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Episodeninhalt

Equinox, Teil 2

Titelgrafik zur Episode

Vorherige Episode:
Equinox, Teil 1
Nächste Episode:
Überlebensinstinkt
Originaltitel:
"Equinox", Part 2
Regie:
David Livingston
Story:
Rick Berman, Brannon Braga und Joe Menosky
Drehbuch:
Brannon Braga und Joe Menosky
Gaststars:
John Savage als Captain Ransom

Titus Welliver als Burke

Olivia Birkelund als Gilmore

Rick Worthy als Lessing

Scarlett Pomers als Naomi Wildman

Steve Dennis als Crew Member

Erstausstrahlung in Deutschland:
Erstausstrahlung in den USA:
22.09.1999

Inhalt

Die Crew findet ein zweites Föderationsschiff namens "Equinox" hervor, deren Crew schwer verletzt ist. Hocherfreut über diesen Fund lernen sich die Equinox- und Voyager-Crew näher kennen.

Die Voyager wird dabei von dem Schutzschild der Equinox beschützt, welches die beiden Schiffe von fremden Aliens fernhalten soll, die die Equinox-Crew seit längerer Zeit angreifen.

Die Freude währt nicht lange, als im Maschinenraum der Equinox die Leiche eines Aliens entdeckt wird. Der Doktor findet heraus, dass dem Alien Proteine entzogen wurde, die so energiehaltig sind, dass die Effizienz des Warpantriebs gesteigert werden kann. Mit dieser Methode versucht die Equinox-Crew offensichtlich, schneller nach Hause zu kommen.

Als Captain Janeway von dieser Sache in Kenntnis gesetzt wird, ist sie empört über die Equinox-Crew und lässt sie sofort gefangen nehmen. Es gelingt jedoch der Equinox-Crew zu fliehen und so ist die Voyager-Crew den Angriffen der fremden Aliens hilflos ausgeliefert, da diese nicht wissen können, dass die Voyager-Crew ihnen gegenüber, im Gegensatz zu der Equinox-Crew, freundlich eingestellt ist.

Janeway versucht mit allen Mitteln die Equinox-Crew zu jagen. So schreckt sie auch nicht vor Mord zurück, als ein Equinox-Crewmitglied gefangen, ihr den taktischen Status der Equinox nicht verraten will. Dieses Unterfangen kann jedoch von Chakotay in letzter Minute verhindert werden, weshalb ihn Janeway in sein Quartier verbannt.

Die Equinox kann schließlich nach einer waghalsigen Jagd bezwungen werden und droht zu explodieren. Alle Crew-Mitglieder werden auf die Voyager gebeamt bis auf den Captain der Equinox, Captain Ransom, welcher das Schiff in einen sicheren Abstand fliegt, wo sein Schiff anschließend mit ihm explodiert.

Kritik

Ron D. Moore, der ausführende Produzent von "Deep Space Nine", welcher nach dem Ende der Serie zum Autorenstab von Voyager wechselte, dort aber bereits nach 2 Folgen wieder ausstieg, bezeichnete die Folge als "Verrat an den Zuschauer". Er sollte Recht behalten. Selten gab es in "Star Trek" eine dermaßen hirnlos zusammengeschriebene Episode, die sich so sehr auf die potentialreiche Story verlässt, dass sie viel wichtigere Elemente wie Charakterentwicklungen, wenn überhaupt, nur am Rande Beachtung schenkt, weshalb der Zuschauer sich hier des öfteren fragt, was zum Teufel sich die Autoren dabei gedacht haben.

Janeways Verhalten war nur im Ansatz nachvollziehbar, der Rest ist Müll. Dass sie tatsächlich bereit war, ein Crew-Mitglied der Equinox zu töten, nur weil dieser ihr Informationen nicht offenbaren wollte, ist schlicht und ergreifend idiotisch, da diese Handlung Janeways bisherigem Verhalten in allen Punkten widerspricht.

Das wirklich Ärgerliche ist aber, dass die Idee des zweiten Föderationsschiffes sehr interessant ist, weshalb es um so bitter ist, dass die Autoren es tatsächlich schafften, die Story ad absurdum zu ziehen. Die zwiespältigen Charaktere an Bord der Equinox wie Captain Ransom sind faszinierend, zumal die Equinox das Gegenstück der Voyager darstellt und eine Crew zeigt, die um einiges glaubwürdiger ist als ihre Voyager-Pedanten.

Die Moral der Equinox-Crew, welche noch länger im Delta-Quadranten unterwegs und durch ihr schwaches Schiff praktisch in jedem Kampf dem Gegner unterlegen ist, lässt zu wünschen übrig. Von Schicksalsschlägen geprägt wie der Verlust eines großen Teils der Crew haben die Überlebenden längst ihre Würde und Menschlichkeit verloren. Sie benutzen alle Mitteln um nach Hause zurückzukehren, dabei sind sie nicht einmal dem Massenmord abgeneigt.

Nun kommt die Voyager-Crew ins Spiel, deren Captain, welcher empört ist über die Verbrechen und in ihnen eine Verletzung aller Ideale sieht, versucht, mit allen Mitteln die Verantwortlichen zu fangen, nachdem denen die Flucht gelungen war.

