrenförmiger, als es in den späteren Epochen der Sternenflotte der Fall sein wird.

In vielerlei Hinsicht erinnert das Aussehen der Konsolen an die erste "Star Trek"-Serie - hier und dort sind Hebel zu sehen, es müssen richtige Knöpfe gedrückt werden - an vielen Wänden finden sich Kommunikationskonsolen, über die man Personen überall im Schiff rufen kann; T'Pol besitzt ein ähnliches Sensorgerät, wie es bei Mr Spock der Fall war, der Transporter wird über drei synchron-laufende Hebel ein- und ausgeschaltet. Auch die Uniformen und Farben erinnern mit ihrem Retro-Look an die "Star Trek"-Serie aus den 1960er Jahren.

Der Zuschauer bekommt wirklich das Gefühl, sich an Bord eines Schiffes zu befinden. Dies liegt zum einen daran, dass das Aussehen der Inneräume etwas an ein U-Boot erinnert - vieles wirkt eingeengt, beklemmend, als hätten die Konstrukteure so viel wie möglich auf möglichst kleinem Platz unterbringen müssen und doch scheint es natürlich, wozu die Beleuchtung einen großen Teil beisteuert. In den Gängen und Räumen sind zahlreiche Lichter an der Decke angebracht, die das Geschehen in ein natürliches Licht hüllen. Es ist nicht, wie es bei "Das nächste Jahrhundert" der Fall war, jede kleinste Ecke ausgeleuchtet und nirgends ein Schatten zu sehen - die Umgebung wirkt natürlich und nicht so futuristisch.

Eben dadurch baut der Zuschauer eine Beziehung zu dem Schiff viel schneller auf, als es in den anderen Serien geschah. Schon nach wenigen Folgen akzeptiert man die "Enterprise" als einen eigenständigen Charakter, den es in den folgenden Episoden zu entdecken gilt.

Im Zusammenspiel mit den hervorragenden Akteuren, der interessanten, wenn auch nicht immer ganz neuen Geschichten und vor allem den vielen liebevollen Details und Anspielungen auf die zukünftigen Ereignisse - sei es, dass das Beamen noch immer risikoreich ist und sich noch nicht als Haupttransportmittel etabliert hat, oder dass das Essen an Bord hauptsächlich von Köchen zubereitet wird - ergibt sich daraus ein Charme, den viele Zuschauer in "Deep Space Nine" und "Voyager" lange Zeit schmerzlich vermisst haben.

Um eine solche Detailfülle erkennen zu lassen, benötigten die bisherigen "Star Trek"-Serien sichtlich länger. "Enterprise" schaffte es in nur 11 Episoden:

- "Broken Bow": Ein Klingone stürzt mit seinem Schiff auf der Erde ab. Verfolgt von zwei Suliban, wird er verletzt, kann jedoch die Suliban vorher unschädlich machen. Captain Archer nutzt die Gelegenheit, die Sternenflotte zu drängen, die "Enterprise" in ihre erste Mission zu entlassen. Daraufhin geleitet die "Enterprise" den verletzten Klingonen zurück auf seine Heimatwelt. Dabei werden sie von Suliban überrascht und überfallen. Dennoch gelingt es Captain Archer, den Klingonen letztendlich auf seine Heimatwelt zurückzubringen und verhindert dadurch einen Eklat innerhalb des Hohen Rates der Klingonen, den die Suliban heraufbeschwören wollten.

Ein toller Einstand mit hervorragenden Schauspielern, sehr guten Spezialeffekten und einer mitreißenden Inszenierung. "Broken Bow" macht Lust auf mehr "Enterprise"-Episoden, nicht zuletzt, weil die Crew vom ersten Moment an sympathisch erscheint und schon aufeinander eingespielt wirkt.

