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Episodeninhalt

Abstammung

Titelgrafik zur Episode

Vorherige Episode:
Zersplittert
Nächste Episode:
Reue
Originaltitel:
Lineage
Regie:
Peter Lauritson
Story:
Drehbuch:
James Kahn
Gaststars:
Manu Intiraymi als Icheb

Juan Garcia als John Torres

Jessica Gaona als junge B'Elanna

Javier Grajeda als Carl Paul

Robert Langdon als Dean

Nicole Sarah Fellows als Elizabeth

Gilbert R. Leal als Michael

Erstausstrahlung in Deutschland:
07.09.2001
Erstausstrahlung in den USA:
24.01.2001

Inhalt

B'Elanna startet mit einer ungewohnt guten Stimmung in den Morgen. doch im Maschinenraum wandelt sich plötzlich diese Stimmung und sie macht Icheb an, da dieser ohne ihre Genehmigung mit Seven im Maschinenraum ist. Plötzlich schwankt sie und muss sich festhalten. Icheb holt einen Tricorder und entdeckt einen Parasiten in ihrem Körper. Seven prüft dies nochmals nach, benachrichtigt die Krankenstation und führt als Diagnose an, dass B'Elanna schwanger ist. Der Doktor bestätigt dies und warnt das Paar Tom und B'Elanna, dass letztere einige Stimmungsschwankungen durchmachen wird.

Trotz Tom und B'Elannas Vorhaben, diese Neuigkeit vorerst für sich zu behalten, bekommt die Crew dennoch schnell von der Schwangerschaft von B'Elanna mit. Neelix und Chakotay wollen beide Patenonkel werden. Captain Janeway bietet Torres eine Auszeit an, aber Torres besteht darauf, zu arbeiten. Währenddessen ist Tom Paris mehr als ängstlich, im Angesicht der Tatsache, Vater zu werden und holt sich Ratschläge von Tuvok. Bei einem Candelight-Dinner bekommt das Paar wieder eine Stimmungschwankung von B'Elanna zu erleben, als Paris eine Bemerkung über sie als klingonische Mutter macht. B'Elanna bemerkt ihr völlig unnötiges Verhalten und beruhigt sich wieder. Plötzlich schaltet sich der Doktor ein und bittet das Paar, auf die Krankenstation zu kommen.

Tom und B'Elanna erfahren, dass die Wirbelsäule des Kindes falsch geform sein wird, aber eine genetische Modifikation wird den Fehler beheben. Der Doktor enthüllt auch, - unfreiwilligerweise - dass es ein Mädchen sein wird. Auf Toms Wunsch, projiziert der Doktor ein holographisches Bild des Babys. Tom ist der Meinung, dass es wunderschön ist, aber B'Elanna wundert sich, warum das Kind eine klingonische Stirn aufweist, schließlich ist dieses nur zu einem Viertel klingonisch. Der Doktor antwortet daraufhin, dass klingonische Gene über Generationen hinweg dominant bleiben. B'Elanna sieht eine Rückblende zu der Zeit, als sie ein junges Mädchen war und mit ihrem menschlichen Vater einen Capming-Ausflug unternahm. Sie erinnert sich, dass ihr Vater ihr oft gesagt hat, sie würde sich ihrer Mutter ähneln. Als das Paar schlafen geht und Tom das Licht ausmacht, erinnert sich B'Elanna noch mehr an den Camping-Ausflug. Sie war ein zwölf-jähriges Mädchen, welches keine Lust verspürte, mit ihren menschlichen Cousins zusammenzuspielen, da sie der Meinung ist, diese würden sie nicht mögen.

Am nächsten Morgen geht B'Elanna auf die Krankenstation, um sich der genetischen Behandlung zu unterziehen, welche die fälschliche Krümmung der Wirbelsäule des Kindes reparieren soll. Während sie auf dem Biobett liegt, werden weitere Erinnerungen an den Ausflug wach. Einer ihrer Cousins legte einen Regenwurm auf ihr Brot und ärgert sie damit, dass Klingonen doch lieber lebendiges Futter zu sich nehmen. Sie wird daraufhin so sauer, dass sie auf den Cousin einschlägt und in den Wald rennt. B'Elanna geht ins Holodeck und lässt den Computer ein Bild ihres Kindes im Alter von 12 Jahren projizieren. Als sie die klingonische Stirn sieht, versucht sie, einige genetische Sequenzen zu löschen und lässt den Computer nochmals das Aussehen des Kindes zeigen. Sie schafft es, das Kind völlig menschlich erscheinen zu lassen. Sie speichert die Veränderungen ab und sperrt den Zugriff zu der Datei.

