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In diesem Jahr ist im "Voyager"-Universum viel passiert.
Aber auch in der realen Welt ging einiges um sich. Nach sieben
Jahren hat die Serie nun ihr natürliches Ende erreicht.
Blicken Sie mit uns auf die "Voyager"-Highlights
und -Tiefpunkte des Jahres!
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2001 war ohne Zweifel das beste "Voyager"-Jahr.
Noch nie zuvor gab es eine dermaßen geballte Ladung an hochwertigen
und intelligenten "Star Trek"-Episoden.
Begonnen hat dieses Jahr mit der zweiten Hälfte
der gelungenen sechsten Staffel. Die sechste Staffel wirkt im Vergleich
zu der herausragenden fünften Staffel weniger innovativ und
zu Anfangs unentschlossen. Hier finden sich auch einige Tiefpunkte
der Staffel wieder. "Equinox, Teil 2" und "Die Barke
der Toten" sind Beispiele für durch und durch misslungene
Charakter-Entwicklungen.
Besonders "Die Barke der Toten" ist ein
herber Rückschlag, kommt diese doch mit einer der unschlüssigsten
Stories der Serie daher. Als Ursache hierfür dürfte der
Neuzugang im Autorenstab, Ron D. Moore, sein, der nach dem Serienfinale
von "Deep Space Nine" zu "Voyager" wechselte.
Streitereien zwischen ihm und dem etablierten Autorenstab sind letzten
Endes für das Scheitern dieser Episoden verantwortlich. Nach
seinem Abgang verbesserte sich die Serie deutlich.
Spätestens
seit der Episode "Der Virtuose", die zu Anfang diesen
Jahres ausgestrahlt wurde, gewann die Serie mehr und mehr an Fahrt.
"Das Mahnmal", die
folgende Episode, ist eine sehr zum Nachdenken anregende Episode,
die vor Brutalität nicht zurückschreckt. In dieser Episode
bekommt es die Crew mit falschen Erinnerungen zu tun, die von einem
grausamen Krieg handeln, bei dem sämtliche unschuldige Zivilisten
eines fremden Ortes getötet werden. Die Episode überzeugt
durch brillante Charakterdarstellungen und eine mitreißende
Story.
Das
nächste große Highlight dieser zweiten Staffelhälfte
ist mit Sicherheit die Episode "Kollektiv".
In dieser Episode wird die "Voyager"-Crew mit Borg-Kindern
konfrontiert, die eine Virus-Attacke auf ein Borg-Schiff überlebt
haben. Nach vielen Schwierigkeiten kann Janeway diese Kinder retten
und gibt ihnen auf der "Voyager" ein neues Zuhause. Trotz
zahlreicher Borg-Episoden zeigen die "Voyager"-Macher,
dass Borg-Geschichten noch immer spannend sind. "Kollektiv"
ist eine unvoraussehbare und erfrischend neue "Voyager"-Episode,
die dem "Voyager"-Universum einen wunderbaren Neuzugang
beschert: Borg-Junge Icheb, hervorragend gespielt von Manu Intiraymi.
"Kollektiv" leitet außerdem den "Borg Kinder"-Storybogen
ein, der für ein wenig Kontinuität sorgt. Die Borg-Kinder
bleiben für den Rest der Staffel auf der "Voyager"
und sorgen immer wieder für das eine oder andere Schmunzeln.
Eine
der besten "Voyager"-Episoden findet ebenfalls Platz in
der zweiten Hälfte der 6. Staffel: "Die
Muse". Diese Episode beweist einmal mehr, dass "Voyager"
kein "Das nächste Jahrhundert"-Abklatsch ist, sondern
"Star Trek" konsequent in neue Bereiche führt, wo
keine andere Serie jemals zuvor gewesen war. In diesem Falle lautet
dieser Bereich Theater. Es ist die wunderbare Mischung aus Film
und Theater, die diese Episode auszeichnet. Dabei werden die theatralischen
Szenen dazu benutzt, die Filmszenen in den Erinnerungen zu festigen.
Das langsame Tempo und eine unter die Haut gehende Charakter-Darstellung
- etwas typisches für das Theater - sind dabei bestimmend.
Vor allem das langsame Tempo ist ungewöhnlich für eine
"Voyager"-Episode, was der Episode eine gewisse Frische
verleiht. Doch bedeutet Langsamkeit nicht gleich Langweile, die
theatralischen Szenen sind, eben weil sie neu in "Star Trek"
sind, spannend mitanzusehen und sind das Highlight dieser durch
und durch gelungenen "Voyager"-Episode.