- "Fight or Flight": Auf ihrem Weg in die Weiten des Alls stößt die "Enterprise" auf ein verlassenes Schiff. Ein Außenteam geht an Bord und entdeckt ein Dutzend fremder Lebewesen, die an verschiedene Geräte angeschlossen sind und offensichtlich für unlautere Zwecke missbraucht werden. Auf T'Pols Anraten hin entscheidet sich Captain Archer, den ursprünglichen Kurs wieder aufzunehmen und das Gesehene zu vergessen, da es keine Sternenflotten-Angelegenheit sei. Doch die Bilder lassen ihn nicht los; er kehrt um und geht erneut an Bord. Mit Hilfe der Schiffssysteme rufen sie in der fremden Sprache um Hilfe. Inzwischen ist jedoch das Raumschiff der Übeltäter eingetroffen, das die "Enterprise" unter Beschuss nimmt. Als ein weiteres Schiff derselben Art wie das der misshandelten Rasse eintrifft, gelingt es ihnen, die bösartigen Fremden zu vertreiben - die Föderation hat eine neue Freundschaft geschlossen.

Eine gute, wenn auch relativ ruhige Folge - viele Details, eine beklemmende Atmosphäre und erneut die hervorragenden Schauspieler zeichnen die Episode aus.

- "Strange New World": Die Crew entdeckt einen erdähnlichen Planeten und beschließt, die Oberfläche genauer zu untersuchen. Ein Außenteam geht hinunter und wird durch die veränderte Wetterlage gezwungen, über Nacht zu bleiben. In der Luft verbirgt sich jedoch eine Pollenart, die Halluzinationen bei dem Außenteam auslöst - die Crew hat dadurch nicht nur mit einem nicht greifbaren Gegner, sondern auch gegeneinander zu kämpfen, denn jeder sieht etwas anderes. Es entstehen Spannungen, vor allem gegenüber der Vulkanierin T'Pol, die zu eskalieren drohen. Durch eine geschickte Zusammenarbeit, die der Captain von der Brücke aus koordiniert, gelingt es jedoch, die Crew zu betäuben und an Bord zurückzuholen.

Die vierte Episode ist sehr stimmungsvoll und sollte in einem dunklen Raum genossen werden. Das Handwerk ist wieder tadellos, besonders die stimmungsvolle Musik und die Schauspieler sind über jeden Zweifel erhaben.

- "Unexpected": Durch Zufall entdeckt die Crew ein Schiff, das sich im Schlepptau der "Enterprise" befindet. Ihr Antrieb ist beschädigt und sie nahmen die Möglichkeit wahr, als blinde Passagiere mit der "Enterprise" mitzufliegen. Charlie Tucker geht an Bord, um den Fremden bei ihren Reparaturen zu helfen. Als er einige Zeit mit einem der Fremden verbringt, wird er, wie er später erfährt, schwanger. Die "Enterprise" macht sich daraufhin wieder auf die Suche nach dem Schiff, das sich im Schlepptau eines klingonischen Kriegsschiffes befindet. Mit Mühe kann die Crew die Klingonen davon überzeugen, das fremde Schiff nicht zu zerstören. Dadurch ist jedoch die Schuld, in der die Klingonen auf Grund der Ereignisse des Pilotfilms Jonathan Archer gegenüber gestanden sind, beglichen.

Wirklich unerwartet ist die Auflösung der Episode. Bis dahin ist sie sehr witzig und unterhaltsam. Das relativ ernste Ende mit dem klingonischen Kriegsschiff fügt sich stimmungsmäßig nicht in das Gesamtbild ein, ist dennoch sehr gut geschrieben und umgesetzt. Insgesamt eine wirklich gute Episode, die der Geschichte der männlichen Schwangerschaft leider keine neuen Aspekte abgewinnen kann.

- "Terra Nova": So hieß die erste menschliche Kolonie, die außerhalb des Sonnensystems gegründet wurde - vor über 70 Jahren. Wenige Monate nach der Ankunft auf einem fremden Planeten ist der Kontakt abgerissen. Die "Enterprise" macht sich auf, dem Geheimnis auf den Grund zu gehen. In der Tat hat ein Meteoriteneinschlag die Menschen veranlasst, in ein Höhlensystem zu fliehen, in dem sie nun leben. Sie machen die Erdenmenschen dafür verantwortlich, lassen sich mit viel Geduld jedoch überreden, in einen anderen Kontinent zu ziehen, um der radioaktiven Strahlung, die immer noch in der Luft liegt, auszuweichen.

Eine sehr gute Inszenierung und eine hervorragende Musik zeichnen diese Episode ebenso wie die ungewöhnliche, aber gute Story und die exzellenten Schauspieler aus. Sicherlich eines der Highlights der ersten Staffel.