B'Elanna kehrt in die Krankenstation zurück und will den Doktor überreden, die genetischen Veränderungen, die sie am Computer simuliert hat, durchzuführen und gibt vor, sie würde dies tun, um gesundheitliche Probleme des Kindes zu vermeiden. Der Doktor lehnt ab und schlägt vor, dass sie dies mit Tom diskutiert. Als sie dies tut, ist dieser total dagegen. Er kommt zum Schluss, dass die Änderungen nicht gesundheitliche Probleme vorbeugen, sondern die klingonischen Elemente auslöschen sollen. Er versucht, ihr klarzumachen, dass ihre Tochter nicht als Außenseiterin behandelt werden wird. Aber sie kommen zu keiner Einigung und wenden sich an Captain Janeway. Janeway hält sich jedoch aus dem Streit heraus und ist der Meinung, dass dies ein Ehe-Streit ist, welchen sie untereinander klären müssen. B'Elanna ist nicht glücklich und das Paar lebt erstmal auf Abstand. Tom zieht zu Harry.

B'Elanna sitzt alleine auf ihrem Bett und wird sich mehr und mehr dem Ausflug und seinen Auswirkungen bewusst. Die junge B'Elanna kehrt endlich zu den anderen zurück, nachdem sie die ganze Zeit im Wald verbracht hat, und erzählt ihrem Vater, John Torres, dass sie sich wünscht, keine Klingonin zu sein, dass jeder sich einen Scherz mit ihr erlaubt. Die junge B'Elanna entscheidet, alleine zu lesen, während die ganze Ausflugsgruppe um das Lagerfeuer versammelt ist und Spaß hat. Sogar in diesem Moment fühlt die ältere B'Elanna die extreme Einsamkeit, die sie damals erlebt hat.

Während sie im Maschinenraum am nächsten Tag arbeitet, erinnert sie sich daran, dass sie mitlauschte, als ihr Vater ihrem Onkel Carl erzählte, wie launisch und streitlustig die junge B'Elanna geworden ist - wie ihre Mutter. John erinnert seinen Bruder an die Bedenken seiner Eltern, eine Klingonin zu heiraten und seufzt, dass er jetzt mit zwei auskommen muss.

Als sich B'Elanna und Paris treffen, versöhnen sie sich und werden anschließend auf die Krankenstation gebeten.

Der Doktor erzählt B'Elanna und Paris, dass er die Daten genauer untersucht hat und zu dem Schluss gekommen ist, dass es notwendig ist, die klingonischen Elemente zu löschen, um so einen Stoffwechselausfall zu verhindern, welcher durch die unterschiedliche Biochemie der Menschen und Klingonen verursacht wird. Diese überraschende Wendung überrascht Tom sehr und er lässt die Daten von Seven untersuchen, die entdeckt, dass der Doktor manipuliert wurde. Tom kontaktiert B'Elanna, kann sie jedoch nicht erreichen. Als sie zu der Krankenstation gehen, ist deren Tür verschlossen.

Die Tür kann nur manuell aufgeschlossen werden. Doch werden sie von einem Kraftfeld aufgehalten. Dahinter liegt eine B'Elanna auf dem Biobett und wird von dem manipulierten Doktor behandelt. Tuvok erzählt dem Doktor, dass dieser bon B'Elanna manipuliert worden ist, woraufhin er sofort die Behandlung einstellt. Kim gelingt es, das Kraftfeld zu deaktivieren und nachdem der Doktor sich selbst deaktiviert hat, lässt Tuvok das Paar alleine. Es kommt zu einem heftigen Streit und B'Elanna enthüllt ihren Streit mit dem Vater.