Ein
Tiefpunkt der zweiten Staffel-Hälfte ist die Episode "Voller
Wut". Hier kehrt der Charakter Kes nach gut 3 Jahren
Abwesendheit wieder ins "Voyager"-Geschehen zurück
und hat sich in der Zwischenzeit so zum Bösen entwickelt, dass
er eine Zeitreise unternimmt und die ganze "Voyager"-Crew
an die Vidiianer ausliefert, nur um sein jüngeres Ich zurück
nach Ocampa zu bringen, damit dieses nie diese furchtbare Entwicklung
durchmachen muss, die er in den letzten Jahren erfahren hat. "Voller
Wut" herrscht nicht nur in Kes, sondern auch im Zuschauer,
denn die Episode wartet mit einer durchgehend voraussehbaren Geschichte
auf, die lächerlich endet. Der Reiz der Episode, der darin
besteht, endlich wieder einen vertrauten Charakter wiederzusehen,
wurde völlig zunichte gemacht und zwar auf eine Art und Weise,
wie man es von einer Episode aus der zweiten Hälfte der 6.
Staffel nicht erwarten würde.
Nach
diesem Desaster wurden die Gemüter wieder beruhigt. Denn die
folgende Episode ist auch ein großes Highlight der Serie:
"Rettungsanker". In
dieser Episode reist der Doktor mit Hilfe des Pfadfinder-Projektes
in den Alpha-Quadranten, um zu versuchen, seinen Erschaffer Dr.
Lewis Zimmerman zu retten, der im Sterben liegt. Die Episode ist
von Beginn an ein Brüller. Zahlreiche Gags und Witzeinlagen
sorgen immer wieder für Lacher. Besonders die herausragende
schauspielerische Qualität seitens Robert Picardo, der sowohl
den Doktor als auch Dr. Lewis Zimmerman verkörpert, ist beeindruckend
und trägt zum Erfolg dieser brillanten Episode bei. Ebenfalls
interessant ist, dass die "Voyager" nun dauerhaften Kontakt
mit dem Alpha-Quadranten hat. Die Story dieser Episode ist durchgehend
undurchsichtig und daher spannend, das Zusammenspiel des Doktors
mit seinem Erschaffer ist so gelungen, dass dieses in den denkwürdigsten
Szenen der Serie mit Sicherheit einen Ehrenplatz finden wird.
Das nächste große Highlight ist sogleich
die zweite Episode der siebenten Staffel, die im Juni diesen Jahres
ausgestrahlt wurde. Die siebente Staffel ist eine Sensation. Hier
finden sich die innovativsten und provokantesten Episoden der gesamten
Serie. Man könnte meinen, dass die Autoren nochmals alles aus
ihren Registern gezogen haben, damit die Zuschauer die Serie gut
in Erinnerung behalten und der Abschied von ihr so schwer wie möglich
gemacht wird. Hier jagt wirklich ein Highlight das andere. Noch
nie freute man sich jemals zuvor so sehr auf eine "Voyager"-Episode,
weil die Serie im letzten Jahr ihres Bestehens ihr volles Potenzial
entfacht und sich auf einem wahren Höhenflug befindet.
In
"Unvollkommenheit"
wird Seven mit ihrem Tod konfrontiert, der sich in Form eines defekten
Kortikal-Knoten offenbart. Icheb, bei dem dieses Wertstück
noch vollkommen erhalten ist, opfert sich für Seven und sorgt
für ein interessantes Dilemma an Bord des Schiffes. Auf diese
Episode können die "Voyager"-Macher und -Fans stolz
sein. Sie zeigt, wie sich die Serie entwickelt hat und wie sehr
sie sich in der siebenten Staffel entwickeln wird. Neue Kamara-Einstellungen,
neues Licht und neue Effekte wurden hier ausprobiert und sorgen
für eine Frische, wie sie man in einer siebenten Staffel einer
Serie nicht erwarten würde. Vor allem sind die Geschichten
abwechslungsreicher, weil in den Episoden soviel passieren. Die
Episode enthält sehr tiefgründige und fesselnde Dialoge,
die sehr zum Nachdenken anregen. Noch nie zuvor flossen soviele
Emotionen in einer "Voyager"-Episode. Hervorzuheben ist
hier die überwältigende schauspielerische Leistung von
Jeri Ryan, die Seven of Nine verkörpert.
Die
nächste Episode ist auch sogleich das nächste Highlight.