- "The Andorian Incident": In der ersten "Star Trek"-Serie waren die Andorianer noch bekannt - danach waren sie verschwunden, doch die erste Begegnung fand zu Zeiten von Captain Archer statt. Auf ihrem Weg möchte Charlie Tucker einen vulkanischen Tempel besuchen. Als sie eintreffen, werden sie von den Andorianern, die den Tempel in ihre Gewalt gebracht haben, als Geiseln genommen. Sie verdächtigen die Vulkanier der Spionage und vermuten eine Sensorphalanx in der Tempelanlage. Bei einem riskanten Rettungsversuch von Malcolm Reed entdecken sie, dass die Andorianer Recht hatten und lassen sie mit den gewonnenen Sensordaten von der Phalanx nach Andoria zurückkehren.

Mit Spannung ist die Rückkehr der Andorianer erwartet worden; die erste Episode ist sehr spannend und gut inszeniert, auch die Schauspieler sind wieder sehr gut. Dennoch lässt die Episode ein flaues Gefühl in der Magengegend zurück, nicht, weil die Vulkanier undurchschaubarer sind als bisher angenommen - diese Eigenschaft verleiht ihnen seit vielen "Star Trek"-Episoden eine Tiefe, die den Vulkaniern gut tut - nein, es wird nicht geklärt, wie Captain Archer das Wissen um die Phalanx verwenden wird. Dennoch eine wirklich gute Episode mit einer für "Star Trek" untypischen Darstellung von Gewalt.

- "Breaking the Ice": Schon mehrmals traf die "Enterprise" zufällig auf ein vulkanisches Schiff, das sich auf ihrem Kurs befand - als die Crew einen sehr großen Kometen untersucht, taucht erneut ein vulkanisches Schiff auf. Trotz eines höflichen Entgegenkommens seitens Captain Archers sind die Vulkanier nicht freundlich gestimmt. T'Pol wird verdächtigt, Informationen über die Missionen an die Vulkanier in verschlüsselten Nachrichten weiterzugeben - allerdings möchte sie nur ihre anstehende Hochzeit verschieben, absagen oder aber zusagen. Als das Außenteam auf dem Kometen in Schwierigkeiten gerät, muss Archer die Vulkanier bitten, dem Team zu helfen, was ihm sichtlich schwer fällt.

Eine gute Charakterfolge, die der Beziehung zwischen T'Pol und Charlie Tucker und auch dem Charakter von Jonathan Archer einige neue Aspekte abgewinnt. Auch Hoshi Sato, Malcolm Reed und Travis Mayweather haben alle eine wirklich schöne Szene. Zudem ist die Episode sehr unterhaltsam und hat einige witzige Momente.

- "Civilization": Die "Enterprise" stößt auf einen Planeten, dessen Entwicklung dem Mittelalter der Erde entspricht - es wird viel gehandelt, Segelschiffe bevölkern das Meer. Doch die Sensoren entdecken die Emissionen eines Anti-Materie-Reaktors, was auf eine weiterentwickelte Rasse deutet. Gleichzeitig grassiert unter der Bevölkerung eine Epidemie, die schon viele Tote gefordert hat. Als Einheimische verkleidet, geht ein Außenteam auf den Planeten und entdeckt, dass eine unbekannte Spezies mittels Bergbau unterhalb der Stadt ein Erz schürft, das für den Einsatz von Waffen gedacht ist. Dass als Nebenprodukt die Einheimischen sterben, stört diese Spezies nicht. Mit einer List gelingt es der "Enterprise"-Crew jedoch, die Fremden von dem Planeten zu vertreiben.

Die Folge hätte vom Aufbau und der Umsetzung her ebenso gut in der original Serie oder "Das nächste Jahrhundert" passen können. Es ist eine sehr gute Folge, die einiges über die Charaktere verrät, spannend ist und ein paar sehr gute Ideen und Szenen besitzt.

