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Episodeninhalt

Der Virtuose

Titelgrafik zur Episode

Vorherige Episode:
Es geschah in einem Augenblick
Nächste Episode:
Das Mahnmal
Originaltitel:
"Virtuoso"
Regie:
Les Landau
Story:
Drehbuch:
Raf Green und Kenneth Biller
Gaststars:
Kamala Dawson als Tincoo

Ray Xifo als Abarca

Paul Williams als Koru

Marie Caldare als Azen

Nina Magnesson als Vinka

Erstausstrahlung in Deutschland:
Erstausstrahlung in den USA:
26.01.2000

Inhalt

Mitglieder der hochentwickelten, aber arroganten Rasse namens "Qomar" werden von dem Doktor auf der Krankenstation behandelt, nachdem ihr Schiff schwer beschädigt wurde. Als der Doktor anfängt zu singen, sind alle Qomars dermaßen begeistert, dass sie die Crew sogar auf ihren Planeten einladen, da sie die Musik nie zuvor kannten.

Sie erfüllen dem Doktor jeden Wunsch und schon kurze Zeit später tretet der Doktor auf und erntet nicht nur Begeisterung und Beifall, sondern auch dermaßen viele "Fanmails", dass das Com-System geradezu überlastet wird.

Der Doktor lernt eine "Qomar"-Frau namens Tincoo kennen und verbringt mit ihr eine schöne Zeit. Sie bittet ihn auf dem Qomar-Planeten für immer zu verweilen. Der Doktor stimmt zu, da er der Meinung ist, dass ihn auf dem Planeten endlich die Beachtung und der Respekt erwartet, welche ihm zustehen. Die Voyager-Crew ist verärgert, allen voran Seven.

Tincoo zeigt dem Doktor eine neue Erfindung: Ein Hologramm, das imstande ist, weitaus mehr Noten zu singen, weshalb der Doktor kurze Zeit später, nach seiner Abschiedsvorstellung, wo das neue Hologramm vorgestellt wird, auch schon vergessen ist. Der Doktor kehrt auf die Voyager zurück.

Kritik

Mit "Der Virtuose" setzt die 6. Staffel ihren Erfolgskurs fort, welche bereits jetzt als die beste der Serie gilt. Die Episode kommt in bester "Voyager"-Manier daher und überzeugt auf der ganzen Linie. Sie ist ein spannendes und mitreißendes Charakterdrama im Vordergrund einer interessanten Story. Die Episode beschäftigt sich einmal mehr mit dem Doktor, seinem Wert als Individuum und der Konflikt, der entsteht, als der Doktor beschließt, die "Voyager" zu verlassen.

Typisch für Doktor-Folgen sind die Janewayszenen, die der Folge reichlich Konflikte beschert, ohne ins Absurde zu enden.

Für alle "Voyager-Hasser" sind diese Szenen einmal mehr ein gefundenes Fressen, um "Voyager" als die unglaubwürdigste und schlechteste SF-Serie aller Zeiten abzustempeln.

Für alle "Voyager-Kenner" gehören diese Szenen zu den Highlights der Serie und durch die brillante Darstellung übertreffen sie jede belanglose Raumschlacht.

Janeways Verhalten war meiner Meinung nach bis auf das in "Equinox" immer glaubwürdig und nachvollziehbar gewesen. Janeway trifft nicht immer die richtigen Entscheidungen und unterscheidet sich somit von den anderen "Star Trek"-Captains, deren Verhalten fast übermenschlich ist, allen voran Captain Picard. Die Autoren wollten aus Janeway ganz bewusst keinen korrekten Captain machen, weil dies erstens nicht genügend Abwechslung bieten und zweitens die Figur zweidimensional bleiben würde. Das Verhalten von Janeway ist somit gewöhnungsbedüftig, aber keineswegs unglaubwürdig.

Nehmen wir den Doktor als Beispiel. In den ersten beiden Staffeln beschwerte sich Kes bei Janeway, dass der Doktor nicht genug respektiert würde, weil er ein Hologramm ist. Janeway stimmte Kes zunächst einmal zu. Zu jenem Zeitpunkt war sie ein vorbildlicher Captain, jegliches Leben, sei es photonisch oder organisch, beachtet sie ohne Widerrede.

Im Laufe der Zeit aber, wo sie immer mehr vom Delta-Quadranten eingenommen wird, wo die Aussicht, nach Hause zu kommen, von Tag zu Tag sich verringert, wo einzig und allein das Überleben der Crew zählt, da kann sich Janeway so etwas nicht mehr leisten. Sie ist gezwungen, der Realität ins Auge zu blicken. Der Doktor ist nun mal ein Hologramm, ein Stück Technologie an Bord der "Voyager". Sollte diese Technologie versagen, dann würde die Crew nicht mehr ausreichend medizinisch versorgt werden, was fatal wäre.

Szenen wie die aus "Verborgene Bilder", wo Janeway ihre Meinung über den Doktor offenkundig macht, diese Szenen sind nicht etwa unglaubwürdig, sondern sind das Resultat einer nachvollziehbaren Charakterentwicklung.

In "Der Virtuoso" werden die Szenen aus "Verborgene Bilder" noch einmal aufgegriffen. Janeway hat vollkommen Recht zu sagen, dass der Doktor im Grunde ein Stück Technologie der "Voyager" ist und als solche die Aufgabe erfüllen muss, die Crew medizinisch zu versorgen. Egal, zu welcher Persönlichkeit der Doktor gewandelt ist, er ist und bleibt ein Hologramm.

