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"Die Tops und Flops der Star Trek-Spiele"

Von Patrick Streppel

Die Geschichte von Star Trek reicht bald 35 Jahre zurück, nicht ganz so lange gibt es Computerspiele. Dennoch ist die Auswahl in den letzten Jahren ziemlich beeindruckend geworden - Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Die ersten Star Trek-Spiele, das waren Shareware-Titel, von Fans Programmiert, teils offiziell, teils inoffiziell. Im Gegensatz zu Star Wars stand Star Trek nicht nur für seine Weltraum-Action, und so dauerte es lange, bis das richtige Konzept gefunden war.

Interplay kaufte schließlich die Lizenz für Star Trek Classic und brachte zum 25jährigen Jubiläum ein klassisches, gezeichnetes, 2D-VGA "Point and Klick"-Adventure (nur für alle jüngeren Leser, die Adventure mit "Myst" oder "Tomb Raider" gleichsetzen...) mit Kirk und der alten Enterprise auf den Markt: 25th Anniversary.

Der Erfolg dieses ersten Spiels (trotz mittelmäßiger Wertungen aufgrund unfairer Stellen) beflügelte nicht nur Interplay zu einem Nachfolger, Judgement Rites, es brachte auch die Firma Spectrum Holobyte dazu, sich die Lizenz für "Star Trek: The Next Generation" zu sichern.

1995 erschien nach langer Verzögerung A Final Unity von der Firma Microprose (die von Spectrum Holobyte gekauft worden war). Die Grafik war in den Jahren sehr "gehyped" worden und in der Tat sah das Spiel mit seiner (noch immer gezeichneten) SVGA-Grafik nicht schlecht aus. Zudem hielt Microprose mehr von Multimedia als Interplay, alle Dialoge waren gesprochen und es gab einige schicke Zwischensequenzen.

Um den klassischen Adventure-Teil bauten die Entwickler einige taktische Entscheidungen ("Welchem Notruf gehe ich zuerst nach?") und (optional) Raumkämpfe ein, bei denen man die Enterprise von hinten sah und mit der Maus Befehle gab. Einhellige Meinung: Ein klasse Spiel mit spannender Story und fairem Gameplay - und ein Verkaufsschlager.

Auch die Firma "Viacom New Media" (Tochter von Viacom, der Mutter von Paramount) arbeitete nun an einem Trek Spiel, man nutzte hierfür die "Star Trek: Deep Space Nine"- Lizenz. Das Spiel war (nach einem wieder verworfenen, klassischen Spiel) sichtlich von "Myst" inspiriert - man wanderte über Standbilder durch eine vorberechnete 3D Welt (unter anderem Teile der DS9-Station), schoss dort direkt auf garstige Aliens oder freute sich über ebenfalls vorberechnete Flugszenen, in denen man wie bei Rebel Assault das Fadenkreuz bewegte.

Obwohl grafisch nicht schlecht gemacht, war DS9: Harbinger sehr langsam und sehr steril, die Wertungen und Verkaufszahlen fielen 1996 sehr mittelmäßig aus.

Gleichzeitig ein anderes Trek Projekt: Klingon. Simon and Schuster (ebenfalls eine Viacom Tochter und Vertreiber der Star Trek-Bücher in den USA) produzierte 96 einen Interactive Movie zur Zeit der "Next Generationen", welcher von einer klingonischen Intrige handelte. Das Spiel wirkte wie eine Star Trek-Episode, Filmsequenzen in echten Sets und mit Schauspielern, dafür aber auch nur minimale Eingriffsmöglichkeiten.

Noch während man bei Microprose am Adventure A Final Unity werkelte, waren bereits die ersten Pläne für ein Spiel zum 7. Kinofilm entstanden. Die Arbeiten an Generations wurden parallel von einem separaten Team gestartet - und hier begannen die Probleme. Generations war als Action Adventure konzipiert, es sollte in einer 3D Umgebung spielen und sowohl Geschicklichkeitselemente als auch Schießeinlagen beinhalten, aber keine traditionellen Rätsel.

Nach langen Verzögerungen erschien das Spiel erst im Frühjahr 97, die Grafik war veraltet und das Spielprinzip fehlerhaft. Einzig und allein die (zum Teil dem Film entnommenen) Cutscenes wussten noch zu gefallen. Das Spiel fiel bei der Presse und dem Publikum durch.

Interplay - noch immer im Besitz der Classic Lizenz - konnte das weit besser, im Herbst 97 erschien ebenfalls nach langer Verzögerung Starfleet Academy, ein Weltraum Simulator (oder ein "Wing Commander"-Clone im Star Trek-Universum). Doch allen Unkenrufen zum Trotz gilt SFA auch heute noch als einer der besten Trek-Titel. Spannende Missionen (Diplomatie und Köpfchen spielen auch eine Rolle) sowie superbe Zwischensequenzen mit echten Schauspielern (allen voran Shatner, Takei und Koenig) bauten Atmosphäre auf und bescherten Interplay den (bis dahin) größten Hit der Firmengeschichte.