- "Fortunate Son": Auch wenn die "Enterprise" das erste Föderationsraumschiff ist, die Menschen ziehen schon seit Jahren durch das Weltall - in Frachtschiffen. Die "Enterprise" eilt einem von ihnen zur Hilfe, das einen Notruf abgesetzt hatte, als es von Plünderern angegriffen wurde. Der zweite Offizier des Frachters hält jedoch einen Fremden gefangen und möchte die Schildfrequenzen der fremden Schiffe aus ihm herauspressen. Die "Enterprise"-Crew stellt sich dagegen und wird von dem Frachter manövrierunfähig gemacht. Als der Plan des Frachtoffiziers, die Fremden zu besiegen, misslingt, kommt Captain Archer noch rechtzeitig, um Schlimmeres zu verhindern. Er handelt mit den Fremden eine Art Waffenstillstand aus und macht einmal mehr den Namen der Föderation im Weltall bekannt.

Von der Grundidee her eine sehr gute Episode, die viel über die Ursprünge der Menschheit im Weltall verrät. Auch die Schauspieler sind wieder sehr gut, doch ist die klischeebeladene zweite Hälfte der Episode zu träge und vorhersehbar.

- "Cold Front": Monate sind vergangen, seit die Enterprise auf die Suliban gestoßen war. Nun ist es wieder soweit. Ein Offizier der "Enterprise" gesteht Captain Archer, dass er aus der Zukunft kommt und ein Suliban, der eine Katastrophe an Bord des Schiffes der NX-Klasse verhindert hatte, die Zukunft verändern wolle. Captain Archer weiß nicht recht, wem er glauben soll. Der Suliban rettete der "Enterprise"-Crew das Leben und soll dafür bestraft werden? Da er sich immer noch an Bord der "Enterprise" befindet, jagt Archer ihm nach, dennoch kann der Fremde entkommen. Archer lässt ihn mit seinem kleinen Schiff von Dannen ziehen - immer noch unschlüssig, auf wessen Seite die Suliban stehen.

Mit dieser Episode verabschiedet sich "Enterprise" in die Winterpause und hinterlässt den Zuschauer mit vielen offenen Fragen. Und eben das macht die Geschichte um die Suliban so interessant. Letztendlich steht man mit ebenso vielen Informationen wie zu Beginn da. Die Episode ist vielleicht die beste der bisher gezeigten - sie ist spannend, actionreich, mit einer interessanten Geschichte bereichert und sie bietet dem Zuschauer wieder ein Teil eines Puzzles, dessen Größe noch niemand zu erahnen wagt.

Inwieweit es den Autoren gelingen wird, die Crew und das Schiff an sich, ebenso wie die interessante Hintergrundgeschichte um die Suliban, die Klingonen und Vulkanier weiterzuentwickeln, bleibt abzuwarten. Genügend Potential ist auf jeden Fall vorhanden.

Dabei sticht vor allem der große Handlungsbogen hervor, der bereits mit dem Pilotfilm begonnen wird: Die Suliban sind eine äußerst zwielichtige Rasse, deren Absichten ebenso unklar sind wie ihre Herkunft. Sie sind genetisch verändert und werden an ihre jeweiligen Missionen speziell angepasst. So können sie besser hören, sich schneller bewegen oder besitzen sogar die Möglichkeit, für gewisse Zeit im luftleeren Raum zu existieren. Außerdem können sie sich wie Chamäleons tarnen und sind vom Hintergrund, vor dem sie stehen, nicht mehr zu unterscheiden.

All das zusammen mit ihren Interaktionen mit den Klingonen und dem Kalten Temporalen Krieg, über den die "Enterprise"-Crew und der Zuschauer im Prinzip noch überhaupt nichts weiß, ergibt einen Story-Bogen, der demjenigen aus "Deep Space Nine" mit dem Dominion oder den Borg aus "Voyager" in nichts nachstehen muss.

Andererseits halten sich die Autoren mit den Vulkaniern, ihren Intrigen und Geheimnissen ein weiteres Hintertürchen offen, um die Zuschauer auch nach Hunderten von "Star Trek"-Episoden noch zu überraschen und vor den Fernseher zu fesseln. Auch den Andorianern ist ein weiterer Auftritt sicher - ob dieser wieder einen neuen Aspekt der Vulkanier offenbaren wird oder die Geschichte der blauhäutigen Außerirdischen erzählen wird, ist offen.

Die Produzenten scheinen erkannt zu haben, dass die Zuschauer mit einer so durchgehenden Hintergrundgeschichte viel eher bei jeder Episode der Serie einschalten werden als es bei völlig unabhängigen Geschichten der Fall wäre.