Janeway erwähnt hier ferner noch etwas, was ihr ungewöhnliches Verhalten dem Doktor gegenüber erklärt: Sie muss als Captain anders handeln als Kamerad. Als Captain muss sie vor allen Dingen die medizinische Versorgung sicherstellen, weshalb sie es sich nicht leisten kann, den Doktor gehen zu lassen. Sie ist verpflichtet, ihn als ein Hologramm zu betrachten, genau wie sie den Warpantrieb als solchen wahrnimmt.

Doch als Kamerad hat sie eine andere Beziehung zu ihm aufgebaut. Sie kennt die Persönlichkeit des Doktors, seinen Humor, seine Mankos etc und letzten Endes ist die Freundschaft zu dem Doktor, welche ihre Entscheidung zugunsten des Doktors ausfallen lässt. Eine, wenn man logisch betrachtet, weitere falsche Entscheidung von ihr, die ein anderer Captain niemals treffen würde. Janeway handelt als Captain sehr emotional, was logisch ist, da die Crew und das Schiff all die Dinge sind, welche ihr von der Föderation übrig geblieben sind und sie diese Dinge nicht nur herumkommandieren kann.

Sie ist zu vergleichen mit einer Mutter, die auf der einen Seite ihr Sprössling erzieht und auf der anderen Seite Liebe zeigen muss, beides kann sie jedoch nicht streng voneinander trennen. Sie hat es wahrlich nicht leicht, da sie selbst desöfteren nicht weiß, ob sie als Captain oder Kamerad handeln soll, was jedoch ein realistisches Charakterportait ist, wenn man sich den Hintergrund noch einmal vor Augen führen lässt.

Robert Picardo, der den Doktor spielt, läuft in dieser Episode wieder einmal zur Hochform auf. Nicht nur seine Gesangskünste stellt er unter Beweis, auch die unheimlich einfühlsamen Szenen spielt er hervorragend.

Zum ersten Mal wird der Doktor beachtet und respektiert, etwas, was völlig neu für ihn ist, zumal die "Voyager"-Crew, allen voran Tom Paris, ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit bloßstellt. Ferner verliebt er sich in eine Frau und verbringt mir ihr die schönste Zeit seines Lebens, von der der Zuschauer allerdings wenig zu Gesicht bekommt.

Als Tincoo, so der Name dieser Frau, ihn bittet, auf dem Planeten zu verweilen, da zeigt er sich anfangs noch zurückhaltend bis ihn klar wird, dass er sich als Individuum weiterentwickeln kann, dass er ein glückliches und ruhmreiches Leben haben kann, sowie eine Familie, die er über alles liebt - alles, was auf der "Voyager" mit Sicherheit nicht eintreffen wird.

Leider wird ihm erst später bewusst, dass dieses Leben nur auf seinem Talent beruht, dass die Menschen ihn nur seines Talentes wegen lieben, jedoch nicht wegen seiner Persönlichkeit. Dies sieht er fast zu spät ein und stößt damit seine wahren Freunde vor den Kopf.

Die Szene, in der Janeway Seven erklärt, was Fanmails sind, stellt einen herrlichen Seitenhieb auf das Thema Ruhm und Stars dar. Diese Szenen sind provokant und ehrlich, aber was noch viel wichtiger sind: Sie regen zum Nachdenken an, wie so oft bei "Voyager".

Die Opern-Szenen sind wirklich gelungen. Robert Picardo könnte wirklich als Tenor durchgehen, besonders sein Abschiedsgesang ist mitreißend und zeugt von einem enttäuschten Doktor, der die Schattenseite des Stardaseins in vollem Ausmaß zu spüren bekommt.

Sehr kurz, aber trotzdem großartig, sind die Szenen mit Seven. Die Enttäuschung von ihr, als sie erfährt, dass der Doktor die "Voyager" verlassen wird, bedarf keiner Worte. Ihr Gesichtsausdruck sagt bereits alles aus - eine wahrlich großartige Schauspielleistung von Jeri Ryan.

Seven trifft es mit Sicherheit am härtesten, hat sie doch zu dem Doktor die engste Beziehung. Seven respektiert den Doktor, sie kennt ihn und weiß, was für ein großartiges Individuum er ist. Umso enttäuschender für sie dann zu erfahren, dass sie den Doktor wahrscheinlich nie mehr wiedersehen wird. Jeri Ryan schafft es, Enttäuschung und Stärke zugleich zu zeigen, ohne dass sich diese beiden Elemente ausschließen müssen, was beeindruckend ist.

Besonders die Schlussszene ist superb, als Seven dem Doktor ihre ganz persönliche Fanmail schreibt und ihm erzählt, dass sie immer ein loyaler Fan von ihm bleiben wird. Diese Szene erinnert einen daran, dass die wahren und schönsten Fanmails nicht von fremden Leuten stammen, die nur das Äußere oder das Talent eines einzelnen bewundern, sondern von Menschen, denen man nahe steht.

Fazit

"Der Virtuose" ist eine weitere hervorragend geschriebene und umgesetzte Episode, in der brillantes und fesselndes Charakterdrama im Mittelpunkt steht.

Note: 1

Inhalt von Alexander Dennebaum (ad), Kritik von Shen Li (sl); aktualisiert am 24.12.2005