Während Generations und Starfleet Academy die ersten Star Trek-Win95 Titel waren, wurde auch das "Super Nintendo" mit diesen Titeln beglückt: Sowohl "Star Trek: The Next Generation" von Microprose als auch "Starfleet Academy" waren bereits 1994 für eine Spielekonsole erschienen, wenn auch in anderer Form. "The Next Generation" war nicht "A Final Unity", es war ein Action-Adventure mit einer Ansicht von oben, "Starfleet Academy" war ein simpler Space Shooter. Dennoch waren beide Titel aber recht spielenswert, sie laufen auch heute noch auf PCs (dank Emulatoren).

Zurück auf dem PC: 1997 veröffentlichte Simon and Schuster einen zweiten Interactive Movie, rechtzeitig für First Contact behandelte er die Borg. Das Spiel mit dem gleichnamigen Titel war wieder eine Fernsehepisode, die ab und zu mal ein paar Entscheidungen erlaubte. Jedoch war die Produktion deutlich aufwendiger als noch bei Klingon, die Sets wurden (leicht verändert) aus Voyager und "First Contact" übernommen und wirkten daher sehr nett. Auch die Story (Q spielte eine zentrale Rolle) und die Charaktere waren den Serien ebenbürtig. Obwohl ich übrigens sowohl Klingon als auch Borg sehr gerne mag, wurde die Produktreihe eingestellt...

Doch das waren nicht die einzigen Titel, denn in dieser Zeit kündigten alle damaligen Trek- Hersteller vollmundig Spiele an, die zum Teil nie das Licht der Öffentlichkeit sahen. Bereits 1996 flatterte mir aus der Harbinger-Packung ein Zettel entgegen, die selben Entwickler werkelten bereits an einem Spiel zu Star Trek Voyager, erneut ein Adventure im Stil von "Myst". Nachdem sich Viacom den Publisher Virgin Interactive gekauft hatte, wanderte dieses Projekt (von den Stormfront Studios) zum neuen Publisher, Virgin kündigte gar weitere Voyager-Titel an. Fakt ist, das nie eines dieser Spiele vollendet wurde.

Ähnlich Interplay: Bereits während die Arbeiten an Starfleet Academy fortschritten, kündigte man stolz das neue Adventure Secret of Vulcan Fury an, ein 3D-Adventure in "Myst"-Art mit atemberaubenden Zwischensequenzen. Mit viel Aufwand war es den Produzenten möglich, computergenerierte Abbilder der Classic Crew von 1970 zu erstellen. Sicherlich sah man den Charakteren immer noch ihre Computer-Herkunft an, aber dank lippensynchroner Sprache und Mimik schienen sie verblüffend real.

Um so überraschender stellte Interplay das Projekt ein, es waren einfach zu hohe Investitionskosten nötig um das Spiel zu vollenden, beim momentanen Niedergang der Adventure-Genres also ein zu hohes Risiko. (Hinweis: Interplay hat das Projekt nie offiziell eingestellt, sondern "auf Eis gelegt".)

Microprose war aber noch weitaus mutiger, drei (letzte) Spiele auf Basis der "The Next Generation"-Lizenz (und der Filme 7+8) wollte man auf den Markt bringen, unter anderem das 3D-Adventure First Contact zum gleichnamigen Kinofilm. Der Titel wurde von den Generations Entwicklern mit der "Unreal"-Engine erstellt und sollte von der Befreiung der Enterprise-E handeln, wurde aber kurz vor der Veröffentlichung gestrichen.

Die anderen beiden Titel schafften es aber in die Händlerregale, Ende 1998 kam der 3D-Shooter Klingon Honor Guard auf den Markt, die Begeisterung hielt sich aber (trotz "Unreal"-Technologie) in Grenzen, denn das Spiel war einfach ein unspektakulärer "Unreal-Abklatsch.

Besser war dagegen Birth of the Federation, welches im Frühjahr 1999 erschien und bis heute noch viele Fans hat. Dabei war das Konzept doch so einfach, sowohl Grafik als auch Spielprinzip erinnerten an das betagte (und ebenfalls von Microprose entwickelte) "Master of Orion 2". Es galt rundenbasiert und galaxieumspannend sein Reich auszubauen. Auch wenn das Spiel ein wenig trocken war (besonders die Grafik der strategischen 3D-Raumkämpfe enttäuschte), machten die authentischen Rassen und Schiffe, die Zufallsereignisse (Borg, Kristallwesen) und der Multiplayermodus (5 Spieler wahlweise als Föderation, Ferengi, Klingonen, Romulaner oder Cardassianer) großen Spaß.

Beide Spiele verkauften sich nicht schlecht, doch die Lizenz von Microprose (die mittlerweile von Hasbro gekauft worden waren) war nun abgelaufen.