Tom und B'Elanna heiraten gegen Ende der Episode "Das
Rennen", welche in beeindruckender Art und Weise
das enorme Qualitäts-Niveau der siebenten und letzten "Voyager"-Staffel
unter Beweis stellt. Wie die Episode zuvor passieren auch in dieser
Episode unheimlich viele Dinge, die für unheimlich viel Abwechslung
sorgen. Neben den sehr guten Charakterszenen gibt es eine spannende
Story, angereichert mit sagenhaften Specialeffects. Besonders in
"Das Rennen" merkt der Fan, dass die "Voyager"-Episoden
seit dem Beginn der Staffel lebhafter geworden sind, was durch eine
temporeiche Inszenierung erzielt wird, die nochmals an Geschwindigkeit
zunimmt.
Der
erste große Tiefpunkt ist zugleich der einzige Tiefpunkt dieser
großartigen Staffel. "Verdrängung"
ist anfangs superb, jedoch gegen Mitte immer voraussehbarer und
wird auf enttäuschende und lächerliche Art und Weise aufgelöst.
Überhaupt ist eine Episode um den Sternenflotten/Marquis-Konflikt
in der letzten Staffel schlicht und ergreifend überflüssig.
In der Episode bekommt Tuvok es mit einem anonymen bajoranischen
Angreifer zu tun, der die Gewalt über seine Gedanken und die
der Marquis-Mitglieder erlangt, welche fortan gegen die Sternenflotte
auf dem Schiff rebellieren.
Ein
Highlight jagt das andere. Schon die folgende Episode entschädigt
für alles: "Kritische Versorgung"
ist eine gesellschaftskritische Episode, die es in dieser provokanten
Form noch nie zuvor in "Star Trek" gegeben hat. Der Doktor
wird entführt und stellt auf einem fremden Planeten fest, dass
dieser seine Bewohner in Klassen aufteilt und die medizinische Versorgung
von diesen abhängig macht. Je höher die Klasse eines Bewohners
ist, desto besser wird er medizinisch versorgt - deutlicher können
die Parallelen zum katastrophalen amerikanischen Gesundheitssystem
nicht sein und provokanter und brillanter kann keine Sciencefiction-Serie
diese kritisieren. Die gewohnt gute schauspielerische Qualität
von Robert Picardo, der den Doktor verkörpert, macht die Episode
zu einem unvergesslichen "Voyager"-Abenteuer.
Das
nächste große Highlight folgt bereits zwei Episoden später:
"Körper und Seele".
Hier muss sich der Doktor in Sevens Körper verstecken, um nicht
von einer Hologramme jagenden Rasse entdeckt und vernichtet zu werden.
Dabei ist er dem Spielen mit Sevens Körper nicht abgeneigt
und bekommt zum ersten Male einen Eindruck davon, was es heißt,
ein organisches Lebewesen zu sein. Die Episode führt den Zuschauer
in einen Sektor des Weltraums ein, in dem Hologramme gejagt, versklavt
oder gar getötet werden. Zwei Episoden später, in dem
Doppelteiler "Fleisch und Blut", wird diese Thematik nochmals
aufgegriffen. Die Episode besticht durch die beeindruckende schauspielerische
Qualität von Jeri Ryan, die Seven of Nine spielt. Sie schafft
es, den Doktor perfekt zu imitieren und sorgt dabei für große
Lacher. Zwei Lieblings-Charaktere der Serie, Doktor und Seven, die
in einer Episode um die Gunst der Zuschauerschaft kämpfen -
da kann nicht viel schiefgehen.
Das
nächste große Highlight nach dem leicht enttäuschenden
Doppelteiler "Fleisch und Blut" ist eine der besten "Voyager"-Episoden
aller Zeiten: "Abstammung".
Noch nie war eine Charakter-Episode so einfühlsam und bedacht
geschrieben. Für den notwendigen Tiefgang sorgen die mitreißenden
Rückblenden. In dieser Episode stellt B'Elanna fest, dass sie
schwanger ist. Als sie erfährt, dass ihr Kind eine klingonische
Stirn haben wird, ist sie entsetzt und will dieses genetisch so
manipulieren, dass es völlig menschlich aussieht. Damit will
sie verhindern, dass ihr Kind von den anderen Kindern gehänselt
wird und das durchmachen muss, was sie durchgemacht hat. Die Episode
erforscht den Charakter B'Elanna und leitet eine große Charakter-Entwicklung
ein, die überzeugend herüberkommt. Endlich muss sie sich
ihrem kindlichen Trauma in seinem vollen Umfang stellen, was hervorragend
gespielt wurde. Die Dialoge sind brillant und zum Nachdenken anregend
und mitreißende und unter die Haut gehende Charakterszenen
tragen ebenfalls zum Erfolg dieser Episode bei. Sie behandelt das
Thema Genmanipulation genau in der richtigen Dosis und nie aufdringlich,
weshalb man so gängigen Klischees geschickt aus dem Wege ging.