Sie erzählt Tom von der Beziehung zwischen ihr und ihrem Vater. Als sie zwölf war, schrie sie ihren Vater an, dass wenn er nicht mit zwei Klingonen auskommen kann, warum er diese nicht verlässt. Und tatsächlich tat er dies, nur 12 Tage später. Seitdem macht sich B'Elanna ständig Vorwürfe. Tom erkennt, dass sie ihn mit ihrem Vater vergleicht und Angst hat, er könne sie mit ihrer Tochter eines Tages alleine lassen. Tom erzählt B'Elanna, dass er niemals sie verlassen wird und er hofft sogar, noch mehr klingonische Kinder zu bekommen, die wie sie sind.

B'Elanna macht die Änderungen an dem Doktor rückgängig, entschuldigt sich und fragt ihn, ob er denn nicht Patenonkel des Kindes werden möchte. Plötzlich fühlt sie, wie das Baby gegen ihren Bauch tritt. Sie bittet den Doktor, nochmal das Bild des Kindes in holographischer Form zu projizieren. Jetzt ist sie zum ersten Male glücklich, eine muntere Klingonin im Bauch zu haben.

Kritik

"Abstammung" ist eine der wunderbarsten "Voyager"-Episoden überhaupt. Die Episode stellt erfreulicherweise endlich wieder die etwas vernachlässigte Chefingenieurin in den Vordergrund und verarbeitet mit ihr ein kindliches Trauma. Das Überzeugende an der Episode sind die Rückblicke in die Vergangenheit, die der Schlüssel zur Gegenwart sind, sprich B'Elannas Handlungen erklären. Da sich diese aber über die gesamte Episode ziehen und B'Elannas wahres Motiv bis zum Schluss nicht eindeutig erklärbar ist, erzeugt die Folge eine durchgehende Spannung, die von dem herausragenden Charakterspiel erheblich unterstützt wird.

Spätestens an "Abstammung" sieht man, in welchem Unrecht die "Voyager"-Nörgler sind und wie wenig diese im Grunde von der Serie wissen. Mit oberflächlichen Charakteren lässt sich eine solch gelungene und vor Tiefgang nur so sprühende Episode wie "Abstammung" nicht verwirklichen. Dass die meisten solcher Aussagen wie "oberfläche Charaktere" erstaunlicherweise seitens TNG-Fans kommen, ist umso verwunderlicher, zumal die Charaktere von TNG die starrsten der ganzen "Star Trek"-Geschichte sind.

Auch braucht "Voyager" keinen großangelegten Krieg wie in "Deep Space Nine", der allem widerspricht, was "Star Trek" kennzeichnet und ausmacht, um eine ausgezeichnete Episode zu präsentieren. Jede "Voyager"-Episode ist eine Geschichte, eine Meisterleistung für sich und zeigt, dass die Autoren mit jeder Episode sich selbst übertreffen können, wobei ihnen keine Rahmenhandlung gesetzt wird, die auch ihre Phantasien einengt.

"Abstammung" ist einmal mehr eine solche Meisterleistung, die alle "Voyager"-Nörgler aufs neue beweist, dass die Serie nicht nur eine der besten, sondern tatsächlich DIE beste Scifi-Serie im TV ist. Es gibt keine andere Scifi-Serie im TV, die nicht nur in alter "Star Trek"-Tradition Gegenwartsthemen behandelt, sondern auch mit einem hohen Maß an Niveau daherkommt.

Dass das Niveau der Drehbücher auch sehr hoch sind, davon zeugt "Abstammung". Denn hier wird dem Zuschauer auf geschickte Art und Weise ein Charakter vorgestellt und in der Grundthematik eingebettet.

Wie jeder einzelne "Voyager"-Fan weiß, - und damit sind nicht unbedingt die Nörgler oder Mitläufer gemeint - sondern die, die mehr als eine oder sogar zwei Staffel ohne Unterbrechung gesehen haben - leidet B'Elanna darunter, halb-klingonisch zu sein. Aber in dieser Episode erfahren wir, dass dies nur ein kleiner Teil von etwas größerem ist. Und zwar von einem Kindheitstrauma. Der Zuschauer denkt sich zu Anfang, dass B'Elanna das Aussehen ihres Kindes nur verändern will, um zu verhindern, dass dieses gehänselt wird. Dies bestätigt der entsprechende Rückblick.

