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"Trekgames für das neue Millenium"

Von Patrick Streppel

Nachdem wir in der Spezialausgabe zum Jahreswechsel einen ausführlichen Rückblick auf die 2000er Trekgames geworfen haben, blicken wir nun in die Zukunft und sagen Ihnen, welche Titel 2001 und darüber hinaus erscheinen werden.

Interplay - das Ende einer Tradition?

Der kalifornische Publisher und Entwickler Interplay war einer der ersten Firmen mit "Star Trek"-Lizenz, auf Basis der klassischen Serie und Filme bescherte man uns Titel wie 25th Anniversary, Judgement Rites und Starfleet Academy - nun könnte die begehrte Lizenz abgelaufen sein.

Doch während es eigentlich Schade ist, wenn ein Hersteller sich aus dem Bereich "Star Trek"-Spiele zurückziehen muss, so sind viele Spieler doch nicht gerade traurig. Letztes Jahr enttäuschten sowohl Klingon Academy und New Worlds, während die Weltraumsimulation schon durch minimalen Support negativ auffiel, erschien zum Echtzeit-Strategiespiel erst gar kein Patch. Spieler, die durch Bugs am Spielen gehindert wurden, ließ Interplay schlichtweg im Regen stehen - so vergrault man Käufer. Einzig Starfleet Command konnte Fan- und Herstellererwartungen erfüllen und im Dezember 2000 erschien ein leicht verbesserter Nachfolger.

Doch was nun? Einerseits besagen Gerüchte, dass Interplays Lizenz abgelaufen sei, andererseits gibt es aber keine Bestätigung dafür, dass dieser Zeitpunkt bereits erreicht ist. Aber wozu sollte man einen Nachfolger produzieren? Eine dritte Auflage von Starfleet Command macht keinen Sinn, zu erschöpft wirkt beim zweiten Anlauf bereits das Spielprinzip. Das Render-Adventure Secret of Vulcan Fury wird nach all der Zeit und der andauernden Genre-Schwäche auch nicht mehr aus der Versenkung geholt werden, Klingon Academy und New Worlds haben sich zu schwach verkauft, um einen Nachfolger rechtfertigen zu können, ja selbst die Dreamcast-Portierung des Echtzeit-Titels wurde gestoppt. Es könnte also gut sein, dass Starfleet Command 2 das letzte "Trek"-Spiel von Interplay war.

Während sich die Welt damit abfand, tauchte in der letzten Woche das (unbestätigte) Gerücht auf, Interplay arbeite an einem "Star Trek"-Spiel für die Playstation 2. Es sollte sich dabei um ein Weltraum-Actionspiel handeln, also etwas in Richtung des hauseigenen Starfleet Academy oder Activisions Invasion. Möglich wäre es dann beispielsweise, dass man die guten Kontakte zu George Takei nutzt (der seit seinem Video-Auftritt in Starfleet Academy auch dem klingonischen Nachfolger und den beiden Starfleet Commands seine Stimme lieh) und uns die von Fans ersehnten Abenteuer des Captain Sulu erzählt... Aber das ist alles nur Spekulation.

Simon and Schuster - ein neuer Stern am Himmel?

Multimedia-Werke à la Captain's Chair, die interaktiven Filme Borg und Klingon sowie die billigen Starship Creator - ich glaubte ehrlichgesagt nicht, dass die Viacom-Tochter ein anständiges, vollwertiges Computerspiel zusammenbekommt. Doch dann wurde ich mit The Fallen eines besseren belehrt.

Der nächste (und vielleicht schon letzte Titel) von Simon and Schuster wird Dominion Wars, ein 3D-Echtzeit-Taktikspiel, das grob an Starfleet Command erinnert und wie alle Titel des Publishers auf der DS9-Lizenz basiert.

Doch bei genauerem Hinsehen entwickelt Gizmo Games einen Toptitel, der nur sehr wenig mit dem Interplay-Produkt gemeinsam hat. Abgesehen von der deutlich hübscheren und deutlich dreidimensionaleren Präsentation legt das Newcomer-Team viel Wert auf einfache Bedienung und actionreiches Spielprinzip. Man wird nicht stundenlang den Gegner umkreisen, im Interface herumklicken und im richtigen Moment auf die schwächsten Schilde feuern, in Dominion Wars sollen Raumkämpfe so wie in der Serie dargestellt werden - schnell, abwechselungsreich und spannend.

Was sich selbst als Action-Strategie versteht, wird aber dennoch nicht zum einfachen Space-Shooter, dafür sorgt allein die Tatsache, dass man sechs sehr unterschiedliche Schiffe unter seinem Kommando hat, die man richtig einsetzen muss. Auch die Kontrolle bleibt 3rd Person bzw. isometrisch wie bei klassischer Echtzeit-Strategie, via Maus teilt man Befehle zu. Dominion Wars erinnert also ein wenig an Sierras Homeworld, allerdings wird die Befehlsvergabe der Schiffe weiter in 2D verlaufen, damit die Steuerung nicht zu kompliziert wird und der Spieler den Überblick behält. Außerdem, sagen die Entwickler, seien alle Raumkämpfe der Serie in einer Ebene ausgefochten worden.