Eine
der besten "Star Trek"-Episoden aller Zeiten ist ebenfalls
in der siebenten "Voyager"-Staffel zu finden: "Die
Leere". Noch nie wurde auf so spannende, intelligente
und direkte Weise die "Star Trek"-Werte demonstriert.
Die Episode ist "Star Trek" at its best und sorgt dafür,
dass der Zuschauer auch Wochen nach der Ausstrahlung über die
Botschaft nachdenkt. "Die Leere" demonstriert einmal mehr
das hohe Niveau der Serie und zeigt, wie intelligent Sciencefiction
sein kann und dass diese nicht nur aus Action bestehen muss.
Ausgangspunkt ist der spannende Konflikt, in den die
Crew der "Voyager" hineingelangt, als sie von einer Weltraumanomalie
verschlungen wird, in der nichts als Leere vorherrscht. Nicht ganz,
denn ziemlich schnell stellt die Crew fest, dass andere Schiffe
sich ebenfalls hierher verirrt haben und keinen Weg aus der Anomalie
fanden. Diese rauben sich gegenseitig aus, um zu überleben.
Die Crew hat die Wahl: Entweder andere Schiffe ebenfalls ausrauben
und damit das eigene Überleben sichern oder in der Leere sterben.
Janeway entscheidet sich für eine Allianz, die auf Vertrauen
und Austausch beruht und gemeinsam einen Weg findet, der Anomalie
zu entkommen.
Der Zuschauer wird mitgerissen von den Entscheidungen,
die Janeway trifft und spürt den Erfolg am eigenen Leibe. Der
Grund hierfür ist, dass der Zuschauer sehr früh in der
Episode eine Beziehung zu der Crew aufbaut, steckt diese doch in
einer scheinbar auswegslosen Situation fest. Ihm wird vor Augen
geführt, welche Vorteile eine Föderation hat und er erkennt,
dass dies die einzige Lösung aus dieser Situation ist. Ihm
wird, praktisch bei Null begonnen, Schritt für Schritt vor
Auge geführt, wie eine Föderation zustande kommt und wie
wichtig diese sein kann. Der Aufbau und die Weiterentwicklung dieser
Föderation von Stunde Null an fasziniert den Zuschauer und
hält ihn auf Trab.
Das
nächste und letzte Highlight des "Voyager"-Jahres
2001 ist der großartige Doppelteiler "Arbeiterschaft".
In diesem wird die "Voyager"-Crew widerwillig in die Industrie-Arbeiterschaft
eines fremden Planeten integriert. Ihre wahren Erinnerungen werden
dabei durch neue ersetzt. Chakotay, Kim und der Doktor sind die
einzigen, die die Crew helfen können, doch erweist sich die
Rettung als schwierig, da den Crew-Mitgliedern ihr neues Leben scheinbar
gefällt und sie noch niemals zuvor so glücklich waren.
"Arbeiterschaft" ist abermals eine Episode
ganz im Stile von "Kritische Versorgung": Provokant, direkt
und zum Nachdenken anregend. Abermals ist auch die herausragende
schauspielerische Qualität zu erwähnen und die phänomenalen
Specialeffects, die für einen "Emmy" nominiert wurden.
"Arbeiterschaft" geht auf jeden einzelnen Charakter ein
und verschafft diesen ein vom Charakter her ähnliches und daher
glaubwürdiges Ebenbild und ganz spezielle Momente. "Arbeiterschaft"
ist spannend und immer wieder passiert in ihr etwas neues. Ferner
ist es faszinierend, die Crew in anderen Rollen zu sehen, die diesmal
aber nicht auf dem Holodeck ("Das Tötungsspiel")
stattfinden, sondern im realen Leben. Die Episode ist ein würdiger
Abschluss der Doppelteiler-Reihe von "Voyager".
Ausblick:
Die
Ausstrahlung der Episoden endete in diesem Jahr mit "Q2".
Im nächsten Jahr werden die restlichen 7 Episoden mit Hochspannung
erwartet. Besonders das unglaubliche Finale "Endspiel"
sollten Sie auf keinen Fall verpassen. Ansonsten versprechen die
restlichen sieben Episoden jede Menge hochkarätiger Sciencefiction-Stories
und Glanzmomente für die Charaktere.
Redakteur: Lin
Xiang
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