Doch gerade, wo der Zuschauer glaubt, ihr Problem durchschaut zu haben, bemerkt er, dass dies nicht alles ist. Und in der Tat stellt sich heraus, dass B'Elanna ein Problem mit ihrem Vater hatte, der sie und ihre Mutter verlassen hat, weil er es mit zwei Klingonen nicht mehr aushielt. Und das Schlimmste: Der Vater könnte ihretwegen die Familie verlassen haben, da sie ihn direkt, aber ungewollt dazu aufgefordert hat. Sie befürchtet, dass Tom nun eines Tages auch sie verlassen wird, weil er es mit zwei Klingonen ebenfalls nicht aushalten könnte.

Es ist nicht nur die Angst um die schwierige Integration des Kindes in die menschliche Gesellschaft, sondern vielmehr ihre eigene Angst, eines Tages mit diesem ohne Ehemann dazustehen.

Weil sie sich die ganze Zeit Vorwürfe machte und mit dem Wissen, ihren Vater möglicherweise aus der Familie gejagt zu haben, leben muss, entsteht eine Art Trauma. Sie ist äußerst sensibel und leicht feindselig Fremden gegenüber, weil sie Angst hat, diese ebenfalls zu verjagen. Es ist also nicht nur die klingonische Seite an ihr, die so unberechenbar ist, sondern sie selbst, die bis jetzt mit dem Trauma nicht fertiggeworden ist.

Dies ist eine sowohl erstaunliche als auch geniale Wendung nicht nur bezüglich der Handlung dieser Episode, sondern auch bezüglich der Entwicklung des Charakters, da sie eine neue Seite offenbart, die alle bisherigen Klischees einen tieferen Sinn gibt. B'Elanna wirkt nach "Abstammung" viel tiefgründiger, besser definiert und tragischer. Endlich wird der Konflikt der Person in seiner vollen Form dargestellt.

Der Zuschauer bekommt zuerst das Problem zu sehen, das er in den letzten sieben Jahren zu gut kennt, nämlich, dass B'Elanna ihre klingonische Seite nicht ausstehen kann. Je mehr B'Elanna sich erinnert, desto näher kommen wir dem wahren Motiv ihres Handelns. Zuerst hat sie Angst, dass das Kind genau wie sie gehänselt werden wird. Ihr fiel es schwer, sich als klingonisches Mädchen in die menschliche Gesellschaft zu integrieren. Sie möchte zugehörig sein, was aufgrund ihres Äußeres nicht möglich ist. Sie möchte, dass die Leute nicht mit einer Fremdartigkeit an sie herangehen, sondern sie so behandeln wie sie alle Menschen behandeln würden.

Sie fühlt sich einsam, da keiner anscheinend etwas mit ihr anfangen kann, sogar nicht mal ihr Vater. Sie weiß, dass sie im Inneren ein Mensch ist, doch wissen das auch die anderen? Sie wird wegen etwas benachteiligt, wofür sie nichts kann. Dieses möchte sie ihrem Kind ersparen, doch ist dieses Argument nicht ausreichend genug, um eine genetische Behandlung zu gerechtfertigen, zumal die Umgebung eine ganz andere ist.

Sie weiß, dass da etwas mehr ist. Als sie sich weiter erinnert, sieht sie schließlich den wahren Konflikt, welcher noch viel schlimmer ist als das Gehänseltwerden, da dieser privater Natur ist. Wenn sie gehänselt wird, steht ihr niemand bei, noch nicht einmal ihr eigener Vater, der sie genau aus dem Grunde verlässt, dessen wegen andere Kinder sie hänseln. Sie hat also niemanden, der ihr Selbstvertrauen aufbaut und ihr klar macht, dass ihre Andersartigkeit keine Fremdartigkeit bedeutet und dass sie sich dessen wegen nicht zu schämen braucht. Sie hat niemanden, der ihren gutmütigen Charakter zu schätzen weiß, sondern sofort abgeschreckt wird, wenn er sie sieht. Dass man sich selbst nicht offenbaren kann, weil man keine Chance dazu erhält, ist schrecklich und sorgt dafür, dass man immer isolierter wird und einsam bleibt.

Und wenn sogar der eigene Vater das verachtet, was einen auszeichnet, dann ist dies sehr schmerzlich. Dies ist nun der Haupt-Grund für ihre Motivation, das Kind genetisch zu manipulieren.