Soweit, so gut. Aber dadurch, dass "Equinox" so schrecklich überbeladen wurde, sprich zu viele Hauptcharaktere und zu viel Nebensächliches, wie die Doktor-Seven-Szenen oder Ransoms Flucht in die Scheinwelt, hat dies zur Konsequenz, dass die Autoren sich nicht intensiv genug mit dem Hauptcharakter, sprich Janeway auseinandersetzen konnten (oder wollten), und daher alles so überdramatisiert, unglaubwürdig und zum Ende hin sogar immer lächerlicher wirkte.

Auch muss sich der Zuschauer hier auf sovieles konzentrieren, dass er kaum Zeit findet, eine Verbindung zu den Charakteren und der dramatischen Story aufzubauen, weshalb die Folge es nicht schafft, den Zuschauer mitzureißen, weil der rote Faden immer wieder geknickt, nie zum Zuschauer findet.

Das Ende, wo Janeway ganz plötzlich einsieht, dass sie falsch lag und wieder zu ihrer ursprünglichen Rolle zurückkehrt, nach all ihren Taten und den Konsequenzen, ist nur noch dadurch zu erklären, dass die Autoren zu jenem Zeitpunkt in betrunkenem Zustand das Drehbuch verfasst haben. So ist diese Szene ein unverschämter "Verrat an den Zuschauer" sondergleichen. Die Autoren bedienten sich dem sprichwörtlichen "Reset"-Knopf und wollen dem Zuschauer unverschämterweise tatsächlich weismachen, dass Janeway nach dieser Entwicklung ohne jegliche Konsequenz wieder zu ihren alten Tugenden zurückgekehrt ist.

Als Beispiel sei hier auch Chakotay erwähnt. Nach einem dermaßen überheblichen Verhalten ihm gegenüber, welches die Autoren für Janeway vorsahen, könnte Chakotay nie so schnell wieder auf diese zu sprechen sein. Hier fehlte vollständig die Beschäftigung mit der Konsequenz, was so weitreichend ist, dass es allein mit der Feststellung von Janeway, Chakotay hätte jederzeit eine Meuterei beginnen können, nicht getan ist. Als die Folge dann plötzlich und ohne jegliche Harmonie, die durch einen langen Enddialog zwischen den beiden Charakteren zweifelsohne hätte entstehen können, endete, da war ich sicher, dass ich mir lieber "Wetten, dass..?" hätte anschauen sollen.

"Verrat an den Zuschauer", wie Ron D. Moore es so treffend ausdrückte, ist es zweifelsfrei, weil die Autoren glaubten, sie könnten Janeway so ganz plötzlich zu einem "rachsüchtigen Teufelsweib" aufsteigen lassen, ohne dass der Zuschauer hinterfragt oder erwarteten gar, dass der Zuschauer begeistert vom Hocker gerissen wird, was wohl für immer ein Traum der Autoren bleiben wird.

Was diese Folge jedoch vor dem Totalabsturz bewahrt, ist eine Reihe sehr schöner und tiefgehender Charakterszenen wie die Moraldiskussion zwischen Janeway und Ransom, die, in typischem "Star Trek"-Manier, niveaureich, fesselnd und zum Nachdenken anregend daherkommen. Ferner können die Dialoge mit Chakotay auch überzeugen, auch wenn Janeways merkwürdige Verhalten besonders hier zum Vorschein kommt. Sie geben der Folge mehr Konflikt und damit Spannung und zeigen dem Zuschauer verschiedene Ansichten, zwischen denen er die Auswahl hat, was dieser Action-Episode zum Glück Tiefgang beschert und sie nicht zu einem banalen Feuerduell ausarten lässt.

Überhaupt gab es interessante Szenen in "Equinox" zuhauf. Ob Gesangseinlagen im Stil des schwarzen Humors oder die Reaktion der Voyager-Crew auf die Equinox-Crew, über die man noch gern mehr erfahren hätte, all dies bescherte der Episode enorm viel Abwechslung.

Die Special-Effects von "Equinox" sind erstklassig, auch die neuen alten Aliens, die man bereits in dem Spiel "Elite Force" zu Gesicht bekam, sind sehr reizvoll und halten Potential für weitere Drehbücher bereit.

Fazit

Aus "Equinox" hätte eine großartige "Star Trek"-Episode werden können, viele mit Ecken und Kanten geprägte Charaktere wie Ransom, der sich gerne in die virtuelle Realität zurückzieht oder der undurchsichtige erste Offizier, der gegen Ende hin sogar einen Aufstand durchführt - all dies verpackt in eine großartige Story hätte "Equinox" zu einem absoluten Highlight gemacht, wäre da nicht die lächerliche Charakterentwicklung von Janeway, um die die Folge aufgebaut ist, und diese somit durch mangelnde Nachvollziehbarkeit zunichte gemacht wird.

Note: 3-

Artikel geschrieben von Shen Li (sl); aktualisiert am 14.12.2005