Der Spieler befehligt diese kleine Flotte sozusagen als Admiral, er bekommt Missionen und bei deren Erfüllung Prestigepunkte, mit denen er seine Schiffe ausrüsten bzw. neu kaufen kann. Auch wird es Aufgabe des Spielers sein, den richtigen Captain für jedes Schiff auszusuchen. Verschiedene Charaktere à la Sisko, Worf und Picard stehen zur Verfügung und haben alle verschiedene Eigenschaften, die wie in einem Rollenspiel von Mission zu Mission unterschiedlich gewichtet werden.

Simon and Schuster hat die DS9-Lizenz und Dominion Wars spielt in der sechsten oder siebten Staffel, also inmitten des Krieges. Vier Rassen stehen zur Auswahl: Föderation, Klingonen, Cardassianer und das Dominion. Insgesamt 24 Schiffsklassen sollen in den epischen Schlachten zum Einsatz kommen. Mittels des Starship Creator: Warp 2 soll man auch eigene Schiffe importieren können - vor allem im 8 Spieler Multiplayer-Modus eine interessante Option.

Das Spielprinzip klingt sehr vielversprechend, die Grafik ist hübsch, alles hängt nun von der Story und den Missionen ab. Wird man uns eine langweilige Galaxie-Karte wie bei Starfleet Command oder eine spannende Kampagne präsentieren? Mit Dominion Wars könnte uns im April ein echter Top-Titel ins Haus stehen, der all das bietet.

Doch was danach kommt? Ein Nachfolger von The Fallen wäre wünschenswert, doch auch hier ist ungewiss, ob Simon and Schuster überhaupt noch ein weiteres "Star Trek"-Spiel produzieren darf - Gerüchten zufolge läuft die Lizenz mit dem Erscheinen von Dominion Wars aus.

Activision - die Zukunft

Wenn ich bei den anderen beiden Herstellern von dem Ablauf der Lizenz spreche, dann sollte man sich einen Wechsel vorstellen, denn Activision hat für zehn Jahre die exklusiven Rechte zur Umsetzung aller alten und neuen "Trek"-Serien und -Filme gekauft. Wenn Interplay und Simon & Schusters Verträge auslaufen, kann Activision fortan auch aus dem "Classic"- und DS9-Fundus schöpfen.

Was viele Fans als Nachteil oder gar Bedrohung für die Qualität und Quantität von "Star Trek"-Spielen ansahen, ist vielleicht die beste Paramount-Entscheidung seit langem gewesen, denn der neue Lizenzeigentümer versteht sein Handwerk. Hidden Evil war noch ein wenig schwach, aber Armada und Elite Force waren von höchster Qualität und haben sich entsprechend gut verkauft. Während im Activision-Forum bereits Fan-Wünsche für ein Armada 2 sondiert werden, scheint auch ein Nachfolger zu Ravens 3D-Shooter sicher zu sein. "Wann" ist allerdings die wichtigste Frage. Elite Force 2 und Armada 2 wurden noch nicht angekündigt, es ist nicht einmal sicher, ob bereits Arbeiten daran begonnen wurden. Da Activision noch zwei weitere "Trek"-Titel für 2001 in der Mache hat, wird sich das wohl bis 2002 hinauszögern - aber das ist alles reine Spekulation.

Aber es gibt noch zwei weitere Bereiche, die Activision mit ziemlicher Sicherheit abdecken muss. Zum einen bin ich feste davon überzeugt, dass Titel für die "Next Generation"-Konsolen in Arbeit sind. Während das "Dreamcast" wohl leer ausgeht, dürften "Playstation 2" und "X-Box" mit diversen Umsetzungen und Originalen beglückt werden. Elite Force wird beispielsweise auf Sonys neue Konsole umgesetzt und auch ein Nachfolger von Invasion scheint für die PS2 prädestiniert zu sein.

Ein weiteres Projekt, dass Activision angedichtet wird, ist ein Multiplayer-Spiel basierend auf einem "Persistent Universe" à la Everquest oder Jumpgate. Möglich wäre sowohl eine planetare Version, als auch eine Weltraum-Simulation, wobei ich allerdings letzteres vermute. Ob und wie Activision wirklich ein solches Spiel produziert, ist aber niemandem bekannt.

Für April 2001 steht nun zunächst einmal Away Team an, ein 2D-Taktikspiel im Stil von Commandos. Dem Spieler wird dabei die Kontrolle einer föderativen Spezialeinheit übertragen, die auf den verschiedensten Planeten geheime Missionen erfüllen darf. Wie in einem Rollenspiel stehen Charakterentwicklung und Inventar im Vordergrund, taktisches Vorgehen und genaue Missionsplanung sind aber ebenso wichtig, denn der Trupp des Spielers besteht nur aus wenigen Mitgliedern. Dringt man beispielsweise in eine romulanische Basis ein, so ist es klüger unentdeckt vorzugehen, um keinen diplomatischen Zwischenfall zu verursachen.