Doch begeht sie den Fehler, Tom mit ihrem Vater zu verwechseln. Tom liebt ihre klingonische Hälfte, er liebt sie, während ihr Vater diese als eine Herausforderung, eine Art Experiment sah. Tom hält sie fest, steht hinter ihr, während ihr Vater sie alleine lässt, damit sie alleine mit ihren Problemen und Gedanken fertig wird.

Diese Rückblenden offenbaren also jedes Mal einen Teil des Haupt-Problems. Nur B'Elanna kennt den wahren Grund für ihr Handeln. Der Zuschauer wird genau wie Tom im Dunkeln gelassen und wird nach und nach in den Konflikt eingeführt - durch die Rückblenden, die diesen verständlich machen. Die Rückblenden werden also benutzt, um einen Charakter glaubwürdig zu entwickeln, und dies ist gelungen, da die Entwicklung einen Bezug hat, an dem eine Orientierung möglich ist.

Die Rückblenden sind für die Spannung verantwortlich, weil sie die Handlung in der Gegenwart erklären und oftmals vorantreiben. Sie sind für das Verständnis der Episode wichtig, die so aufgebaut, nicht geglückter sein kann.

Tom und B'Elanna sind wohl das beste Liebespaar von "Star Trek". Sie werden auch nach ihrer Liierung nicht langweilig, ganz im Gegenteil, so erkennt man die Schwäche des anderen viel besser, weil sie aus dem Kontrast der beiden Charaktere hervorgeht. Ferner haben beide Charaktere viel Potenzial, vor allem B'Elanna mit ihrem inneren Konflikt sorgt für spannende Geschichten. Mit "Abstammung" haben diese einen neuen Höhepunkt gefunden.

"Star Trek" schafft es erneut, ein brisantes Thema der Gegenwart in eine andere Perspektive zu projizieren. Diesmal ist das immer aktuelle Thema Gentechnik dran. Als ob dieses nichts besonderes wäre, wird es gänzlich im Hintergrund des Charakterdramas von B'Elanna behandelt. Aber dennoch wird es tiefgründiger als in so manch anderen Serien dargestellt. Zwar ist die Gentechnologie sehr reizvoll, da man viele Dinge so formen kann wie man will, doch verlieren diese den Überraschungseffekt und ihre Individualität. Mit anderen Worten - sie werden schnell langweilig. Also kann dies nicht das Haupt-Motiv für die Anwendung für Gen-Technologie sein. Die Episode zeigt auf brillante Art und Weise - sowie es nur "Star Trek" und inbesondere "Voyager" können - ein anderes hauptsächliches Motiv: der eigene Vorteil.

B'Elanna wollte ihr Kind hauptsächlich aus dem Grunde verändern, damit es keine Gefahr für ihre Ehre darstellt. Sie tut dies also zu ihrem eigenen Nutzen, ohne den Schaden zu erkennen, den sie bei dem Opfer, sprich dem Kind, anrichtet. Dieses verliert ein Stück seiner Individualität und das Recht, selbst über sein Schicksal zu bestimmen. Genau dies spiegelt das Problem unserer Gegenwart wider: Wer führt schon hauptsächlich Genmanipulationen durch, um dem Manipulierten zum Vorteil zu verhelfen? Meistens sind es Sachen, die den "Tätern" etwas bringen, das Opfer wird nicht gefragt. Aktuelles Beispiel hierfür: Embryozellen. Genmanipulation bedeutet auch, sich dem tatsächlichen Problem nicht zu stellen. Doch ist man als Mensch wirklich einen Schritt weiter, wenn man nicht lernt, sondern sich davor drückt?

Dennoch wollen wir die Vorteile der Genmanipulation nicht außer Acht lassen und das hat die Episode erstaunlicherweise auch nicht. So können Kinder vor einer schweren Krankheit bereits vor der Geburt behandelt werden, sprich von der falsch gekrümmten Wirbelsäule von B'Elannas Kind.

Es ist erstaunlich, mit welch einer Leichtigkeit es "Star Trek"- und vor allem "Star Trek: Voyager"-Autoren gelingt, eine im Grunde nicht einfach zu vermittelnde Botschaft mit sowenigen Sätzen so intensiv zum Ausdruck zu bringen, wobei sie Vor- und Nachteile zeigen.