Allerdings müssen die Autoren bei so vielen Handlungsfäden darauf Acht geben, nicht den Überblick zu verlieren, sonst läuft die Serie Gefahr, in einem Story-Wirrwarr zu enden, wie es bei anderen Serien (wie z.B. "Akte X") geschehen ist. Sie müssen aber aufpassen, dass Gelegenheits-Zuschauer ebenfalls einschalten können und nicht wie bei "Babylon 5" durch die ganzen Kontinuitäts-Fäden nicht mehr hindurchblicken. Es wird interessant sein, zu sehen, ob ihnen dieser Spagat gelingt. Bei "Voyager" haben sie es jedenfalls geschafft, denn die Serie ist ein Referenzbeispiel für das schwierige Gelingen dieses Spagat-Stücks.

Bei so viel Potential ist es jedenfalls unwahrscheinlich, dass den Machern die Ideen ausgehen und sich Stories immer wieder wiederholen.

Durch die Entscheidung, "Enterprise" zeitlich vor der original Serie anzusiedeln, ergeben sich also viele neue Möglichkeiten für die Macher der Serie - jedoch wird dadurch ihre Handlungsfreiheit ebenso stark eingeschränkt, vor allem durch den gegebenen Handlungsrahmen, der durch die bekannten Serien vorgegeben ist. "Enterprise" muss den Anschluss zur "Star Trek"-Zukunft finden, da viele Fans einen Stil- und Logikbruch nicht akzeptieren würden.

Jedoch wird bereits aus den Charakter-Skizzen deutlich, dass den Autoren bisher eines nicht so recht gelungen ist: Während bei "Voyager" alle Charaktere mehr oder weniger viel zu tun bekamen, verlagert sich das Gewicht bei "Enterprise" recht deutlich. Captain Archer, T'Pol und Commander Tucker sind offensichtlich die Hauptcharaktere der Serie. Der Doktor durfte bisher nicht sehr viel von sich zeigen, Lieutenant Reed, Fähnrich Sato und Fähnrich Mayweather scheinen dafür wie waschechte Nebendarsteller.

Allerdings sollte man der Serie hier noch etwas Zeit lassen - dieses Verhalten wird allzu gern mit den anderen "Star Trek"-Serien verglichen, die immerhin Jahre Zeit hatten, das dem Zuschauer bekannte Gleichgewicht der Charaktere zu erreichen. Und wieviel Potential jede einzelne Person in "Enterprise" besitzt, ist bisher kaum abschätzbar.

Dem angeschlagenen US-Fernsehsender UPN verschaffte "Enterprise" beeindruckende Zuschauerzahlen, die gerade in der Herbstsaison für Spitzenquoten sorgten. Zusammen mit "Buffy" ist "Enterprise" nach wenigen Wochen zum Zugpferd für den Sender geworden, der dank den beiden Serien Zuwachse in allen Zuschauergruppen verzeichnete.

Dass immer noch ein Interesse an einer "Star Trek"-Serie besteht, zeigen indes die Quoten des Pilotfilms, die kaum jemand für möglich gehalten hatte. In der Tat können wir alle in unserer Zeit "Star Trek", seine Philosophie, seine Werte und seine Menschlichkeit wohl mehr denn je zuvor brauchen.

Schon heute - und es ist im Moment sicherlich zu früh, das zu behaupten - werden Stimmen aus der Fan-Gemeinde laut, die es befürworten würden, wenn Scott Bakula in der Rolle des Jonathan Archer in Captain Jean-Luc Picards Fußstapfen treten und in absehbarer Zeit sein Sternenflottenschiff auf der großen Leinwand befehligen würde.

Auch Jahre nach dem Ende von "Deep Space Nine" ist von einem Kinofilm immer noch nichts zu sehen und einen "Voyager"-Kinofilm wünschen sich zwar die meisten Fans, ob dieser jedoch realisiert werden wird, ist fraglich. "Enterprise" hätte wie jede "Star Trek"-Serie zuvor das Potential, die Zuschauer im Kino mit auf ihre Abenteuer zu nehmen, dabei stünde sie in der grandiosen Tradition und den hervorragenden Geschichten der bekannten Enterprise-Schiffe sicherlich in nichts nach.

Redakteur: Jens Adrian