Die Entwickler von Reflexive Entertainment versprechen eine spannende Story, bei der auch Charaktere aus TNG Gastauftritte haben. In einer Mission sind beispielsweise Worf oder Data mit von der Partie, die unbedingt geschützt werden müssen, aufgrund spezieller Fähigkeiten aber neue Möglichkeiten eröffnen. Im Multiplayermodus wird man ausnahmsweise mal nicht gegeneinander spielen, sondern die Kampagne im Team durchschreiten. Jedem Mitspieler werden dazu ein Teil des Außenteams unterstellt.

Away Team macht einen soliden Eindruck, auch wenn die 2D-Grafik nicht beeindrucken kann. Ob das Spiel letztlich über das Mittelmaß hinauskommt, hängt von den Missionen und der Storyline ab, Potential ist - vor allem wenn man Commandos im Hinterkopf hat - vorhanden.

Das große Activision-Projekt für 2001 (und das größte seit Elite Force) ist zweifelsohne Bridge Commander, eine Weltraum-Simulation, die besonders viel Wert auf Realismus setzt. Wie in den TV-Serien (und im Gegensatz zu Starfleet und Klingon Academy) wird das Schiff nicht direkt mit dem Joystick, sondern durch indirekte Befehle an die einzelnen Crewmitglieder gesteuert. Wahlweise sitzt man auf der Brücke des Schiffes, die komplett in 3D dargestellt wird, und beobachtet das Geschehen im All über den Hauptschirm oder man schaltet in eine Außenperspektive à la Starfleet Command.

Sitzt man im "Captain's Chair", klickt man die einzelnen Crewmitglieder (Steuermann, Sicherheitsoffizier, Ingenieur etc.) an und gibt aus einem Pop-Down Menü festgelegte Befehle à la "Kurs auf xyz setzen!", "Grußfrequenzen!" oder "Feuer erwidern!". Die 3D-animierten Figuren sind dabei nicht nur bloße Platzhalter wie in einem Menü, sondern interagieren mit dem Spieler durch Kommentar, Vorschläge und ähnliches. Wie in einem Rollenspiel soll so die Crew ans Herz wachsen.

Die 3rd-Person Perspektive bietet vor allem den Vorteil einer besseren Übersicht und sollte somit bei Raumkämpfen benutzt werden. Mittels verschiedener Buttons werden Bewegungs- oder Feuerbefehle gegeben.

Verantwortlich für Bridge Commander ist Larry Hollands Firma Totally Games, die für Lucas Arts alle X-Wing und Tie-Fighter Spiele entwickelte. Diese Weltraumsimulationen taten sich vor allem durch ihre epischen Schlachten, eine atmosphärische Story und spannendes Missionsdesign hervor und hier will auch Bridge Commander punkten.

Der Spieleinstieg sieht so aus: Ein kosmischer Unfall tötet die Kommandocrew eines Schiffes der "Galaxy"-Klasse und zwingt den Spieler dazu, die Rolle des Captains zu übernehmen und die Ereignisse zu untersuchen. Das eigentliche Spielgeschehen wird fließend sein, das Spieluniversum läuft also in Echtzeit ab und während dieser Zeit reist der Spieler (innerhalb des Sektors) frei von einem Punkt zum anderen, um Informationen zu sammeln oder in Not geratenen Schiffen zu helfen. Gastauftritte bekannter Rassen und Personen sind fest eingeplant, unter anderem wird in manschen Raumschlachten die "Enterprise-E" unter Captain Picard zur Seite stehen (später im Spiel wird man auch selbst ein Schiff der "Souvereign"-Klasse kommandieren).

Weil sich schon ihre "Star Wars"-Spiele nicht durch hübsche Grafik hervortaten, lizensierte Totally Games die Net-Immerse Grafikengine - nicht unbedingt atemberaubend, aber dennoch hübsch kommen Schiffe und Personen daher. Ein Multiplayermodus wird natürlich auch vorhanden sein, in welchem Umfang steht allerdings noch nicht fest.

Eine Vorhersage zu treffen ist schwer: Eine spannende Story und gutes Missionsdesign scheinen sicher, aber das Spielkonzept und vor allem das Interface sind sehr gewagt. Nicht zuletzt durch die Tatsache, dass Larry Holland Bridge Commander betreut, stehen die Chancen aber gut, dass uns im Sommer diesen Jahres ein Toptitel ins Haus steht.

Fazit:

Das Millennium fängt gut an. Auch wenn wesentlich weniger Spiele angekündigt sind als letztes Jahr und es nebenbei noch so aussieht, als verlören Interplay und Simon and Schuster ihre "Trek"-Lizenz, so sieht die Zukunft dennoch rosig aus. Für 2001 erwarten uns bereits drei wirkliche Top-Titel und auch darüber hinaus scheint Activision mit Nachfolgern zu Elite Force und Armada die Fans zu erfreuen. Die Zeiten mittelmäßiger Lizenz-Gurken scheinen jedenfalls vorbei zu sein - endlich!

Artikel geschrieben von Patrick Streppel (ps); aktualisiert am 07.09.2004