Eine rührende Szene in "Abstammung" ist die Ernennung des Doktors zum Patenonkel. Dass dieser nicht nur qualifizierter ist, weil er ein Mediziner ist, sondern auch motivierter an die Aufgabe herangeht, da er schließlich seine Menschlichkeit erforschen will und dieses sehr gut bei der Entwicklung eines Kindes tun kann, macht ihn perfekt für die Rolle. Der Doktor kommt dem wahren menschlichen Dasein wieder ein Stück näher, weil er nun die Chance erhält, Verantwortung für ein Wesen zu übernehmen.

"Abstammung" hat auch seine witzigen Momente. Vor allem der Anfang mit Icheb, der das Kind als Parasiten identifiziert, ist für einen Lacher gut. Aber auch die schnelle Verbreitung der Nachricht von der Schwangerschaft von B'Elanna ist nicht nur lustig, sondern fügt sich prima in die typische familiäre "Voyager"-Atmosphäre ein.

"Abstammung" ist ein brillantes Stück Charaktergeschichte, welche zeigt, auf welchem Höhenflug sich die siebente Staffel von "Voyager" befindet. Für mich ganz persönlich ist diese bereits jetzt die beste aller "Star Trek"-Staffeln.

Vor allem wegen ihrer Darsteller ist "Abstammung" so sehr gelungen. Roxann Dawson spielt fabelhaft ihre Rolle als launige, aber stets sympathische B'Elanna Torres. Die Rückblenden erfüllen die Episode mit Tiefgang. Die jüngere B'Elanna wird von Jessica Gaona gespielt, die hier ein bemerkenswertes Debüt abliefert. Vor allem geht die Szene tief unter die Haut, in der die jüngere B'Elanna beim Privat-Gespräch mitlauscht.

Robert Duncan McNeill als überraschter Tom Paris und fürsorglicher Ehemann spielt sehr einfühlsam und großartig. Vor allem in den Streitdialogen läuft er zur Hochform auf. Es ist bemerkenswert, welch eine Spannung in den Streitszenen herrscht, doch die beiden Charaktere nie entfremdet werden. Zwischen den beiden herrscht eine solch authentisch dargestellte feste Liebe, dass der Zuschauer meinen könnte, die Schauspieler wären in Wirklichkeit auch zusammen. Eine vergleichbare Authentizität bei einem Liebespaar gab es bisher in "Star Trek" nicht. "Voyager" ist ihren Vorgängern weit voraus.

Es ist der siebenten Staffel hoch anzurechnen, dass viele Charaktere mehrmals im Mittelpunkt stehen dürfen. Vor allem ist dieser Staffel hoch anzurechen, dass die Beziehung von Tom und B'Elanna fortgeführt wird. Kaum haben beide geheiratet, schon bekommen sie bald ein Kind. Die Beziehung der beiden gibt der Serie eine gewisse Stabilität. Diese Stabilität hat nun mit dieser Episode zugenommen. Mit dieser Episode darf B'Elannas Charakter als "behandelt" betrachtet werden. Denn wir kennen nun ihre Vergangenheit und die Haupt-Ursachen für ihr Verhalten. Doch das macht den Charakter nicht weniger interessant, da ihm eine neue Ära bevorsteht, bei der die alten Fehler erkannt und beseitigt und die Stärken ausgebaut werden.

Fazit

"Abstammung" ist die beste Charakter-Episode der bisherigen siebenten Staffel. Sie ist voller intensiver Szenen und denkwürdiger Charaktermomente. Die Episode wartet mit einem großen Tiefgang auf und benutzt diesen, um einen Charakter zu analysieren, zu bewerten und weiterzuentwickeln. Dabei ist der Aufbau so geglückt, dass dieser die Spannung bis zum Ende erhält. "Abstammung" zeigt auch ein aktuelles Thema aus unserer Gegenwart und lässt den Zuschauer dieses auf geschickte Weise aus einem anderen Blickwinkel betrachten.

Episoden wie "Abstammung" machen einem den Abschied von der Serie nicht gerade leicht. So gelungene, intelligente und durchwegs fesselnde Episoden wird der Zuschauer in naher Zukunft wohl in keiner Scifi-Serie zu sehen bekommen. Bereits jetzt stellt sich eine leichte Melancholie ein.

Note: 1+

Inhalt von Alexander Dennebaum (ad), Kritik von Shen Li (sl); aktualisiert am 25.12.2005