Mehr konnte man sich von Interplay erwarten, nachdem im April 1998 bereits das (äußerst mittelmäßige) Star Trek: Pinball erschienen war, kündigte man drei weitere Titel auf Basis der Classic Serie (und der ersten 6 Filme) an. Starfleet Command (Sommer 99) war ein Taktik-Spiel, bei eines von maximal drei Raumschiffen, welche sich auf einer flachen Karte bewegen, bei einer 3rd Person Ansicht mit der Maus steuert und jedes der verschiedenen Schiffssysteme konfiguriert. Das Spiel wurde in Echtzeit gespielt und bekam recht gute Kritiken. Die Verkaufszahlen waren gar so gut, dass ein Nachfolger schnell beschlossen war.

Klingon Academy (nach langen Verzögerungen im Juli 2000 veröffentlicht) war der Nachfolger von Starfleet Academy und war wieder eine Weltraum-Simulation mit 1st Person Perspektive, jedoch steuerten sich die Schiffe diesmal deutlich schwerfälliger und das Interface fiel weitaus komplizierter aus, weshalb sowohl Kritiker als auch Käufer trotz guter Grafik und aufwendigen Zwischensequenzen nicht sonderlich angetan waren (und Interplay kurz darauf alle Entwickler entließ).

Wieviele Star Trek-Titel Interplay noch produzieren kann, ist nicht ganz klar, die Lizenz sollte aber noch nicht abgelaufen sein. Ebenfalls noch nicht abgelaufen ist die Lizenz von Simon and Schuster, die neben Multimedia Produkten Spiele auf "Deep Space Nine"-Basis produzieren dürfen.

Neben Starship Creator 1 und 2 (1999 und 2000 erschienen), ist für Oktober das Actionspiel The Fallen geplant. Das von The Collective entwickelte 3rd Person Spiel war ursprünglich von GT Interactive in Auftrag gegeben worden (weil sie zeitweise die "DS9"-Lizenz besaßen) und benutzt deshalb (wieder einmal) die "Unreal"-Engine - auch zu diesem Titel bald ein ausführlicher Test.

Noch ein bischen Zeit wird verstreichen, bis wir das zweite (und vielleicht letzte?) Spiel von Simon and Schuster in den Händen halten können, das Starfleet Command ähnliche Taktik-Spiel Dominion Wars (in einer 3D Umgebung) wird erst im Frühjahr 2001 erscheinen.

Wie dann auch die weitere Zukunft der Trek Spiele aussieht, können wir schon heute sehen: Activision kaufte Anfang 1999 für eine gewaltige Summe eine exklusive Trek Lizenz für 10 Jahre und alle Serien (inklusive der neuen Trek Serie und Star Trek 10). Doch der erste Titel, im November letzten Jahres veröffentlicht, enttäuschte noch. Das 3D- Adventure Hidden Evil (von den Presto Studios) in der Perspektive von "Resident Evil" spielte nach dem neunten Kinofilm, doch die Story wirkte irgendwie kindisch.

Auch das eigentliche Gameplay sowie die Puzzles waren zu simpel, das Spiel war sehr schnell durchgespielt und hatte deshalb sehr durchwachsene Kritiken, die Käuferakzeptanz war gering.

Anders das zweite Activision-Spiel, Armada. Echtzeit-Strategie im Weltraum, gelungenes Gameplay, spannende Handlung und nette Grafik sorgten trotz schwacher Zwischensequenzen für hohe Wertungen und sehr gute Verkaufszahlen.

Im Frühsommer erschien das Online-Kartenspiel Conquest, was eine Art "Magic The Gathering" im Internet und mit Trek-Lizenz ist, aber aufgrund der hohen Kosten abschreckt. Dennoch für viele aber ein innovatives Spielprinzip...

Activision hat aber noch weitere Titel in Petto: Ebenfalls noch diesen Herbst folgt von Warthog (bekannt durch Starlancer) ein Spiel (exklusiv) für die Playstation. Star Trek Invasion ist eine Weltraum-Simulation wie Starfleet oder Klingon Academy, jedoch ist das Gameplay wesentlich einfacher und actionbetonter - auch hierzu hoffentlich bald ein Testbericht.

Für 2001 plant Activision aber auch zwei andere PC-Spiele: Away Team ist ein Taktik-Spiel im Stil von Commandos, bei dem der Spieler ein kleines Außenteam in Echtzeit und aus einer isometrischen Ansicht steuert. Gleichzeitig wird Bridge Commander von Totally Games ("X-Wing"-Serie) eine realistische Raumschiffsimulation, bei der man wirklich im "Captain's Chair" sitzt und Befehle erteilt.

The Fallen, Elite Force, New Worlds, Away Team, Bridge Commander, Invasion, Starfleet Command 2 und Dominion Wars, Star Trek-Fans mit Computer (und genug Kleingeld) wird bestimmt nicht langweilig werden.

Artikel geschrieben von Patrick Streppel (ps); aktualisiert am 07.09.2004